Predigt am 25.02.2024, Sonntag Reminiszere
4. Mose 21, 4-9
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Liebe Gemeinde,
wenn sich ein junger Mensch um einen Ausbildungsplatz bewirbt, dann muss er verschiedene Unterlagen zusammensuchen: Ein Zeugnis, eine Beurteilung und einen Lebenslauf. In diesem Lebenslauf werden die Stationen des Lebens festgehalten. Er beginnt mit dem Geburtstag und enthält weitere wichtige Daten. Wir alle befinden uns auf einem Lebensweg. Manche stehen am Beginn des Lebens, andere sind schon ein paar Jahre unterwegs und viele von uns Jahrzehntelang. In jedem Leben gibt es wunderbare Zeiten, an die wir uns gern zurückerinnern, aber es gibt auch Zeiten, die mühsam und schwer waren. In der Bibel werden diese schweren Zeiten auch Wüstenzeiten genannt. Wüstenzeiten können sich hinziehen und uns herunterziehen. Sie scheinen manchmal endlos und lassen aus einem fröhlichen und zugewandten Menschen einen schimpfenden und manchmal auch einen am Rande der Verzweiflung geratenen werden. Ich stelle mir vor, dass sich die Israeliten, von denen heute der Predigttext erzählt, genauso gefühlt haben. Sie waren schon eine ganze Zeitlang in der Wüste unterwegs.
4Die Israeliten zogen vom Berg Hor weiter in Richtung Schilfmeer. Dabei nahmen sie einen Umweg um das Land Edom herum. Das Volk aber wurde auf dem langen Weg ungeduldig. 5Die Israeliten beklagten sich bei Gott und bei Mose: »Wozu hast du uns aus Ägypten herausgeführt? Sollen wir in der Wüste sterben? Nicht einmal Brot und Wasser gibt es hier. Wir ekeln uns vor dem schlechten Essen!« 6Darauf schickte der Herr Giftschlangen zum Volk. Viele Israeliten wurden gebissen und starben. 7Das Volk kam zu Mose und bat: »Wir haben Unrecht getan, als wir so mit dem Herrn und mit dir geredet haben. Bete zum Herrn, dass er die Schlangen von uns fortschafft! «Daraufhin betete Mose für das Volk. 8Der Herr antwortete Mose: »Fertige eine Schlange aus Bronze an und stecke sie auf ein Feldzeichen. Jeder, der gebissen wurde, soll sie ansehen. Dann wird er am Leben bleiben.« 9Da machte Mose eine Schlange aus Bronze und steckte sie auf ein Feldzeichen. Und tatsächlich: Wer gebissen worden war und die Bronzeschlange ansah, blieb am Leben.
Am Anfang der Wanderung waren die Israeliten noch guter Dinge. Mose hatte sie befreit aus der Gefangenschaft, aus der Unterdrückung und der Knechtschaft. Sie waren ihm gegenüber dankbar und malten sich schon aus, wie das verheißene Land Kanaan sein würde. Das ging auch eine Weile gut. Sie wurden von Gott mit Wachteln und Manna versorgt (2. Mose 16) Und schon damals begehrten sie auf, dass die Wanderung mühsam und beschwerlich war. Sie begannen, ungeduldig zu werden. Plötzlich waren die guten Aussichten auf das verheißene Land mit Gewitterwolken verhangen. Sie blitzten und fuhren sich untereinander an und ganz besonders wütend waren sie auf Mose: Warum sind wir jetzt hier? Es gibt kaum was zu essen für uns. Ja, das Essen, was wir hier haben, ekelt uns an. War die Flucht am Ende ein Albtraum?
Die Israeliten waren an einem Punkt angekommen, an dem sie am liebsten umgekehrt wären. Plötzlich war die Erinnerung an die Gefangenschaft in Ägypten gar nicht so schlimm, wie sie es vorher immer beteuert hatten. Es ging ihnen damals doch gut. Nun ja, dass sie nicht freie Menschen waren, aber das zählt nun nicht mehr.
