18.05.2025, Kantate
1. Johannesbrief 4, 7-12
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Meine Freunde! Lasst uns einander lieben, denn die Liebe kommt von Gott. Wer liebt, ist ein Kind Gottes und kennt Gott. Wer aber nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe. Gottes Liebe zu uns ist für alle sichtbar geworden, als er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, damit wir durch ihn leben können. Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns seine Liebe geschenkt. Er gab uns seinen Sohn, der alle Sünden auf sich nahm und sie gesühnt hat. Meine Freunde, wenn uns Gott so sehr geliebt hat, dann müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott jemals gesehen. Doch wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns zum Ziel gekommen.
Liebe Schwestern und Brüder,
heute ist ein seltener und leuchtender Tag. Wir sind versammelt, um Gott zu loben – und um Dank zu sagen für ein bemerkenswertes Zeugnis der Liebe: Inge und Heinz-Martin Sapel, die heute 60 Jahre Ehe feiern.
Eine Diamantene Hochzeit ist ein Meilenstein voller Freude und Beständigkeit. Und mehr noch: Sie ist ein Zeugnis – von Glauben, von Geduld und vor allem von Liebe. Die Sapels wollen nicht, dass wir heute eine zu große Sache aus ihnen und der 60-jährigen Ehe, die wir heute feiern. Es ist aber schwierig, etwas zu feiern, und es gleichzeitig nicht zu groß zu feiern. Aber ich gebe mir Mühe.
Es passt wunderbar, dass wir an diesem besonderen Tag als Predigttext einen Auszug aus dem 1. Johannesbrief haben. Denn hier werden wir daran erinnert: Wahre Liebe kommt nicht aus uns selbst – sie kommt von Gott. Und wenn wir heute die Sapels feiern, dann feiern wir auch den Gott, der sie zusammengehalten hat – und durch ihre Liebe viele Menschen gesegnet hat.
In seinem ersten Brief, schreibt der Apostel Johannes an Gläubige, die mit falschen Lehren und Spaltungen konfrontiert waren. Mitten in Verwirrung und Streit führt Johannes sie zurück zur zentralen Wahrheit des Evangeliums – zur Liebe. Nicht irgendeiner Liebe, sondern der Liebe, die bei Gott beginnt, in Christus sichtbar wird und in uns vollendet wird, wenn wir einander lieben.
Johannes ist mittlerweile ein alter Mann geworden. Und als alter Mann erkennt Johannes die Quintessenz des Evangeliums: die Liebe. Liebe Brüder und Schwestern, Liebe ist etwas, das – wenn man mich fragt – nur ältere Menschen wirklich verstehen, egal was junge Menschen glauben mögen. Denn Liebe zeigt sich erst durch Erfahrung. Durch Erlebnisse. Durch Höhen und Tiefen. Die man gemeinsam erlebt. Und so beginnt unser Predigttext: „Ihr Lieben, lasst uns einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott. Und wer liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott.“ Verse 7-8.
Liebe Brüder und Schwestern,
Der gemeinsame Weg in der Liebe beginnt nicht nur mit einer Trauung, sondern mit einem Leben im Glauben. Aus dem Glauben und der Verbindung zu Gott entspringt die Geduld, das Verzeihen, das gemeinsame Lachen und die stille Treue, die eine lange Ehe durch die Jahre trägt.
Unsere Jubilare haben einander nicht nur mit menschlicher Kraft geliebt, sondern mit der Gnade dessen, der sie kennt und liebt. Denn, wie Johannes schreibt: „Gott ist Liebe.“ Er ist nicht nur liebevoll. Nicht nur gelegentlich freundlich. Er ist die Liebe selbst. Und Sie haben diese Liebe sichtbar gemacht – in Ihrem Zuhause, in Ihrer Familie, in unserer Kirchengemeinde und in dem Café. „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen.“ Verse 9-10. Der größte Ausdruck von Liebe liegt nicht in unserem Bemühen um Gott – sondern in dem, was Er für uns getan hat. Er sandte Jesus, nicht weil wir es verdient hätten, sondern weil wir Ihn brauchten.
In 60 Ehejahren gab es gewiss Zeiten, in denen die Liebe leichtfiel – und Zeiten, in denen sie eine bewusste Entscheidung war. Eine stille Übung des Glaubens. Und doch haben Sie sich immer wieder auf den gestützt, der Sie zuerst geliebt hat. Durch Christus haben Sie die Ehe nicht einfach „durchgestanden“ – Sie haben durch Ihn gelebt. Das ist die Liebe, die durch Krankheit und Gesundheit trägt, durch Freude und Kummer, durch Alltag und unerwartete Stürme. „Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.“ Vers 11.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist nicht nur ein Wort für Ehepaare – es ist ein Wort für das ganze Leben im Glauben. Aber heute sehen wir es besonders deutlich erfüllt.
Einen Menschen über Jahrzehnte zu lieben – gemeinsam alt zu werden, zusammen zu beten, Kinder großzuziehen, Lebensprüfungen zu bestehen – das ist mehr als ein privates Glück. Es ist ein öffentliches Zeugnis. Ihr gemeinsames Leben predigt eine stille, aber kraftvolle Predigt: „Gott ist treu.“
„Niemand hat Gott je gesehen. Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen.“ Vers 12. Niemand von uns hat Gott je mit eigenen Augen gesehen. Aber wer Liebe gesehen und erlebt hat, der hat auch Gott gesehen und erlebt. Und ich möchte meinen, wir haben etwas von Ihm gesehen – in Ihrer Liebe. In der Art, wie Sie einander und uns gedient haben. Wie Sie einander treu geblieben sind – nicht nur in feierlichen Momenten, sondern an ganz gewöhnlichen Tagen, ja an manchmal ganz langen Tagen.
Was können wir aus der Geschichte einer langen Ehe mitnehmen?
- Dass dauerhafte Liebe möglich ist – nicht durch perfekte Harmonie, sondern durch gemeinsame Abhängigkeit von Gott.
- Dass Liebe wachsen kann – wenn wir Gottes Liebe an uns arbeiten lassen.
- Dass Ehe mehr ist als eine private Angelegenheit – sie kann ein Dienst sein, ein Wegweiser, der auf Jesus zeigt.
Und für uns alle – verheiratet oder nicht, jung oder alt: Wir sind alle eingeladen, so zu lieben. Wir sind eingeladen, Gottes Liebe durch uns fließen zu lassen – damit sie in uns vollkommen werde. Amen.
Gerald MacDonald
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