12. Februar 2023 (Sexagesimä)
Jesaja 55 1-12
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Der Predigttext für heute findet man in Jesaja, Kapitel 55, Verse 1-12.
Der Herr ruft: »Ihr habt Durst? Kommt her, hier gibt es Wasser! Auch wer kein Geld hat, kann kommen. Nehmt euch Brot und esst! Hierher! Hier gibt es Wein und Milch. Bedient euch, es kostet nichts! Warum gebt ihr euer sauer verdientes Geld aus für Brot, das nichts taugt, und für Nahrung, die euch nicht sättigt? Hört doch auf mich und tut, was ich sage, dann habt ihr es gut! Ihr dürft köstliche Speisen genießen und euch daran satt essen. Hört mir zu und kommt her! Ja, nehmt meine Worte an, dann werdet ihr leben!
Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben. Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen bestellt, zum Fürsten für sie und zum Gebieter. Siehe, du wirst Völker rufen, die du nicht kennst, und Völker, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des Herrn willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.
Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt! Betet zu ihm, solange er euch nahe ist! Hast du dich gegen Gott aufgelehnt? Bist du eigene Wege gegangen und eigenen Plänen gefolgt? Dann hör auf damit! Kehr deinem alten Leben den Rücken und komm zum Herrn! Er wird sich über dich erbarmen, denn unser Gott ist gern zum Vergeben bereit.
Er sagt: »Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege. Denn wie der Himmel die Erde überragt, so sind auch meine Wege viel höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Denkt an den Regen und den Schnee! Sie fallen vom Himmel und bleiben nicht ohne Wirkung: Sie tränken die Erde und machen sie fruchtbar; alles sprießt und wächst. So bekommt der Bauer wieder Samen für die nächste Aussaat, und er hat genügend Brot zu essen. Genauso ist mein Wort: Es bleibt nicht ohne Wirkung, sondern erreicht, was ich will, und führt das aus, was ich ihm aufgetragen habe.
Ihr werdet voller Freude in die Freiheit hinausziehen und wohlbehütet euren Weg gehen.
Liebe Gemeinde, Liebe Freunde, Liebe Schwester und Brüder,
ich muss etwas beichten: Ich liebe mein iPhone. Ich weiß. Ich weiß. Es ist nicht richtig. Es ist falsch. Es ist Götzendienst. Aber ich liebe mein iPhone. Es hat so viele tolle Funktionen. Telefonieren mache ich damit nur selten. Es ist mein Wecker. Es ist mein Navi. Es ist mein Terminkalender. Eine meiner Lieblingsfunktionen heißt „Wo ist?“. Früher hieß die App „Freunde“. Wenn man die App startet, sieht man eine Liste von den Namen seiner Freunde, sowie deren Standort auf einer Landkarte. Mit ca. 50 Meter Genauigkeit. Es ist erstaunlich. Natürlich müssen die Freunde oder Familienmitglieder auf deren eigenen Handys deren Einverständnis gegeben haben. Datenschutz. Aber, wenn die Freunde oder Familienmitglieder sich eingewilligt haben, kann es ganz nützlich sein. Man sieht ob seine Frau noch an der Arbeit ist oder ob sie schon auf den Heimweg ist. Wenn zwei sich treffen wollen, z. B. auf einer Messe oder auf dem Markt, am Bahnhof oder in einem riesigen unübersichtlichen Flughafen, man sieht wo der Andere sich befindet. Wenn die zwei sich entgegen laufen nähern sich stetig die zwei Punkte auf der Karte in der App. Ich finde, die App ist nützlich und sie macht Spaß. Dennoch, aus einem mir völlig unerklärlichen Grund, Kinder, besonders Kinder in der Pubertät wollen deren Einverständnis nicht geben. Sie wollen nicht immer gesehen werden. Wäre ich Vater, fände ich es ganz praktisch, immer zu wissen wo mein Sohn oder meine Tochter ist. Warum wollen sie das bloß nicht? Es ist mir schleierhaft. Vielleicht kann mir jemand nach dem Gottesdienst erklären, warum das so ist.
Da ist Gott ganz anders. Er will gesehen werden. Er will gefunden werden. „Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt! Betet zu ihm, solange er euch nahe ist!“ Jesaja hat kein Smartphone. Gottes Nähe merkt er, nicht weil er eine Ortungs-Applikation hat. Sondern weil er Prophet ist. In diesem Bibeltext hat die Zeitweiligkeit von Jesajas Aufruf mich immer irritiert. Sucht den Herrn, so lange er sich finden lässt. Was soll das? Ist Gott nicht immer da? Können wir ihn nicht immer finden? Nicht immer zu ihm beten? Spielt er etwa verstecken? Hält er seine Ohren verdeckt? Nein, liebe Gemeinde. Das tut er nicht. Es sind die Israeliten, die ihre Augen und Ohren verschlossen haben. Sie nehmen die Nähe ihres Gottes nicht mehr wahr. Bald werden sie ihn völlig vergessen haben. Sie sind nun seit ca. 50 Jahren in Babylon. In Exil. Mehr als die Hälfte von ihnen hatten keine Erinnerung an Israel. Sie kannten nur Babylon. Babylon war ihr zu Hause. Ihre Heimat. Jesajas Aufruf den Herrn zu suchen, ihr altes Leben den Rücken zu kehren und zu Gott, zu Jahweh zurück zu kommen war ein Aufruf gegen Ihre Gelassenheit. Sie hatten sich mit deren Situation arrangiert. Gottes Verheißungen – vor allem in einem Land zu wohnen – das er sie zeigen wurde, hatten sie vergessen.
