O-S-T-E-R-N – Unser Leben wird neu
12.04.2020 (Ostersonntag), 1. Kor. 15, (12-18) 19-28
12.04.2020 (Ostersonntag), 1. Kor. 15, (12-18) 19-28
Leben zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Leben und Tod, ein Auf und ab der Gefühle.
So würde ich die letzten Wochen beschreiben, die die Menschen in Atem gehalten hat, weil sich ein unbekanntes Virus in unserer Welt breit macht. Viele Menschen sind schon von ihm befallen und viele Infizierte auch daran gestorben. Eine große Angst hat sich breit gemacht. Da kommt etwas auf uns zu, was wir nicht kennen und von dem niemand so richtig weiß, ob und zu wem es kommt und wie es dem Betreffenden dann geht. Diese Angst hat auch unsere Familie getroffen und das schlimmste war, wir konnten nicht hin. Reisen ist gerade nicht möglich, damit sich das Virus nicht noch schneller verbreitet. „Wir bleiben zu Hause“ heißt es überall im Fernsehen zu den verschiedenen Sendungen eingeblendet.
Heute feiern wir das Osterfest – das Fest der Auferstehung von Jesus Christus. Ein Freudenfest inmitten der lähmenden Stimmung unserer Tage. Wie gut das tut!
Hört die Worte von Paulus aus dem 1. Korintherbrief, die Verse 19-28
Mitten hinein in unsere düsteren Tag kommt diese Freudenbotschaft: Christus ist auferstanden von den Toten. Jesus lebt. Jesus lebt, so haben in den 1960er-Jahren junge Menschen diese frohe Botschaft an ihren T-Shirts oder Jacken getragen, in einer Zeit, als die Theologie begann, an der Auferstehung zu zweifeln. Und ich erinnere mich auch daran, dass einer unserer Hausmeister in den 1990er-Jahren die Botschaft: Jesus lebt mit Osterglocken vor unseren Kirchensaal geschrieben hat. Er hatte die Zwiebeln so in die Erde gesteckt, dass es deutlich zu lesen war. Was für ein Zeichen und Bekenntnis.
Jesus lebt! Das wird auch uns heute gesagt – Dir und mir. Er hat den Tod bezwungen und macht uns frei. Er schenkt unserer Seele Hoffnung und neuen Lebensmut. Zugegeben, die Umstände in denen wir das in diesem Jahr hören, sind bedrückend. Corona ist um uns, vielleicht auch in uns. Sorgenvoll hören wir im Radio von immer mehr Erkrankten in der ganzen Welt. Wir wagen uns kaum noch einkaufen zu gehen und schauen ängstlich auf den Menschen in der Nähe, der ein Taschentuch zückt oder hustet. Solche vorher ganz normalen Sachen machen uns misstrauisch und ängstlich. Und inmitten dieser Gedanken heißt es heute:
Freut euch: Jesus lebt! Unsere sorgenvollen Gedanken werden durch diese Botschaft durchkreuzt. Wir heben den Blick aufwärts und atmen durch. Ja, heute feiern wir die Auferstehung von Jesus. Es ist in diesem Jahr auch anders, weil uns die vertraute Form fehlt. Normalerweise treffen wir uns vor Sonnenaufgang erst im Saal, dann auf dem Gottesacker und können dieses unfassbare Geschehen in Gemeinschaft erfahren. Und heute hören wir die Botschaft zu Hause am Fernsehen oder am Computer. Das ist schon sonderbar. Wie können wir es heute erfahren?
Ich versuche es heute mal visuell und hänge sechs Buchstaben auf.
O wie Osterfreude.
Schon wenn wir den Buchstaben aussprechen, weitet sich unser Mund. Und nicht nur der Mund, nein, der ganze Körper scheint diese Botschaft der Auferstehung aufzusaugen. Die Lungen füllen sich mit Atem, das Herz ist mit Freude erfüllt. Die Osterfreude ist ansteckend und holt uns heraus aus dem Dunkel, das uns in diesem Jahr ganz eindrücklich begegnet ist. Von dieser Freude können und sollen wir uns alle anstecken lassen. Sie soll sich ausbreiten, in alle Zimmer, Wohnungen, in alle Straßen und Plätze, in alle Orte, Städte und Länder. Viele Bläserinnen und Bläser bringen die Botschaft der Auferstehung mit den Osterchorälen von ihren Häusern aus in die Welt. Was für eine wunderbare Aktion. Jesus hat den Tod besiegt – ein für allemal.
S wie Sieg.