Irgendwie kommt mir diese Situation auch in unseren Tagen bekannt vor. Heute, wie damals sind viele Menschen unzufrieden mit ihrer Situation. Sie regen sich über viele Dinge auf. Die Unzufriedenheit wächst und die Suche nach einer einfachen Lösung treibt sie um. Da kommt die Schlange ins Spiel. Gott muss sie gar nicht erst schicken, denn sie sind schon länger unter uns. Sie versteckt sich gern unter blauen Schirmen und vertröstet die Menschen mit ihrer List. Sie verspricht ihnen Wohlstand und die alte Ordnung und Sicherheit wieder herzustellen. Dabei erzählt sie auch, dass die vielen Gäste aus aller Welt wieder nach Hause geschickt werden müssten. Das Gift, dass sie verbreitet, ist lebensgefährlich, ja tödlich.
Damals erkannten die Israeliten diese Gefahr nach einiger Zeit und sie wandten sich Mose zu, dass er ihnen helfen sollte. Sie merkten, was sie falsch gemacht hatten, und waren zur Umkehr bereit. Und Mose half ihnen und setzte sich für sie ein.
Auch für uns heute ist es nicht zu spät, uns von der Schlange unserer Zeit loszusagen. Wir müssen uns nicht von ihr umzingeln lassen. Wir haben einen, der für uns zu Gott bitten kann – Jesus. Auf ihn dürfen wir schauen und auf ihn unsere Hoffnung setzen. Manchmal, so scheint es, haben wir diese Möglichkeit der inneren und äußeren Befreiung ganz vergessen. Weil wir uns unseren eigenen kleinen Horizont geschaffen haben und darüber hinaus nichts erwarten.
Mose bekam damals den Auftrag eine eherne Schlange auf einen Stab zu setzen. Darauf sollten die Israeliten schauen und Heilung erfahren. Das hat sie gerettet. Die Kraft der Heilung kam von Gott. Es war ein Zeichen der Rettung.
Und wir, wir haben auch ein Zeichen, dass uns vor Augen ist. Es ist das Kreuz. Es ist ein Zeichen des Todes und gleichzeitig ein Zeichen des Lebens. Wenn wir uns an Jesus wenden, dann verliert auch das schlimmste Gift der Verzweiflung und Resignation und die Angst vor der Zukunft seine Wirkung. Wir können auf das Kreuz schauen, weil uns von Jesus, der am Kreuz für unsere Sünden starb, die Rettung kommt. Wir sind zur Freiheit und damit zum Leben berufen.
Die Israeliten gelangten nach der Wüstenzeit und nach Umwegen in das gelobte Land.
Wir sind auf unserem Lebensweg unterwegs durch saftige und gute Zeiten, aber auch durch Wüsten und Gestrüpp. Aber eins können wir immer wissen. Wir müssen diesen Weg nicht allein gehen. Unser Herr geht mit uns.
Heute wollen wir auf unserer Lebenswanderung einen Zwischenstopp machen. Unser Herr hat uns zu sich gerufen. Heute können wir bei ihm Kraft, Glaube, Zuversicht und Hoffnung tanken. Das geschieht im Gebet und im Singen von Liedern und im Hören auf sein Wort. Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht, es hat Hoffnung und Zukunft gebracht. Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten ist wie ein Stern in der Dunkelheit – so haben wir es gerade gesungen.
Und wir können und sollen offen sein für die Menschen neben uns, die uns auf unserer Wegstrecke ein Stück begleiten oder die wir begleiten dürfen.
Als einen solchen Weggefährten möchte ich heute ganz besonders Hope aus Tansania erwähnen. Hope heißt Hoffnung und so haben wir Dich, lieber Hope im September 2022 begrüßt. Hope war für 1,1/5 Jahre hier in der Hausmeisterei als Bufdi bei uns und hat durch seine offene und freundliche Art die Herzen vieler Menschen von uns erreicht. Seine Zeit geht nun hier zu Ende, aber wir freuen uns sehr, und hoffen für Dich, Hope, dass er hier in unserem Land bleiben kann. Er hat sich um einen Ausbildungsplatz ganz in der Nähe beworben und die Zusage bekommen.
Gott führt uns auf unserem Weg und wir können diese Führung oft erst im Rückblick sehen und begreifen. Ihn können wir walten lassen und uns ihm immer wieder neu anvertrauen.
Amen
Gabriele von Dressler
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