Predigt 5. Januar 2025
1. Johannes 5,11-13
Diese Predigt zum Ausdrucken
Liebe Gemeinde,
heute wollen wir über das Leben nachdenken. Vieles ist selbstverständlich – zum Beispiel stehen wir morgens auf und tun am Tag verschiedene Dinge, wir essen, wir putzen die Wohnung, wir arbeiten, wir laden Freunde ein, wir haben Freude zusammen. Das sind Tage, die kennen wir. Dann gibt es aber auch Krankheit, Einsamkeit, Trauer – diese Zeit ist belastend und wir schieben sie weit weg von uns. Aber das Leben ist vielfältig und die guten und die schlechten Zeiten wechseln sich ab.
Im Predigttext heute schreibt Johannes über das ewige Leben. Hören wir aus seinem 1. Brief aus dem 5. Kapitel die Verse 11-13
Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.
Unser Leben haben wir von Gott bekommen. Keiner von uns hier hat etwas dazu getan, dass er oder sie auf der Welt ist – wir sind ein Lebensgeschenk aus seiner Hand.
Gott hat uns aber noch viel mehr geschenkt: Mit der Geburt von Jesus hat er uns das ewige Leben gegeben. Mit Weihnachten kommt das ewige Leben mitten in unsere Zeit hinein. Das ist etwas ganz Besonderes. Unsere Zeit wird durch die Ewigkeit durchkreuzt. Sie bekommt damit eine ganz andere Dimension. Unser Verstand kann das gar nicht fassen.
Das ewige Leben ist nicht der Alltagstrott, der sich bei uns sehr schnell einstellt. Die guten Vorsätze für das neue Jahr – oft halten sie nur Stunden oder Tage. Doch dann nimmt uns der ganz normale Lebensrhythmus wieder in Beschlag und die neuen Impulse, sie gleiten dahin wie ein Wind, der alles mit sich fortbläst. Und wir belieben zurück und alles ist so wie vorher.
Nein, das ewige Leben ist anders. Es will uns herausholen aus dem bekannten Trott. Es nimmt uns hinein in Gottes Wirklichkeit, die so ganz anders ist, als unsere eigene.
Wenn wir unseren Blick auf Jesus richten, der das ewige Leben ist, dann können wir gar nicht anders, als auf eine Entdeckungstour zu gehen.
Jesus hat in sein Leben von Anfang an andere miteingeschlossen. Kaum war er auf der Welt, da waren Menschen um ihn herum – natürlich Maria und Josef, aber auch bald die Hirten und die Weisen. Dann begegnete er Simeon, der ihn im Tempel als den Messias erkennt. In einer Kantate von Bach heißt es dann so: „Ich habe genug, Ich habe den Heiland, das Hoffen der Frommen, Auf meine begierigen Arme genommen; Ich habe genug! Ich hab ihn erblickt, Mein Glaube hat Jesum ans Herze gedrückt; Nun wünsch ich, noch heute mit Freuden Von hinnen zu scheiden.“ (Kantate: „Ich habe genug“ BWV 82)
Und dann der zwölfjährige Jesus im Tempel von Jerusalem, der bei den Schriftgelehrten ist und ihnen Gottes Wort erklärt.
Die vielen Begegnungen mit Jesus, sie haben die Menschen völlig verwandelt. Sie waren beglückt, hocherfreut und haben gespürt, dass ihr Hoffen und Warten auf den versprochenen Messias erfüllt wurde. Sie sind dem ewigen Leben begegnet und innerlich bereichert worden.
Nun, dass alles waren Begegnungen mit Jesus. Wir leben nun in einer Zeit, in der wir Jesu Geburt zwar feiern, aber ihn nicht mit unseren eigenen Augen sehen oder gar in die Arme schließen können. Wir haben die Zeugnisse seiner Geburt und seines Lebens aufgeschrieben in der Bibel.
Wie aber können diese Worte auch heute noch lebendig für uns sein? Wie können sie uns in unserem Innersten erreichen?
Eine große Hilfe sind für mich die Lieder, die Menschen geschrieben haben. Die Texte und die Musik, sie nehmen mich mit hinein in das wunderbare Geschehen der Menschwerdung Gottes. Gerhard Teerstegen, ein bekannter Laienprediger und Schriftsteller hat es im 18. Jahrhundert so niedergeschrieben und ich lade ein, dieses Lied gemeinsam zu singen:
Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket, ihr Engel, in Chören,
singet dem Herren, dem Heiland der Menschen, zu Ehren!
Sehet doch da: Gott will so freundlich und nah
zu den Verlornen sich kehren.
Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket ihr Enden der Erden!
Gott und der Sünder, sie sollen zu Freunden nun werden.
Friede und Freud wird uns verkündiget heut;
freuet euch, Hirten und Herden.
Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget.
Sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget
Gott wird ein Kind, träget und hebet die Sünd;
alles anbetet und schweiget.
Gott ist im Fleische: wer kann dies Geheimnis verstehen?
Hier ist die Pforte des Lebens nun offen zu sehen.
Gehet hinein eins mit dem Kinde zu sein,
die ihr zum Vater wollt gehen.
Treuer Immanuel, werd auch in mir nun geboren.
Komm doch, mein Heiland, denn ohne dich bin ich verloren.
Wohne in mir, mache mich eins nun mit dir,
der mich zum Leben erkoren.
(Gerhard Tersteegen)
Mit der Menschwerdung Gottes hat mein Suchen und Sehnen nun ein Ende gefunden. Jesus ist da und will auch in mir und in dir geboren werden. Wir können ihn aufnehmen und werden dann die Freude empfinden, die Simeon damals gespürt hat, als er Jesus in seinen Armen gehalten hat.
Das Warten und das Sehnen hat nun ein Ende. Wenn wir die Botschaft von Weihnachten verstehen wollen, dann dürfen wir nicht mehr Erwartende sein, dann sind wir reich Beschenkte. Denn die Erfüllung ist da. Das ewige Leben ist zu uns gekommen und will in uns und unter uns wohnen.
Mit dieser Gewissheit gehen wir getrost und zuversichtlich weiter in das noch junge Jahr. Wir sind erfüllt von Gottes Liebe und tragen sie in unserem Herzen. Und wir dürfen und können sie auch an andere weitergeben. Denn das hat Jesus auch getan. Er hat die Liebe seines Vaters nicht für sich behalten. Er hat sie verschenkt.
So sind wir Beschenkte und Schenkende zugleich. Amen
Gabriele von Dressler
KONTAKT
Ev. Kirchengemeinde
Zinzendorfplatz 3
78126 Königsfeld im Schwarzwald
Telefon: 07725 9382-0
E-Mail: gemeindebuero@koenigsfeld.org