24.11.2024, Ewigkeitssonntag
Psalm 126
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Liebe Gemeinde,
können Sie sich an Ihren letzten Traum erinnern? Ich kann es nicht, denn ich vergesse meine Träume schnell wieder.
Es gibt aber Menschen, die können sich ihre Träume merken oder sie schreiben sie auf. Manches Mal passieren schreckliche Dinge im Traum und diese verfolgen einen und wir sind froh, wenn wir aufwachen, dass es nur ein Traum gewesen ist. Manchmal sind es regelrechte Alpträume, die wir erleben.
Es gibt auch schöne Träume, die uns Abenteuer erleben lassen, die uns mit Menschen zusammenführen, die wir im Leben nicht persönlich treffen würden. Es gibt ganze Berufsfelder, die sich mit Träumen und ihrer Deutung beschäftigen. Was verstehen wir unter einem Traum? Wikipedia gibt eine Antwort: Unter Traum oder Träumen versteht man das psychische Erleben während des Schlafes. Der Traum ist somit eine besondere Form des Bewusstseins. Während der Körper sich weitgehend in Ruhe befindet, kann der Träumer doch bewegte Szenen erleben – [Quelle:Wikipedia]
Träumen kann schön oder eben auch schrecklich sein. In unserem Predigttext geht es heute auch um das Träumen – um die Erlösung durch unseren HERRN. Ich lese Psalm 126
1 Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. 2 Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Völkern: Der HERR hat Großes an ihnen getan! 3 Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich. 4 HERR, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland. 5 Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. 6 Sie gehen hin und weinen und tragen guten Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Lutherbibel 2017
Dieser Psalm spricht von der Wiederkunft des HERRN, von Freiheit und Erlösung.
Auf diese Hoffnung hin, können wir unser Leben ausrichten. Aber noch ist es nicht so weit. Wir haben es vorhin gehört, dass knapp 60 Gemeindeglieder im Kirchenjahr gestorben sind. Jeder einzelne Todesfall hinterlässt Familienmitglieder, Weggefährten und Freunde. Es entsteht eine Lücke, die schmerzhaft ist. Und es braucht viel Zeit, mit dem Verlust eines geliebten Menschen umzugehen. In der Trauerzeit durchleben die Angehörigen und Freunde oft eine Ausnahmezeit und auch eine Zeit von unkontrollierbaren Gefühlen. Tränen suchen sich eine Bahn und die Frage nach dem Warum steht im Raum.
Ich selbst habe vor zwei Jahren meine älteste Schwester nach einer langen Krebserkrankung verloren und konnte lange nicht darüber sprechen, so tief saß die Trauer um sie. Ich habe aber auch erlebt, wie gut es tut, wenn andere nachfragen, wie es einem geht. Das trägt und stützt.
In der Konfirmandengruppe haben wir in den letzten beiden Stunden über die Themen Tod und Ewigkeit gesprochen und uns darüber ausgetauscht, wie es für sie war, als vertraute Menschen nicht mehr da waren. Sie waren sehr offen und konnten gut darüber reden.
Trauer kann Menschen ganz in Beschlag nehmen. Heute wollen uns die Worte des Psalms 126 trösten. Die Trauer wird verwandelt in Freude. Wir alle leben hin auf die Wiederkunft unseres HERRN. Aus den Tränen der Trauer werden Tränen der Freude. Der Psalm spricht von einer großen Verwandlung. Dieser Blick in die zukünftige Zeit, durch die wir jetzt wie durch ein Schlüsselloch schauen, sie lässt uns etwas ganz Neues gewinnen – eine Hoffnung, die nicht aus uns selbst kommt, sondern von Gott. Die Hoffnung, und die Freude, dass wir alle einmal bei Gott geborgen sein werden, diese Hoffnung will sich heute unter uns breit machen. Sie lässt uns hoffen, dass unsere gestorbenen Angehörigen, Gemeindeglieder und Wegbegleiter bei Gott angekommen sind und dass sie nun befreit sind von all ihren Schmerzen und ihrem Leid.
Wie aber kann ich zu dieser Hoffnung gelangen? Wie wird sie Wirklichkeit auch in meinem Leben heute und jetzt? Der Psalm will uns dazu helfen, eine Antwort zu finden. In Vers 4 heißt es: HERR, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
Die Israeliten haben damals die Erfahrung gemacht, das ausgetrocknete Bäche sich wieder voll mit Wasser gefüllt haben. Damit ist eine entscheidende Wendung passiert und neues Leben kehrte zurück in Trost – und Hoffnungslosigkeit. Das Wasser ist ein Zeichen des Lebens und des Wandels.
Unser Glaube an Gott lebt von seinem Wort und von den Erfahrungen, die Menschen in ihrem Leben mit ihm gemacht haben. Darüber lohnt es, sich auszutauschen. Und auch wir wollen heute ein Erinnerungscafè starten, bei dem wir unsere Erfahrungen mit Tod, Trauer – aber auch Trost und Halt miteinander teilen können.
Der Glaube braucht Ermutigung und Gemeinschaft. Und alle Trauer braucht Zeit, Geduld, Liebe und Zugewandtheit. So können Trost und Zuversicht, diese beiden zarten Pflanzen auf fruchtbaren Boden fallen und wachsen.
Wir werden sein, wie die Träumenden – das bedeutet für mich, dass wir in unserer Traurigkeit und unserem Leid nicht allein sind. Es gibt Menschen, die helfen wollen und mittragen, und es gibt andere, die im Gebet die Trauernden begleiten. Das zu wissen, tut unendlich gut und gibt Halt.
Lasst uns gemeinsam träumen von der Zeit, die uns der HERR versprochen hat – unsere Erlösung, wenn der HERR wiederkommt. Wir gehen auf den Advent zu und warten auf die Ankunft von Jesus in unserer Welt. Angesichts der vielen Krisen und der Kriege sehnen wir uns umso mehr nach Erlösung und einer Wende unserer Welt zum Guten hin. Wir träumen davon, dass Friede und Gerechtigkeit sich küssen und kein Krieg, kein Leid noch Geschrei mehr sein wird.
So viele Tränen wurden schon vergossen und die Sehnsucht nach Frieden ist groß. Wir müssen beschämt zugeben, dass wir selbst keinen dauerhaften Frieden machen oder halten können. Umso größer ist die Bitte um den Frieden, den nur Gott uns geben kann.
In einem neueren Lied von Gerhard Schnath heißt es:
Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen, wenn Friede und Freude und Gerechtigkeit die Kreatur erfüllt. Dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.
Es kommt die Zeit, in der die Völker sich versöhnen, wenn alle befreit und zusammenstehn. Dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.
Es kommt die Zeit, da wird der Erdkreis neu ergrünen mit Wasser, Luft, Feuer, wenn der Menschen Geist, des Schöpfers Plan bewahrt. Dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.
Amen
Gabriele von Dressler
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