Ich mag die Hoffnung für Alle Übersetzung, die wir hier gelesen haben. Es klingt so modern. Wie ein Fernseh-Werbespot. Oder die Worte eines Politikers im Wahlkampf. Oder die Worte eines Marktschreiers: „Ihr habt Durst? Kommt her, hier gibt es Wasser! Auch wer kein Geld hat, kann kommen. Nehmt euch Brot und esst! Hierher! Hier gibt es Wein und Milch. Bedient euch, es kostet nichts!“ Und nun der Politiker: „Hört doch auf mich und tut, was ich sage, dann habt ihr es gut! Ihr dürft köstliche Speisen genießen und euch daran satt essen. Hört mir zu und kommt her! Ja, nehmt meine Worte an, dann werdet ihr leben!“
Nur, es gibt einen Unterschied zwischen den Worten Jesajas und den Worten eines Politikers oder Marktschreiers: Sie deuten nicht darauf hin, was der Sprecher uns verspricht, und oft nicht einhält. Bei Jesaja deuten sie auf das Versprechen Gottes. Der nicht lügt. Der sein Wort hält. Gott sagt:
„Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen.“ Jesaja ermahnt: Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt! Betet zu ihm, solange er euch nahe ist! Hast du dich gegen Gott aufgelehnt? Bist du eigene Wege gegangen und eigenen Plänen gefolgt? Dann hör auf damit! Kehr deinem alten Leben den Rücken und komm zum Herrn!“ OK, hier kling er nicht mehr wie ein Politiker, sondern wie ein Prediger. Und eine bodenständigere Ermahnung gibt es sonst nirgends in der Bibel: „Hör auf damit!“ Hör auf. Kehr deinem alten Leben den Rücken und komm zum Herrn. Babylon ist nicht Eure Heimat. Gott hat Euch eure eigene Heimat gegeben. Habt ihr vergessen? Er hat Großartiges mit Euch vor. Gebt euch nicht mit Weniger zufrieden. Kehrt Babylon euren Rücken.
Denn „Er wird sich über euch erbarmen, denn unser Gott ist gern zum Vergeben bereit.“ Gern zum Vergeben bereit. Das ist unser Gott. Wer von uns vergibt gerne? Ich nicht. Ich tue es, weil es das Richtige ist. Weil ich weiß, dass mir so viel vergeben worden ist. Aber wenn es nach mir ginge, würde Jeder das bekommen, was er verdient. Außer mir natürlich.
Warum vergibt Gott so gerne, wo ich es so ungerne tue? Vers Acht: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege. Denn wie der Himmel die Erde überragt, so sind auch meine Wege viel höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ Liebe Schwester und Bruder, das ist die Erklärung. Gott ist anders als wir es sind. Fundamental anders. Er ist der Gott, der dich sucht und er ist der Gott, der sich finden lässt. Gottes Ortungsfunktion ist immer eingeschaltet. Such ihn. Er möchte so sehr, dass du ihn findest.
Möge Gottes Gnade und Friede durch unseren Herrn Jesus Christus mit uns sein. Amen.
Gerald MacDonald
Fürbitte:
Lieber himmlischer Vater,
wir kommen zu dir mit unserem Gebet, denn wir vertrauen auf deine Verheißung, dass was wir bitten, uns gegeben wird. So rufen wir zu dir, dass du dein Wort in diese Welt hinausrufst, damit alle Menschen darauf hören und danach leben. Denn dein Wort ist Leben, Hoffnung und Zuversicht.
Wir beten für die Menschen in der Türkei und Syrien, die von den schrecklichen Erdbeben betroffen sind.
Wir beten für alle, die gestorben sind, die verletzt wurden, die ihre Liebsten verloren haben.
Schenke denen Trost und Kraft, die verzweifelt sind, und gib ihnen Hoffnung in ihrer Not.
Steh ihnen mit deiner Liebe und deinem Mitgefühl bei und hilf ihnen, ihr Leben wieder aufzubauen.
Wir beten für die Rettungskräfte, die unermüdlich arbeiten, um Überlebende zu finden und denen zu helfen, die noch in Not sind.
Bitte gib du ihnen die nötige Stärke und Ausdauer, um ihre Arbeit erfolgreich zu machen.
Bitte halte die Menschen in diesen schwierigen Zeiten mit deiner unendlichen Gnade und Barmherzigkeit.
Lieber Gott,
Lass dein Wort wirken in einer Welt, die nicht mehr zuhören kann. Öffne nicht nur die Ohren, sondern auch die Herzen der Menschen, damit sie deine Liebe erkennen und bereit werden, in Liebe anderen Menschen zu begegnen. Lass nicht zu, dass Menschen in Hass auseinandergehen, sondern hilf, dass sie Wege der Versöhnung finden. Gebrauche du uns, damit auch wir als Friedensstifter wirksam werden können.
Lass dein Wort wirken in einer Welt, die lieber Waffen sprechen lässt. Hilf, dass verfeindete Länder aufeinander zugehen und sich nicht weiter voneinander entfernen. Hilf uns, für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt einzutreten.
Lass dein Wort wirken in einer Welt, die sprachlos geworden ist angesichts von Krankheit und Tod. Hilf, dass wir begreifen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, weil du den Tod überwunden hast. Schenke Trost denen, die trauern, und Hoffnung denen, die drauf und dran sind, die Hoffnung aufzugeben. Mache uns zu Trägern des Lichtes, das von dir kommt und die Dunkelheit erhellt.
Nimm dich unser gnädig an. Rette und erhalte uns, denn dir allein gebührt Ruhm, Ehre und Anbetung, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen
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