Sieg, das ist etwas Herausragendes. Wer einmal im Leben einen Sieg errungen hat, wird das nie wieder vergessen. Ein Sieger im Sport z. B. ist überwältigt von großen Gefühlen. Lachen und Weinen sind da ganz beieinander. Die lange Zeit der Vorbereitung, das jahrelange Training und die Disziplin zahlen sich aus. Das schier unfassbare ist gelungen. Der Sieg ist die Belohnung.
Jesus hat diesen Sieg für uns Menschen errungen – den Sieg über den ewigen Tod. Wir alle werden einmal sterben, aber damit ist unser Leben nicht zu Ende. Nein, unser Leben wird bei Gott weitergehen. Jesus war diszipliniert. Er hat Gottes Willen hier auf Erden getan. Das war für ihn auch nicht immer leicht. Aber er hat genau gewusst, wohin er sich nicht nur in Schwierigkeiten hinwenden kann. An Gott, seinen Vater. Zu ihm hat er gebetet, gerufen, gefleht. Und Gott hat ihn gehört. Das gibt auch uns den Mut und das Vertrauen, uns an Jesus im Gebet zu wenden.
T wie Tod.
Der Tod ist Teil unseres Lebens. Er wird oft ausgeblendet, zur Seite geschoben oder bleibt unerwähnt. Mit dem Tod endet das Leben hier auf dieser Erde. Aber durch den Tod Jesu am Kreuz dürfen wir wissen, dass der Tod für uns ein Übergang ist in Gottes ewiges Reich. In unserem Predigttext heißt es in Vers 20: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“
Der Tod verliert seinen endgültigen Schrecken. Nicht nur Jesus ist auferstanden, auch wir werden einmal auferstehen am jüngsten Tag. Unser Leben wird weiter gehen – anders als unser Leben hier und wie genau, das wissen wir auch nicht. Aber es wird weiter gehen mit uns. Das ist die Auferstehungshoffnung, die wir in uns tragen dürfen.
E wie einzigartig.
Diese Hoffnung ist einzigartig. Wir können uns das mit unserem Verstand nicht ausmalen und vorstellen. Es ist einzigartig, was Gott da für uns getan hat. Er hat seinen Sohn zu uns in diese Welt gesandt, er hat ihn leiden und sterben lassen, damit wir ewig leben können. Was für eine übergroße, einzigartige Liebe hat uns Gott damit gezeigt. Er, der uns geschaffen und ins Leben gerufen hat, rettet uns alle vor dem ewigen Tod. Im Korintherbrief heißt es im Vers 26: „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“ Wir dürfen frei werden von Ängsten und Sorgen, die uns manchmal ganz schön zermartern und zermürben. Jesus befreit uns davon, so wie er sich auch von den Ängsten befreit hat. Das ist einzigartig.
R wie richtig.
Manchmal erlebe ich in mir aber doch Zweifel, ob die Botschaft von der Auferstehung und dem ewigen Leben auch für mich selber gilt. Mein Leben lief nicht immer glatt. Es gibt sie auch bei mir, die Zweifel. Und wenn ich mich umsehe und immer wieder mit Zahlen konfrontiert werde, die das Virus an Todesfällen hinterlässt, dann ist meine Ohnmacht groß. Hinter jedem Toten steckt ein Mensch, eine ganz Familie. Ja, es fällt mir in diesen Tagen nicht leicht, die Ängste und Sorgen zu vergessen. So wird es sicher vielen unter uns gehen. Wir haben aber auch eine Adresse, wohin wir uns wenden können – im Gebet zu Jesus. Er teilt das Leid mit uns, er hilft uns richtig, wirklich. Am Mittwoch gab es beispielsweise eine große Gebetskette organisiert vom Gebetshaus. Da waren Menschen an den Bildschirmen zu Hause im Gebet mit Gott vereint. Und es gibt auch die täglichen Gebete zu Hause.
N wie neu.
Unser Leben wird neu. Das können wir spüren. Neues wächst, das können wir auch gerade in der Natur entdecken. Bäume lassen ihre Knospen ausspringen. Blumen entfalten sich, die Vögel finden sich in Scharen in diesen Tagen zu wahren Orchesterbesetzungen zusammen – für sie gilt nicht das Abstandsgebot. Unser Leben kann innerlich neu werden. Durch den Tod und die Auferstehung von Jesus werden auch wir erneuert. Wir sind befreit von unserer Schuld und dürfen neu ins Leben gehen.
Osterfreude heißt: Der Sieg Jesu über den Tod macht unser einzigartiges Leben richtig neu.
Darum wollen wir alle fröhlich sein. Amen
Gabriele von Dressler