13. 10. 2024
Ansprache zu Psalm 91
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Als ich das erste Mal von Gottes Schutz hörte, war ich ein Kind von ca. fünf Jahren. Ich wohnte damals in Ebersdorf in Thüringen. Da gab es drei Häuser, die einen ganz besonderen Namen hatten. Ein Haus hieß: Gottesschutz, ein Haus hieß Sonnenschein und ein Haus Emmaus. Das Haus Gottesschutz war ein kirchliches Heim für Kinder bis zu drei Jahren. Das Haus Sonnenschein gibt es auch heute noch. Es ist das Freizeitheim und das Haus Emmaus ist das Altenpflegeheim.
Zu diesen drei Häusern schrieb ein Besucher mal ein Lied.
- Was brauchst du auf der Welt, brauchst du mehr, als Gut und Geld. Wovon lebt unsre Welt, dass sie Gottes Schutz erhält.
- Was macht warm, wenn man friert, Was macht hell, dass man spürt, was erfreut groß und klein. Ja das ist der Sonnenschein.
- Auf dem Weg waren zwei Jesus selbst auch dabei. Sie sind froh, ganz am Schluss, das geschah in Emmaus.
Gottes Schutz ist wie ein großer gespannter Regenschirm über uns. Dieser Schutz ist immer da, auch wenn wir ihn mit unseren Augen nicht sehen.
Wozu brauchen wir seinen Schutz? Der Psalmbeter kennt die Gefahren, denen er ausgesetzt ist und er zählt sie auf: 3 Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest. 4 Er wird dich mit seinen Fittichen decken, / und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, 5 dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor dem Pfeil, der des Tages fliegt, 6 vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.
Fallstricke begegnen uns auch heute. Da will mir z. B. eine Werbung weiß machen, dass ich das angepriesene Produkt unbedingt kaufen muss, weil es mir den Alltag doch so erleichtert. Und ich kaufe es und merke schnell, dass ich es eigentlich gar nicht gebaucht hätte. Oder ich schließe aus Sorge vor Gefahren viele Versicherungen ab, die aber dann im Ernstfall nicht greifen, da ich das Kleingedruckte nicht gelesen habe. Lauter Fallstricke.
Die verderbliche Pest – das kann eine Krankheit sein, so wie wir sie vor ein paar Jahren erlebt haben. Gerade weil sie so unbekannt war, hat sie viel unter uns Menschen angerichtet. Da sind wir noch heute dran, das aufzuarbeiten.
Das Grauen der Nacht: Da spielt die Angst eine große Rolle. Angst vor dem Dunklen in unserem Leben, vor Schuld und Ohnmacht.
Angst vor dem Pfeil, der des Tages fliegt: Was, wenn ich mich nicht schütze und mich etwas so trifft, dass ich daran kaputt gehen.
Lauter Hiobsbotschaften, von denen der Psalmbeter da spricht. Aber mittendrin steht die Hoffnung, dass Gott mich deckt und schützt. Das höre ich heute ganz besonders heraus und das tröstet mich.
In all dem Grauen um mich herum, darf ich daran festhalten:
9 Denn der HERR ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. 11 Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, 12 dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
Gott ist meine Zuversicht und meine Zuflucht. Ihm darf ich alles sagen, was mir Angst und Sorgen macht. Vor ihm kann ich es aussprechen und er hört mir zu.
Gott schickt uns Boten, seine Engel, die uns behüten sollen. Er lässt uns nicht allein in dieser Welt. Wir sind getragen und umsorgt, weil er sich um uns sorgt.
Gott will in uns den Glauben stärken und uns Zuversicht und Hoffnung wieder neu schenken. Wenn wir ihm im Gebet bitten, dann bekommen wir neue Kraft für den Tag und die Aufgaben, die vor uns stehen. Er lässt uns nicht im Stich und er lässt die Welt nicht im Stich.
Er fordert uns auf, auch in schlimmen, schwierigen und herausfordernden Zeiten ihn nicht zu vergessen, sondern unsere Hilfe ganz auf ihn zu setzen.
Und diese Hoffnung können und sollen wir in die Welt tragen. Wir können damit ein Licht in der dunklen Welt sein und Hoffnung weitergeben.
Denn Gottes Schutz ist sein Geschenk an uns. Wir können sie nicht bezahlen, weil sie viel mehr ist als Geld und Gut. Sein Schirm und Schild lässt uns auch in den größten Gefahren geborgen sein.
Ein großer Theologe im Widerstand hat das auch für sich erkannt und diesen Trost an uns weitergegeben in seinem eindrucksvollen Lied. Es ist Dietrich Bonhoeffer. Er schrieb das Lied 1944 in seiner Zelle.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Was für ein Glaube und was für eine innere Hoffnung kommen uns in diesen Zeilen entgegen.
Gott ist schützend vor uns, hinter uns, unter und über uns. Er ist da und er begleitet uns.
Amen
Gabriele von Dressler
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