3. Dezember 2023 1. Advent
Psalm 24
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Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!
Liebe Gemeinde,
wir sind in der Adventszeit angekommen. In den Straßen und Häusern leuchten die Sterne und es duftet nach Plätzchen und Stollen. Die Adventszeit ist da. Advent kommt aus dem Lateinischen: „adventus“ und bedeutet Ankunft.
Bei Ankunft denke ich gleich an einen Besuch. Wenn sich ein Besuch ankündigt, dann gibt es viel zu tun. Die Wohnung oder das Haus werden aufgeräumt, es wird alles geputzt und vorbereitet. So passiert es sicher in diesen Tagen in vielen Häusern, weil wir in Kürze Besuch aus Südafrika erwarten. 53 junge Sängerinnen und Sänger kommen zu uns und werden am Donnerstag in der Adventssingstunde zu hören sein. Dieser Besuch freut uns alle sehr, denn es war lange nicht klar, ob sie einreisen können. Nun aber steht ihr Eintreffen kurz bevor.
In der Adventszeit warten wir Christen in der ganzen Welt auf einen besonderen Gast: auf unseren Herrn. Ihm gehört die ganze Welt und alles, was auf ihr lebt – so haben wir es gleich am Anfang des Psalms gehört. In Liedern besingen wir es: „Er hält die ganze Welt in seiner Hand“.
Er kommt in die Welt, die er geschaffen hat, und in die Welt, die wir durch unser Verhalten und unseren Lebensstil ganz schön aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Und trotzdem hält er an uns fest. Was muss er für eine Liebe zu uns haben, dass er zu uns kommt, dass er uns sieht und uns hält.
Ja, er will unser Helfer sein. Ein Helfer ist für Menschen da, die Hilfe brauchen. Er unterstützt und richtet auf, wo wir am Boden liegen und nicht mehr weiterwissen. Wir können mit ihm reden, wie mit einem Freund. Im Gebet können wir alles vor ihn bringen, was uns auf dem Herzen liegt. Unsere innere Unruhe, weil uns die Situation in der Ukraine und im Nahen Osten nicht kalt lässt. Unsere Schuld, weil wir es noch immer nicht geschafft haben, die kranke Nachbarin zu besuchen und ihr damit zu zeigen, dass wir an sie denken. Unsere Ungeduld, weil wir auf ein Zeichen von ihm warten, dass er uns nicht vergessen hat, unsere Sehnsucht nach Frieden, die so groß ist und noch so viel mehr. Er hört uns zu und er geht auf uns zu. Er weiß, wie es uns geht und was uns bewegt.
Und wie können wir ihn empfangen? Wir können unsere Tore für ihn weit aufmachen und die Türen hoch Laut einer Legende, sollte ein Eigentümer, die Tür zwischen dem Armenhaus und der Kirche verschlossen haben. Durch das Singen des Liedes: „Macht hoch die Tür“ wurde er dazu bereit, diese Tür wieder zu öffnen.
Und genau das ist es. Wir sollen und wir wollen uns in der Adventszeit berühren lassen, auch unsere Tüten und Toren für Jesus zu öffnen. Vor allem die, die wir gern auch für andere verschlossen halten. Und dabei geht es nicht um unsere Haus- und Wohnungstüren – es geht um eine viel tiefere und oft verschlossene Tür, die kaum einer kennt. Es geht um unsere Herzenstür. Jesus will bei uns, bei mir und bei dir einziehen und ankommen. Er will nicht nur ein Gast sein, der für ein paar Stunden oder Tage bleibt, er will ganz bei und in uns wohnen. Das bedeutet Advent: Ankunft. Jesus macht sich auf den Weg zu uns und er wartet darauf, dass wir ihn in uns wohnen lassen.
Als wir am letzten Mittwoch im Konfirmandenunterricht von Advent und seinen Bräuchen: dem Adventskranz, dem Adventskalender, dem Stern und weiteren adventlichen Riten sprachen, fragte mich eine Konfirmandin, ob wir jedes Jahr mit der Wiederkunft von Jesus rechnen würden. Diese Frage fand ich sehr spannend. Und ich möchte sie gern an die ganze Gemeinde weitergeben. Rechnen Sie, rechnet ihr mit der Wiederkunft von Jesus? Oder haben wir aufgehört, darauf zu warten. Sprechen wir die Worte: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ nur nach, weil wir sie einmal als Kinder oder Erwachsene gelernt haben, oder glauben wir an die Bedeutung der Worte? Schon viele Generationen haben auf ihn gehofft, und was tun wir?
Ich habe ihr geantwortet: Nicht nur jedes Jahr, sondern jeden Tag sollen wir auf ihn warten und bereit sein. So, wie die klugen Jungfrauen genug Öl für ihre Lampen bereit hatten, so wollen wir wach und vorbereitet sein, damit wir ihm entgegengehen können, wenn er kommt.
Die Adventszeit hilft und erinnert uns daran, dass wir mit seiner Ankunft rechnen dürfen. Sie erinnert uns daran, was für ein großes Geschenk uns Gott gemacht hat, dass er seinen Sohn zu uns in diese dunkle und kalte Welt gesandt hat, damit wir ihn in unser Herz aufnehmen können. In einem Gedicht hat es Hedwig von Redern Ende des 19. Jahrhundert. So ausgedrückt:
Adventswarten
Es ist das ganze Leben
für den, der Jesus kennt,
ein stetes, stilles Warten
auf seligen Advent.
Er kommt, heißt unser Glaube,
er kommt, heißt unser Trost,
wir hoffen in der Stille
und wenn das Wetter tost.
Wir schauen auf im Kampfe,
wir seufzen oft im Dienst:
Ach, dass du kämst, Herr Jesu,
ach, dass du bald erschienst!
Autor: Hedwig von Redern (1866-1935)
So lasst uns heute der Aufforderung unsere Herzen für ihn zu öffnen und ihn bei uns einziehen zu lassen, folgen. Wenn er in unserem Herzen wohnt, dann spüren wir Licht und Wärme in uns. Wir sind nicht mehr allein, denn er ist in und bei uns. Was für eine Hoffnung, die wir in uns tragen dürfen. Und diese Hoffnung können wir anderen weitersagen. Deshalb schmücken wir auch unsere Häuser und Wohnungen und geben damit ein Zeichen, dass wir bereit sein wollen für sein Kommen. Amen
Gabriele von Dressler
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