Taufe: Wenns klemmt, könnte es am Fundament liegen.
28.07.2019 (6. Sonntag nach Trinitatis), 1 Petr 2, 1-10,
Lesung bei der Taufe: Jes 43 und Mt 28, 16-20
28.07.2019 (6. Sonntag nach Trinitatis), 1 Petr 2, 1-10,
Lesung bei der Taufe: Jes 43 und Mt 28, 16-20
Einmal im Jahr – am 6. Sonntag nach Trinitatis – denkt die Kirche daran, auf welche Weise ein Mensch Mitglied der Kirche wird: durch die Taufe. Heute ist dieser Gedenktag für die Taufe.
Die Menschen, die als Kind oder später getauft wurden, erinnern sich: ich bin getauft. Ich bin mit Gott im Bunde. Gott kennt mich mit Namen. Ist das nicht toll, dass wir ausgerechnet heute im Gottesdienst drei Taufen haben?
Heutzutage taufen wir in der evangelischen Kirche vor allem Kinder, weil wir Jesus so verstehen, dass die Kinder von der Familie Gottes nicht ausgeschlossen sein sollen.
Am Anfang der Kirche vor beinah 2000 Jahren taufte man Erwachsene – na klar, es waren ja auch Erwachsene, die von Jesus erfahren haben und dazugehören wollten – oder man taufte ganze Familien.
Der Predigttext, der für den heutigen Sonntag vorgeschlagen ist, war wohl für einem Taufgottesdienst der frühen Kirche bestimmt. Ich stelle mir vor, da wurden die Betreffenden im einem Fluss oder in einem großen Becken getauft, und wenn sie sich dann trockene Kleider angezogen hatten, dann wurde für sie noch einmal wiederholt, was für sie als frische Christen wichtig ist. Man las zum Beispiel aus einem Schreiben der Kirchenführer, von Petrus oder von Paulus vor.
Auch für uns als nicht mehr ganz frische Christen ist es sicher nützlich, auf solche Empfehlungen zu hören. Heute können wir für uns einiges von dem mitkriegen, was den Christen empfohlen wird.
Hören wir mal rein.
1. Petrus 2, 1-10 (Gute Nachricht)
Drei Dinge werden den Menschen gesagt. Für alle drei habe ich einen Gegenstand mitgebracht.
1. Was uns nährt
Zum ersten: [Milchfläschchen]
Ein Baby sollte bestimmt Dinge nicht zu sich nehmen. Das wissen Eltern sehr genau. In dies Fläschchen kommt sicher nur ganz gute kontrollierte Milch, wenn überhaupt ein Fläschchen zum Einsatz kommt. Und auch in der Wohnung ist man vorsichtig mit verschluckbaren Kleinteilen. So sind auch für den Menschen, der wahrhaftig, echt leben will, manche Dinge nicht gut.
Der Bibeltext sagt: Macht Schluss mit allem, was unrecht ist! Hört auf zu lügen und euch zu verstellen, andere zu beneiden oder schlecht über sie zu reden.
Lasst Dinge, die nicht gut sind, für andere und für euch, sagt Paulus. So schlecht wie verschluckbare Kleinteile für kleine Kinder sind, so sind es Lüge und Neid für uns Erwachsene.
Und noch etwas anderes zeigt uns die Flasche. Sie alle wissen, wie unausstehlich ein hungriger Säugling sein kann. Dann gibt es keine Ruhe, bis er die Brust oder die Flasche kriegt.
Oder?
Paulus schreibt: 2 Wie neugeborene Kinder nach Milch schreien, so sollt ihr nach dem unverfälschten Wort Gottes verlangen, um im Glauben zu wachsen.
So begierig wie ein Säugling nach der Milch, so soll unser Verlangen danach sein, dass Gott uns etwas sagt. Nur dann können wir im Vertrauen zu ihm wachsen. Ich glaube, wir geben oft viel zu schnell auf, wenn wir etwas nicht verstehen.
Nehmen wir uns ein Vorbild an Jonathan, Samuel und Alea und geben keine Ruhe, bis wir Gott Stimme vernehmen. So tanken wir Kraft für unser Leben.
2. Wo wir zu Hause sind
Kommen wir zu etwas anderem, das für Menschen, die Gott in ihrem Leben finden wollen, wichtig ist.
[Bausteine]
Worauf baut der Glaube? Worauf baut das Vertrauen zu Gott auf? Gibt es einen Grund, sich ihm anzuvertrauen?
Paulus sagt: Christus, der Herr: Kommt zu ihm! Er ist der lebendige Stein, den die Menschen als unbrauchbar weggeworfen haben; aber bei Gott ist er ausgesucht und wertvoll.
