12. Januar 2025 · 1. Sonntag nach Epiphanias
Predigttext: Joshua 3, 5-17
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Liebe Gemeinde, die Wege des Herrn sind unergründlich. Es war einmal ein Mann, der als einzige Überlebende eines Schiffbruchs an einem kleinen, verlassenen Strand angespült wurde. Er betete, dass Gott ihn retten würde, und schaute jeden Tag auf den Horizont, um zu sehen, ob Hilfe auf dem Weg war. Tagelang wartete er auf seine Rettung. Tage wurden zu Wochen. Schließlich gelang es ihm, eine kleine Hütte aus Treibholz zu bauen, um sich vor den Elementen zu schützen.
Eines Tages, nachdem er am Strand gesessen und stundenlang auf den Ozean gestarrt hatte, der zwischen ihm und der Zivilisation stand, kehrte er zu der kleinen Hütte zurück, die mittlerweile zu seinem Zu Hause geworden war. Die Hütte stand in Flammen. Der Rauch stieg in den Himmel. Es war mehr, als der Mann ertragen konnte. Erschüttert vor Trauer und Wut, schrie er in den Himmel: „Gott, wie konntest du mir das antun?“
Am nächsten Tag erwachte der Mann zum Klang eines Schiffes, das sich der Insel näherte. Er war gerettet!
Als er an Bord geholt wurde, fragte er erstaunt: „Wie habt ihr mich bloß gefunden? Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?“ „Wir haben dein Rauchsignal gesehen“, antworteten sie.
Liebe Gemeinde, wir werden nicht immer verstehen, aber wir können immer darauf vertrauen, dass Gott die Kontrolle hat. Mit dem, was wie ein verheerender Schlag für den gestrandeten Mann aussah, der wirklich keine weiteren schlechte Nachrichten in seinem Leben brauchte, rettete Gott diesen Mann aus seinem Inselgefängnis.
Der Predigttext für heute finden wir im Buch des großen Propheten Joshua, Kapitel 3, Verse 5-17: Es sprach Josua selbst zum Volk: »Reinigt euch und bereitet euch darauf vor, Gott zu begegnen! Morgen wird er vor euren Augen Wunder tun.« Am nächsten Tag forderte Josua die Priester auf: »Nehmt die Bundeslade und tragt sie vor dem Volk her!« Sie folgten seinem Befehl. Darauf sprach der HERR zu Josua: »Ich will heute damit beginnen, dir bei allen Israeliten Achtung zu verschaffen. Sie sollen wissen, dass ich dir beistehe, so wie ich Mose beigestanden habe. Befiehl den Priestern, mit der Bundeslade anzuhalten, sobald ihre Füße das Wasser des Jordan berühren.« Josua ließ die Israeliten zusammenkommen und rief ihnen zu: »Hört, was der HERR, euer Gott, euch sagt: Ihr sollt wissen, dass der lebendige Gott bei euch ist und dass er ganz sicher für euch alle Völker eures neuen Landes vertreiben wird: die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter. Seht, hier ist die Bundeslade des Herrn, dem die ganze Welt gehört! Die Priester werden sie vor euch her in den Jordan tragen. Sobald ihre Füße den Jordan berühren, wird das Wasser sich flussaufwärts stauen und wie ein Wall stehen bleiben. Wenn das geschehen ist, brauche ich zwölf Männer von euch. Wählt aus jedem Stamm einen aus!« Das Volk brach seine Zelte ab und war bereit, den Fluss zu überqueren. Vor ihnen gingen die Priester mit der Bundeslade. Der Jordan war wie jedes Jahr zur Erntezeit über die Ufer getreten. Als nun die Träger der Bundeslade das Wasser berührten, staute es sich. Es stand wie ein Wall sehr weit flussaufwärts in der Nähe des Ortes Adam, der bei Zaretan liegt. Das Wasser unterhalb des Walles lief zum Toten Meer hin ab. So konnte das Volk durch das Flussbett gehen. Vor ihnen lag die Stadt Jericho. Die Priester mit der Bundeslade des HERRN standen auf festem Grund mitten im Jordan, und die Israeliten zogen trockenen Fußes an ihnen vorüber ans andere Ufer.
Liebe Gemeinde, die Israeliten zogen trockenen Fußes ans andere Ufer. So endete ihre 40-jährige Odyssee durch die Wüste ins gelobte Land. Ins Land, wo Milch und Honig fließen. Im Alten Testament gibt es vier Fälle, wo ein Gewässer sich teilt und Gottes Volk trockenen Fußes zur anderen Seite gelangen. Das erste Mal, dass dies geschieht, ist bei der Flucht der Israeliten aus Ägypten, wo sie das Schilfmeer durchquerten. Im zweiten Buch Mose lesen wir: Mose streckte seine Hand über das Wasser aus; da ließ der Herr einen starken Ostwind aufkommen, der das Meer die ganze Nacht hindurch zurücktrieb und den Meeresboden zu trockenem Land machte. Das Wasser teilte sich, und die Israeliten konnten trockenen Fußes mitten durchs Meer ziehen. Links und rechts von ihnen türmten sich die Wassermassen wie Mauern auf.
