Ansprache zum Ältestenfest
10. November 2024
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Liebe Gemeinde,
jedes Jahr werden wir an das wichtige Ereignis erinnert, welches die junge Brüder- Unität sehr bewegte. Die Brüdergemeine wuchs und breitete sich aus und nun ging es darum, wer dieser Kirche vorsteht. Dieses Amt wurde bisher von einem Generalältesten besetzt. Auf der Synode in London ging es um die Neubesetzung dieses wichtigen Amtes. Bis dahin hatte sich Bruder Leonhard Dober darum gekümmert. Es war das wichtigste Amt in der Brüdergemeine und sollte verhindern, dass die Gemeine in eine Sekte degenerieren könnte. (Zeitschrift Brüdergeschichte 1) Br. Dober merkte aber sehr schnell, dass das Amt viel zu groß war, da er nicht an allen Orten sein konnte. Am 16. September 1741 beteten die Mitglieder der Synode um eine richtige Entscheidung. Sie schlugen dann das Losungsbuch auf und lasen den Text aus Jesaja 45,11 Weist meine Kinder und das Werk meiner Hände zu mir! Da wurde ihnen klar, dass Jesus selbst Ältester und Haupt der Gemeinde ist. Damit diese Nachricht alle Orte erreichte, was damals noch richtig aufwändig war, wurde der 13. November 1741 zum Ältestenfest erklärt. Bis heute denken wir an diesem Tag ganz besonders daran, dass Jesus Christus selbst der Älteste der Gemeinde und damit offizielles Oberhaupt der Brüder-Unität ist. Diese wichtige Entscheidung wurde nach intensiven Gebeten offenbar.
Was bedeutet das für uns heute? Wem folgen wir in diesen unsicheren Zeiten nach? Auf wen und auf was verlassen wir uns? Machen wir es wie die Brüder damals und schauen in der Losung nach: Da lesen wir aus Jesaja 61,10: Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott, denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet.
Diese Worte, in unsere heutige unsichere Zeit gesprochen, sie trösten mich. Ich kann fröhlich sein, wenn ich mich an Gott halte und seine Nähe suche. So muss es auch Jesaja gegangen sein. Er singt von der Freude und dankt für alles, was Gott für sein Volk getan hat und auch noch tun wird. Und das in schwierigen Zeiten. Viele hatten sich von Gott abgewendet und entfernt. Und da mitten hinein wird Gottes Volk der Erlöser versprochen. Kennen wir solche Zeiten nicht auch? Zeiten, die schwer sind und in denen sich viele von Gott abwenden, weil sie den Eindruck haben, dass Gott uns verlassen hat? Wenn wir in unser Land und darüber hinaus in die Welt blicken, dann kann uns das große Ängste und Sorgen machen: Die Welt nimmt schlimmen Lauf, Recht wird durch Macht entschieden, wer lügt, liegt obenauf – dieser Text aus einem Friedenslied von Jan Nooter und Jürgen Henkys ist so aktuell wie nie. Wo wir auch hinschauen, brechen sich Macht und Lügen Bahn und nehmen immer mehr zu. Wir sind mit unseren Argumenten schnell am Ende.
Und da kommt Jesaja mitten hinein in unsere trüben Gedanken und macht es hell. Wie kann er das? Fröhlich sein, angesichts der düsteren Situation damals und auch heute?
In dem er uns die Augen und vor allem das Herz öffnet für die Zuversicht, die er in sich trägt und die von Gott kommt. Er spricht davon, dass seine Seele fröhlich in Gott ist. Genau das ist der Schlüssel. Wenn wir nur auf uns und unsere Sorgen und Nöte achten, dann verlieren wir schnell Gott aus den Augen und dem Sinn, der gesagt hat, dass er immer bei uns sein will und uns innerloch stärken möchte. Dann können wir unsere Lasten vor ihm ablegen und darauf vertrauen, dass er uns mit Freude erfüllt. Ich stelle mir vor, dass das auch auf der Synode in London so gewesen ist. Es galt ein Amt neu zu besetzen und niemand fand sich dafür. Und dann kam die entscheidende Wende. Die Brüder erkannten, dass das Abgeben der Entscheidung im Gebet einen neuen Blick öffnen konnte. Sie wussten nicht mehr weiter, sie wussten aber, wem sie vertrauen konnten. Und dann war die Hilfe ganz nah. Weist meine Kinder und das Werk meiner Hände zu mir ! – auch ein Wort aus Jesaja.
Und mit dieser Wendung hin zu Jesus ging es allen gut und sie bekamen neue Kraft, Zuversicht und sicher auch innere Freude.
Und weiter heißt es im Lehrtext heute: denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet.
Die Kleider des Heils, das sind für mich Festkleider, die ich bekomme, wenn all der Dreck und der Schmutz, der an mir haftet, abgewaschen ist. Das sind meine Vergehen und meine Schuld, die ich ihm bringen kann und er nimmt sie weg und schenkt mir Kleider des Heils. Er macht mich heil und er macht auch dich heil.
Und dann der Mantel der Gerechtigkeit. Das ist so richtig dicker Stoff, der mich und dick einhüllt, wärmt und beschützt. Er gibt mir die Kraft, darauf zu vertrauen, dass Gottes Gerechtigkeit siegen wird und das ich darauf bauen kann, auch wenn es jetzt noch nicht danach aussieht.
Gottes Gerechtigkeit ist barmherzig mit allen Menschen – auch mit mir. Seine Liebe gilt uns allen, ohne dass wir es etwas dazu tun müssen. Sie gilt uns, weil wir uns seine geliebten Kinder nennen können. Das ist das größte.
Lasst uns diese Freude, die von Gott kommt und die auch nur er uns schenken kann, in uns aufnehmen und dann auch ausstrahlen. Wir leben in einer schwierigen Zeit – aber wir sind getragen und eingehüllt von Gottes Gerechtigkeit und Liebe.
Lasst uns seine Nähe wieder neu suchen und zu ihm beten:
Herr Jesus Christus, wir sind hier zusammengekommen, um Dich als den Ältesten unserer Gemeinde zu ehren. Du selbst bist es, der die Gemeinde lenkt und sie begleitet – jeden Tag neu. Wir kommen zu dir, so wie wir sind – mit unseren Sorgen, Nöten und mit unserer Schuld. Wir bitten dich, höre du uns zu und hilf uns. Nimm unsere Sünden und alles weg, was uns von Dir trennt und mach uns frei und voller Vertrauen in dich. Du bist mitten unter uns, wenn wir Brot und Wein miteinander teilen. Lass uns in unserem Nächsten unseren Bruder und unsere Schwester erkennen. Stärke uns auf unserem gemeinsamen Weg.
Amen
Gabriele von Dressler
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