Predigt 02.02.2025
Predigttext: 2. Mose 3, 1-8a 10,13-15
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Liebe Gemeinde,
als ich vor ein paar Tagen durch den Kurpark ging, war ich ganz in Gedanken versunken und erschrak, als mich jemand bei meinem Namen rief: Gabriele. Ich erschrak und schaute mich um. Vor lauter Gedanken konnte ich den Rufenden nicht gleich ausmachen. Dann aber hörte ich noch einmal meinen Namen rufen und Sekunden später war ich mit einer guten Bekannten im intensiven Gespräch vertieft.
Wie gut, wenn wir die Stimme des Rufenden hören und darauf reagieren.
Beim Namen gerufen – davon spricht auch der Predigttext für heute. Es geht um die Berufungsgeschichte von Mose.
1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt. 10 So geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name? was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. 15 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.
Die Berufung von Mose beginnt mit einem großen Ereignis. Er ist unterwegs und plötzlich sieht er nicht weit von sich entfernt einen brennenden Dornbusch. Dornbüsche sind in seiner Gegend zunächst nichts Besonderes. Und in den heißen Tagen kann es schon einmal vorkommen, dass so en Busch durch die Hitze Feuer fängt. Aber das besondere ist, dass zwar der Busch brennt – aber nicht verbrennt. Das beobachtet Mose und es macht ihn neugierig, wie das sein kann. Mose geht nun auf diesen brennenden Busch zu und hört dann eine Stimme rufen – ganz deutlich: Mose, Mose. Er hörte, dass sein Name gerufen wurde. Und er antwortet sofort: Hier bin ich. Ohne Umschweife lässt er sich auf ein Gespräch mi dem zunächst Unbekannten ein.
Am Anfang bekommt er eine ganz konkrete Anweisung, sich die Schuhe auszuziehen. Und dann gibt sich der Unbekannte als der Gott seiner Väter aus.
Nun ist Mose ganz überwältigt und bedeckt sein Gesicht. Dieser besondere Moment flößt ihm Ehrfurcht ein.
Gott spricht weiter und so ganz allmählich begreift Mose, was diese Begegnung für ihn und sein Leben bedeutet. Gott beruft ihn als den Befreier seines Volkes. Gott hat das Elend seines Volkes gesehen und schreitet ein.
In dieser Begegnung sind für mich zwei Dinge ganz wichtig geworden:
- Gott sieht das Elend seines Volkes – und er sieht uns
Gott im brennenden Dornbusch bedeutet auch, dass er mitten unter uns ist und genau sieht, wo es hier gerade gewaltig brennt.
Wir haben am Anfang der Woche der sechs Millionen ermordeten Juden gedacht, die in den Konzentrationslagern auf brutalste Weise umgebracht worden sind.
Es ist so wichtig, dass wir an das erfahrene Leid immer wieder erinnert werden. Dieses schreckliche Verbrechen an unschuldigen Menschen darf sich nie wiederholen. Ich bin mir sicher, dass Gott in dieser schrecklichen Zeit ganz nah bei den Menschen gewesen ist und das unsägliche Leid mit durchlitten hat.
Wenn Gott heute auf seine Welt blickt, dann wird er auch heute das Elend und die Schreie hören. Wieder sind Menschen im Mittelmeer ertrunken auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Sie haben alles Vertraute hinter sich gelassen und unterwegs Familienangehörige, Freunde und Kinder verloren – was für ein unvorstellbarer Schmerz.
Und schauen wir weiter, dann sehen wir, wie die Lage im Kongo eskaliert zwischen der Miliz und den Regierungstruppen. Die Sorge und die Krankheiten nehmen drastisch zu – nur ein Beispiel von vielen, wie es in der Welt zugeht und Menschen leiden.
Aber nicht nur in der Welt, auch in unserem Land wächst die Angst vor neuen Verhältnissen, die die Menschlichkeit und den Respekt voreinander in große Gefahr bringen.
In unseren Tagen tragen wir Verantwortung für unser Land und für viele, wenn wir in drei Wochen zur Wahl gerufen sind. Wir sollen uns nicht lähmen lassen, sondern können aktiv werden und uns mutig für unsere Nächsten einsetzen.
- Gott handelt, rettet und begleitet
Gott beauftragt damals Mose, sein Volk aus der Knechtschaft zu führen. Er hat einen Plan und dafür braucht er Mose. Gott hat seinem Volk ein neues Land verheißen, in dem es ihnen gut gehen würde – ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Und Gottes Plan ging auf. Nach langer Zeit und Herausforderungen kam sein Volk im verheißenen Land an.
Und für uns heute ist es gut zu wissen, dass Gott auch für uns einen Plan hat. Noch ist er verborgen und für uns nicht erkennbar.
Gott hat aber dafür gesorgt, dass auch wir einen Retter haben, der uns aus dem Elend unserer Tage führt. Wir Christen wissen, dass sein Sohn Jesus der verheißene Retter und Messias ist.
Vor wenigen Wochen haben wir seine Ankunft in unserer Welt gefeiert. Mit ihm kam das Licht in unsere Dunkelheit und hat es verwandelt. In ihm hat Gott seinen Namen: Ich bin da – für uns ganz neu erfahrbar werden lassen.
Und immer, wenn uns die Ereignisse unserer Tage über den Kopf zu wachsen drohen, dann dürfen wir uns daran erinnern, dass Gott uns mit seinem Sohn so nah gekommen ist. Wir brauchen uns nicht vor ihm zu verstecken, sondern wir können ihm alles anvertrauen. Denn er kennt das Leben in dieser Welt, und er lädt die Schreie, das Elend und die Sorgen auf sich und trägt sie.
Ihm nachzufolgen und uns von ihm rufen zu lassen, dass ist es, was wir tun können. Und er ruft uns auch heute noch bei unserem Namen. Das macht uns unverwechselbar. Wir können zu ihm kommen, so wie wir sind.
Jesus will uns befreien von allem, was uns drückt und Angst macht. Er schenkt uns Zuversicht und Vertrauen für alles, was vor uns liegt. Seiner Führung können wir uns auch heute ganz neu anvertrauen. In seiner Nähe sind wir geborgen. Amen
Gabriele von Dressler
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