Predigt am 14.1.2024, 2. Sonntag nach Epiphanias
Predigttext: Hebräer 12, 12-18 (19-21) 22-25a
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Liebe Gemeinde,
Reisen ist eins der schönsten Dinge im Leben. Es ist alles vorbereitet und dann geht es los. Gut gelaunt und mit der genauen Vorstellung, was uns am Ende erwarten wird. Und sind Kinder mit dabei, dann wird es oft ein großes Abenteuer. Denn ziemlich bald nach den ersten Metern kommt die Frage aller Fragen: Wann sind wir endlich da? Ist es noch weit? Können wir eine Pause machen? Die Stimmung kippt und eine gute Antwort zu finden, auf die schwindende Bereitschaft, weiterzugehen, kann herausfordern sein.
Von einer Reise – einer Lebensreise, einer Glaubensreise spricht der heutige Predigttext aus dem Hebräerbrief.
12Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie13und tut sichere Schritte mit euren Füßen, dass nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde. 14Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird, 15und seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume; dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie verunreinigt werden; 16dass nicht jemand sei ein Hurer oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen sein Erstgeburtsrecht verkaufte. 17Ihr wisst ja, dass er hernach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte. 18Denn ihr seid nicht zu etwas gekommen, das man anrühren konnte und das mit Feuer brannte, nicht zu Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter (19und nicht zum Schall der Posaune und zum Klang der Worte. Die das hörten, baten, dass ihnen kein Wort mehr gesagt würde; 20denn sie konnten’s nicht ertragen, was da gesagt wurde (2. Mose 19,13): »Und auch wenn ein Tier den Berg anrührt, soll es gesteinigt werden.« 21Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach (5. Mose 9,19): »Ich bin erschrocken und zittere.«) 22Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zur Festversammlung 23und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten 24und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut. 25Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet.
Am Anfang eines neuen Weges ist es die Begeisterung, die mitschwingt. So ist es auch sicher in der Gemeinde gewesen, an die Paulus diesen Brief schrieb. Doch für die Gemeinde am Ende des 1. Jhdt. war es nicht einfach. Sie war großen Anfeindungen ausgesetzt und von Verfolgung bedroht.
Und da beginnt unser Text mit einer Aufmunterung. Stärkt Euch erst einmal! Haltet an und achtet auf Eure Hände und Knie. Macht eine Pause und schaut, ob ihr alle beieinander seid. Das tut gut! Am Anfang des Jahres, wenn noch alles vor uns liegt und wir den Weg nicht genau kennen, dürfen wir eine Rast einlegen und uns stärken lassen. Und wir sollen nicht unser eigenes Tempo durchdrücken, sondern uns an denen orientieren, die nicht so schnell mitkommen, die mehr Zeit brauchen. Das ist wichtig, damit der Zusammenhalt gestärkt wird. Denn der Zusammenhalt ist mindestens genauso wichtig, wie der einzelne Weg. Gerade in unseren Tagen sehen wir, was passiert, wenn sich Menschen oder gar ganze Berufsgruppen abgehängt fühlen. Sie wehren sich dagegen und durchkreuzen oder blockieren die Wege der anderen. Das ist vielleicht erst einmal nur ein klares Zeichen, das kann aber ganz schnell in etwas Gewaltiges umschlagen. Darum kommt gleich darauf der Satz: jagt dem Frieden nach mit jedermann. Der Friede ist ein so kostbares Gut, für den wir uns einsetzen sollen und müssen. Wenn vom Jagen die Rede ist, dann ist das eine schnelle und zielstrebige Handlung. Ich erinnere mich an einen Predigtgottesdienst im September. Da schien der Frieden für Menschen unerreichbar. Das gab und gibt mir heute noch zu denken. Wir alle sehnen uns nach ihm und spüren, wie gefährdet er in der Welt und auch in unserem Land ist.
Und das war damals auch nicht anders. Als Beispiel bringt Paulus die Geschichte von Esau. Esau kam vom Feld und aß die Suppe, die Jakob gekocht hatte. Er verkaufte damit sein Erstgeburtsrecht.
Esau dachte zuerst an die leibliche Stärkung, anstatt die himmlische Segnung vorzuzieh`n. Dabei zeigt uns dieses Beispiel, dass unser Herr noch eine viel größere, eine geistige Speise für uns bereithält. Diese geistige Stärkung auf unserem Weg ist so wichtig und lässt uns diese schwierigen Zeiten ganz anders durch – und überstehen. Sie lenkt unseren Blick vom bloßen Menschsein zu Gottes großer und unendlichen Herrlichkeit. Sie zeigt uns, dass es eben noch viel mehr gibt als unser Leben hier auf der Erde. Wir sind Kinder Gottes und seit der Taufe auserwählt fürs ewige Leben. Unsere Namen sind ins Lebensbuch eingetragen. Das gibt uns täglich neue Kraft, auch wenn die Beine müde und die Knie schwer werden.
Die Geschichte von Esau zeigt uns aber auch noch eine andere Seite. Es gibt auch ein zu spät. Wir erinnern uns sicher alle an das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen. Die klugen wurden zum Fest hereingelassen, die törichten standen vor verschlossener Tür. Wir müssen es mit dem Glauben an unseren Herrn ernst meinen und immer wieder seine Gegenwart suchen.
Damit wir uns immer wieder daran erinnern, gibt es die ganz besondere Stärkung, die wir auch heute feiern wollen, das Abendmahl. Jesus selbst ist es, der uns dazu einlädt. Er hat sein Leben für uns hingegeben, damit wir ein Leben in seiner Vergebung führen können. Er hat mit seinem Blut das Lösegeld für uns bezahlt. Was für eine große Liebe hat er uns damit bewiesen. Das ist ein unglaubliches Geschenk. Er möchte, dass keiner und keine verlorengeht.
Und er öffnet uns den Blick zum Berg Zion und in das himmlische Jerusalem. Dort werden wir einmal mit ihm gemeinsam das Abendmahl feiern und in ewiger Gemeinschaft mit ihm sein.
Doch nun sind wir noch hier auf dieser Erde und auf der Reise. Wie gut, dass wir keine einsamen Wanderer sind, sondern dass wir miteinander unterwegs sind. Und wie gut, dass wir sein Wort als Wegzehrung haben, das ermutigt und aufbaut. Und wenn einer gerade eine schwierige Wegstrecke vor sich hat, dann kann ein anderer zur Seite sein und mittragen. Und so können wir uns gegenseitig Mut machen und zuversichtlich vorwärts gehen. Wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren, wenn sich Berge oder Steine auf unserem Weg auftürmen. Mit Gottes Hilfe können wir unsere steinigen Wege durchwandern. Er ist an unserer Seite.
Und so wollen wir uns auch heute stärken lassen von seinem Wort und von Brot und Wein. Er ruft uns auch heute in seine Nachfolge. Und einmal werden wir bei ihm sein im Vollendungssaal, wie eine Braut, die ihren Bräutigam von Angesicht zu Angesicht sieht. Amen
Gabriele von Dressler
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