Hilfe zum Tragen
21.06.2020 (2. Sonntag nach Trinitatis), Matthäus 11,25-30
21.06.2020 (2. Sonntag nach Trinitatis), Matthäus 11,25-30
Heute kommt wieder einmal das Joch zum Einsatz.
Manche kennen es schon.
Ein früherer Hausmeister hat es mir besorgt.
Es kommt immer zum Einsatz, wenn im Predigttext ein Joch vorkommt.
Dies ist heute wieder der Fall.
Ich lese uns Mt 11, 25 – 30
Jesus spricht:
28 Kommt her zu mir, ihr alle, die ihr müde geworden seid und euch beladen fühlt; ich will euch ausruhen lassen.
29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin freundlich und demütig, von ganzem Herzen, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
30 Denn mein Joch ist nützlich, und meine Last ist leicht.
Gebet
Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder, was für eine herrliche Einladung:
28 Kommt her zu mir, ihr alle, die ihr müde geworden seid und euch beladen fühlt; ich will euch ausruhen lassen.
Wunderbar,
ich lege das Joch einmal ab. [Joch weglegen, mit Eimern auf Tisch]
Ein Moment Ruhe, eine αναπαυσις, so das griechische Wort.
Also, mal eben Pause. Mal eben den Rucksack vom Rücken nehmen und abstellen.
Und tief durchatmen. Spüren, was auf uns lastet, anschauen, was uns beschwert.
Für manche waren die letzten Monate solch eine Pause, Innehalten, das heilsam war.
Einmal kein Gehetze und Gekaufe. Für andere wurden sie zur Last.
Ich habe ein paar Dinge in die Eimer getan, die Menschen im Moment so belasten:
Sicher würden Ihnen noch andere Dinge einfallen, die Sie belasten im Moment.
Die Lasten sind da.
Wohl dem, der etwas hat, mit dem er die Lasten tragen kann, eine Tragehilfe. Eine Schubkarre etwa. Einen modernen Rucksack. Oder eben ein Joch.
Ein Joch kennen wir vor allem von Tieren. Aber es gibt auch ein Joch, mit dessen Hilfe Menschen schwere Lasten tragen. Das nahmen früher die Bauern, um die Milchkannen vom Feld zu tragen. Heute verwenden es nur noch Gussasphalt-Leger.
Die Frage, die Jesus mit seiner Einladung aufwirft, ist die, mit welchem Joch,
mit welchem Hilfsmittel wir die Lasten stemmen können.
Welches Hilfsmittel zur Lebensbewältigung hilft wirklich, anstatt es unnötig schwer zu machen?
Die Juden der damaligen Zeit nannten die Gebote und Lebensregeln, nach denen sie lebten, – die 10 Gebote gehören da auch dazu – das Joch der Gebote.
Sie meinten das nicht negativ. Man konnte auch vom „Joch der Weisheit“ sprechen.
Es ging dabei jeweils um ein Lebens- und Glaubenssystem, das man annahm, um mit dessen Hilfe das Leben zu meistern.
Es geht also nicht um die Frage, ob man ein Joch, ein Lebensbewältigungshilfsmittel auf sich nehmen möchte, sondern darum, welches.
Jeder und jede von uns hat Hilfsmittel, mit denen er oder sie seine Lebensaufgaben erledigt.
Manchmal merkt man, dass die Hilfsmittel nicht gut sind, dass die Problemlösungsstrategien eher noch mehr Probleme auslösen.
Das wäre dann ein Anlass, sich nach einer anderen Tragehilfe um zu sehen.
Jesus sagt:
29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin freundlich und demütig, von ganzem Herzen, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
30 Denn mein Joch ist nützlich,
Diejenigen, die den Text schon öfter gehört haben, wundern sich vielleicht über die Übersetzung. Wir haben immer gelesen: „Mein Joch ist sanft.“
Aber da steht das Wort χρηστος und das heißt nützlich, heilsam, brauchbar, vorteilhaft. Mein Joch ist nützlich, brauchbar, vorteilhaft, heilsam, sagt Jesus. Mein Lebensbewältigungssystem ist gut, es hilft wirklich, die Lasten zu tragen.
Wir dürfen das eine nicht mit dem anderen verwechseln. Das eine sind die Lasten, das andere das Tragesystem. Das Joch ist die Hilfe, um die Lasten gut zu schultern. Wenn Menschen ein bestimmtes Joch nicht mehr verwenden wollen, sind die Lasten trotzdem noch da.
Ein aktuelles Beispiel:
Im Moment haben viele keine Lust mehr, sich die Verhaltensmaßregeln wegen Corona zu halten, an die Abstände, an die Maskenpflicht, an die Einschränkungen.
Sie sagen: weg damit, er drückt mich, es engt mich ein.
Wer so denkt, unterliegt der Verwechslung von Joch und Last. Die Last, die Gefahr, die zu bewältigen ist, ist das Virus und die Krankheit, die es auslöst. Die ist da und wir müssen im Moment damit leben.
Die Einschränkungen und Maßnahmen sind der Schutz, der uns hilft, mit dieser Gefahr umzugehen, diese Last zu tragen. Sie sind die Tragehilfe, das Joch, wenn man so will.
Natürlich kann man darüber streiten, ob sich diese Tragehilfe noch anders gestalten lässt, manches passt auch für den einen besser wir für den anderen. Aber davon, dass wir die Maßnahmen ablehnen, geht die Gefahr nicht weg. Im Gegenteil, sie wird größer.
Davon, dass wir das Joch ablehnen, geht die Last nicht weg. Die beiden Dinge darf man nicht verwechseln.
Manche sagen auch: ich finden den Glauben einschränkend. Ich will dieses Joch nicht. Dabei ist der Glaube nicht die Last, sondern die Hilfe, um mit den Lasten den Lebens umzugehen.
Jesus sagt:
29 Nehmt auf euch m e i n Joch ….
30 Denn mein Joch ist nützlich, und meine Last ist leicht.
Inwiefern ist sein Joch nützlich und auch noch seine Last leicht?
Ich kann mir verschiedene Gründe vorstellen. Vielleicht finden Sie noch andere.
I) Sein Joch, sein Lebensbewältigungssystem, ist nützlich, weil es uns passt. Jesus passt das, was er dem Menschen an Aufgaben und Möglichkeiten mitgibt, ganz genau an. Es ist zusagen maßgeschneidert.
II) Das Joch von Jesus ist hilfreich, weil er mit uns zusammen trägt. Es ist also eigentlich ein Doppeljoch. Er sagt uns: ich sorge für dein Leben, auch für das, was schief geht. Verfehlung, Schuld, Sorge nehme ich dir ab. So trage ich bei dir mit. Deins und meins tragen wir gemeinsam. Auch wir etwas von Jesus auf unsere Schultern, was er seinen Jüngern aufträgt. Das geht leichter, das passt.
III) Was das Joch, das Tragesystem Jesu, auch nützlich macht ist, dass er uns mit anderen Menschen zusammenbringt. Einer trage des Anderen Last.
IV) Und auch die Last wird leichter, weil manche Last durch Jesus aus dem Eimer genommen wird.
Das sind schon einmal zwei ganz große Sorgen, die aus unseren Eimern und damit von unseren Schultern genommen sind. Sein Joch hilft Lasten tragen und mit ihm werden die Lasten leichter. Darum sagt er: Kommt her und probiert mein Joch.
A m e n
Christoph Huss, 21.06.2020