[Christus auf den Eckstein schreiben]
Er ist das Fundament, auf dem das Vertrauen rufen kann, er ist der Eckstein, von dem aus der ganze Bau vermessen wird.
Wenn das Fundament nicht gut ist, ist ein Gebäude gefährdet.
Unser denkmalgeschütztes Gartenhäuschen musste in diesem Jahr instandgesetzt werden. Eine Baumwurzel hatte das Fundament gespalten und hochgedrückt, sodass die Wände sich verschoben und die Tür klemmte. Wir haben das Fundament etwas abgestemmt, sodass die Wurzel wieder Platz hat. Jetzt geht es wieder einigermaßen.
Wenn es im Glauben klemmt, könnte es daran liegen, dass mit dem Fundament etwas nicht Ordnung ist. Dies Fundament ist Christus.
Viele konnten mit ihm nichts anfangen, auch heute ist das noch so, aber Gott hat ihn ausgesucht, ihm ist er wertvoll. Was Jesus gesagt und gelebt hat, was er erlitten und getragen hat, worin er uns vorangegangen ist durch den Tod ins Leben, das ist das tragfähige Fundament für den Glauben.
Es gibt natürlich auch Gebäude ohne Fundament: Gartenhäuser, Verkaufswagen, Baubuden, Caravans. Aber würden Sie da auf Dauer drin wohnen wollen?
Wenn der Glaube ein festes Haus sein soll, und keine Baubude für unsichere Lebensphasen, oder ein Gartenhäuschen für Schönwetterperioden im Leben,
oder ein Caravan, der mal hier, mal da vorbeiguckt, dann braucht er ein ordentliches Fundament.
Weil Paulus das Bild von dem Stein so gut gefällt, verwendet er es gleich noch mal, nur anders. Wie Christus ein lebendiger Eckstein ist, können auch wir lebendige Steine sein.
Er sagt: im Prinzip sind wir alle wie Bausteine, jeder von uns. Ich schreibe jetzt mal die Namen der Täuflinge drauf.
Jonathan, Samuel und Alea
Jeder Stein, egal welchen Namen trägt, soll seinen Platz in dem Haus Gottes finden. So ein Haus braucht ganz unterschiedliche Steine. Wir sind ja nicht alle gleich. Wir müssen herausfinden, an welche Stelle wir hingehören. Die Stelle, an der Gott uns haben möchte.
Gott ist besonders sorgfältiger Bauleiter. Der baut sein Haus auch gerne mit schiefen und krummen Steinen. Wir sind solche lebendigen Steine, und Gott hat seine Freude daran, für uns den passenden Platz in seinem Bauwerk zu finden.
Gott baut in der Gemeinde und in der Welt.
Wer getauft ist, gehört an den rechten Platz in der Gemeinde und in der Welt.
Im Gelände herumliegende Steine sind nicht praktisch. Das betont Paulus.
3. Wo wir hinsollen
Und nun noch zu der Stola.
Stola
So eine ähnliche Stola tragen Priester. Priester haben unter anderen die Aufgabe, Gottes Wohltaten anderen zu verkündigen.
Paulus sagt: Ihr aber seid das erwählte Volk, das Haus des Königs, die Priesterschaft, das heilige Volk, das Gott selbst gehört. Er hat euch aus der Dunkelheit in sein wunderbares Licht gerufen, damit ihr seine machtvollen Taten verkündet.
Wir alle, Sie und Sie … sind Priester und Priesterinnen, die etwas haben, das sie weitergeben sollen. Wir haben alle etwas empfangen von Gott und dürfen es austeilen.
Gottes Wohltaten weitergeben: manche werden für besondere Funktionen noch extra ausgebildet. Aber aus seine oder ihre Weise kann das jeder und jede. Heute haben die Patinnen und Paten es übernommen, für die Täuflinge zu beten und sie im Glauben zu begleiten; auch diese ist eine priesterliche Aufgabe.
Wer getauft ist, gehört zu Gott, bekommt etwas von Gott und kann etwas weitergeben.
Drei Dinge werden den Menschen gesagt.
1. [Milchfläschchen] Euer Glaube kann nur wachsen, wenn ihr einige Dinge hinter euch lasst und zugleich in euch aufsaugt, was Gott sagt.
2. [Backstein] Im Haus des Lebens gibt es einen Grundstein, ohne den alles schief wird und klemmt, und ihr selbst seid lebendige Steine, die ihren Platz finden müssen.
3. [Stola] Euer Glaube soll nicht unsichtbar bleiben, sondern wie Gottesmänner und Gottesfrauen sollt man bei euch etwas von Gott sehen und hören.
Die Taufe ist für dies alles ein Anfang.
Amen
Chr. Huss, Königsfeld
Foto: Huss