Das zweite Mal, wo ein Gewässer sich teilte, finden wir im Predigttest für heute. Als Josua mit dem Volk Israel den Jordan durchquerte. Das dritte Mal, das ein Gewässer sich teilte, war gleich bevor Elia in einem Wirbelsturm – in einem Wagen aus Feuer – in den Himmel geholt wurde. Zusammen mit Elisa erreichte er den Jordan und wie es im 2. Könige steht: „Elia zog seinen Mantel aus, rollte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Da teilte es sich, und die beiden konnten trockenen Fußes das Flussbett durchqueren.“ Und das vierte Mal, das ein Gewässer sich teilte, war es wieder der Jordan. Nach der Himmelfahrt von Elia. Elisa war allein auf den Weg zurück nach Israel und erreichte wieder den Fluss. Und es steht geschrieben, „wie vorher sein Lehrer Elia schlug jetzt er mit dem Mantel auf das Wasser und rief: »Wo ist der Herr, der Gott Elias?« Da teilte sich das Wasser, und Elisa konnte den Fluss wieder durchqueren.“
Liebe Gemeinde, wie Sie wissen, Wasser ist ein starkes Symbol. Gerade in der Bibel. Wasser markiert meistens eine Veränderung. Es markiert meistens der Anfang oder Ende eines Auftrags, eines Lebenszwecks oder einer Reise.
Bei der Flucht der Israeliten vor den Ägyptern markierte das Durchqueren des Schilfmeers, den Übergang von der Sklaverei in die Freiheit.
40 Jahre später markierte das Durchqueren des Jordans unter der Anführung Josuas den Übergang von der prekären Existenz in der Wüste in die Sicherheit des Landes, wo Milch und Honig fließen.
Und 600 Jahre später nahm Elia Abschied von seinem Amt als Propheten und wurde von der Erde in den Himmel aufgenommen, nachdem er den Jordan durchquerte.
Und letztlich begann Elisas Amtszeit, als er den Mantel von Elia übernahm. Er nahm ihn und schlug ihn auf den Jordan. Und der Jordan zerteilte sich und Elisa ging trockenen Fußes hinüber.
In allen vier Fällen markiert Wasser das Ende einer Epoche und der Anfang von etwas neues.
In der Schriftlesung heute hörten wir die Geschichte von Jesu Taufe. Jesus ist der gleiche Name wie Josua. Jesu Taufe markiert der Anfang seiner Mission. Im Johannesevangelium lesen wir, dass unmittelbar nach seiner Taufe, Jesus die 12 Jünger zu sich sammelte.
Und was geschah danach? Jesu vollbrachte sein erstes Wunder. Und natürlich ging es um Wasser. Und Wein. Die Umwandlung des Wassers in den Wein unterstrich Jesu Autorität. Sie beglaubigte die Echtheit seiner Mission.
Und was ist mit uns? Wo erleben wir Wasser als einen Wendepunkt? Bei unserer Taufe natürlich. Aber unsere Taufe hat eine andere Bedeutung als Jesu Taufe. Jesu Taufe markierte der Anfang seiner Mission als Messias und Retter von uns allen.
Die Kindertaufe markiert die Aufnahme des Kindes in die christliche Gemeinschaft. Dem Kind wird zugesprochen, dass es nun zu Christus gehört und von Christus erlöst wurde. Die Eltern und die Paten versprechen das Kind eine christliche Erziehung zu geben, damit es in den Glauben wachsen wird. Das Wasser symbolisiert den Eintritt des Kindes in die christliche Gemeinschaft.
Manche von uns wurden aber als Erwachsene getauft. Dort symbolisiert das Wasser die Entscheidung des Erwachsenen für Jesus.
Aber Wasser hat im Grunde die gleiche Bedeutung bei der erwachsenen Taufe wie bei der Kindertaufe. Es symbolisiert die Reinigung, Erneuerung und Befreiung des Getauften von der Sünde. Es symbolisiert den Übergang vom alten zum neuen Leben. Ein Erwachsener trifft selber die Entscheidung, dass er dies will. Bei der Kindertaufe treffen die Eltern die Entscheidung für ihr Kind und versprechen das Kind so zu erziehen, das es eines Tages selbst sich zu seiner Taufe und ihrer Bedeutung bekennt. Das wird dann oft durch die Konfirmation bestätigt.
Und alle diese Erfahrungen mit Wasser haben eins gemeinsam: Sie sind alle Hinweise auf Gottes Handeln. Aber damit Gott handeln kann, bedürfen alle diese Handlungen menschliches Mitwirken. Mose musste seine Hand über das Wasser ausstrecken, bevor Gott das Schilfmeer teilte. Bei Josua mussten die Priester die Bundeslade in den Fluss tragen, bevor Gott den Jordan teilte. Elia und Elisa mussten auf den Jordan mit Elias Mantel schlagen, bevor Gott es teilte.
Und Jesus musste zu Johannes den Täufer gehen und in den Jordan hineingehen bevor der Himmel sich öffnete, die Taube herabfuhr und Gott Vater verkündete: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Und letztlich müssen wir zu Gott gehen, bei der Taufe, beim Abendmahl, beim Gottesdienst Besuch, im Gebet, beim Bibel lesen, damit Gott sich uns offenbaren kann. Damit Gott uns segnen kann. Damit wir im Glauben wachsen können.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herze und Sinne in Jesu Christi, unserem Herrn. Amen.
Gerald MacDonald
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