Schatzsuche
1. Weihnachtstag, 25.12.2022
Kolosser 2, 3-10
1. Weihnachtstag, 25.12.2022
Kolosser 2, 3-10
Jeder und jede von uns werden es aus ihren Kindertagen kennen. Da wird etwas in der Wohnung oder draußen versteckt und es muss gefunden werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einmal wird dem Suchenden geholfen, in dem die Mitspieler ihn mit den Worten: heiß oder kalt führen. Oder es werden Spuren gelegt, damit der oder die Suchende eine Orientierung hat. Und dann gibt es die Schatzsuche, die durch Fragen oder kleine Tipps zum Ziel führen. Und sicher noch viele weitere Varianten. Auf jeden Fall ist die Freude groß, wenn der Schatz geborgen bzw. gefunden wird. Um einen Schatz geht es heute auch im Predigttext aus dem Brief des Paulus an die Kolosser:
In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. 4 Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. 5 Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe. 6 Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, 7 verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit. 8 Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus. 9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, 10 und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.
Als erstes ist mir die Jahreslosung von 2001 eingefallen: In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Und ich weiß nicht, wie es Ihnen und euch geht, wenn ich die Jahreslosung einmal mit Melodie im Kopf habe, dann geht sie bei mir nicht verloren.
Wir feiern heute den 1. Weihnachtstag, Jesus Christus ist geboren und hat Raum in unserer Welt eingenommen. In seiner Gegenwart waren alle Menschen gleich umgeben von Wärme und Licht. Maria und Josef waren vom Licht dieses Kindes erfüllt und die Hirten knieten in großer Andacht vor Jesus. Alle waren sie ergriffen von seiner Gegenwart.
Paul Gehrhardt hat es in einem bekannten Weihnachtslied so ausgedrückt: Ich steh an deiner Krippe hier o Jesu du mein Leben. Dieses Lied ist ein Andachts- bzw. Anbetungslied. Denn die Geburt von Jesus betrifft nicht nur ein Gefühl von uns Menschen, sie trifft uns mitten ins Herz. Das Kommen des Gottessohns in Gestalt eines kleinen Kindes rührt uns alle auf wunderbare Weise an. Und es verändert uns auch.
Jesu Ankunft in dieser Welt war schwierig. Alle Herbergen waren voll und für ihn war kein Platz. Wäre es heute anders? Und würden wir ihn erkennen? Ist in unserem Leben Platz für Jesus – den Retter der Welt? In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Was sind das für Schätze?
Weisheit heißt auf Griechisch sophia – ist eine durch Erfahrung gewonnene Lehre. Heute würden wir es mit Lebensweisheit übersetzen. Da stecken auch Ehrfurcht und eine innere Reife drin.
Erkenntnis ist die Einsicht, die durch die Verarbeitung von Eindrücken und Erfahrungen gewonnen wird. Wenn wir Jesus in uns aufnehmen, dann dürfen wir in der Tiefe unseres Lebens an Weisheit und Erkenntnis wachsen. Und das geht nur dadurch, dass wir selbst Erfahrungen mit ihm machen, dass wir uns ganz auf ihn einlassen – o Jesu, du mein Leben. Da ist eine tiefe Verbindung zwischen ihm und mir.
Diese Erfahrung mit Jesus, die wünsche ich uns allen. Das das Geschehen der Heiligen Nacht nicht nur alle Jahre wieder an unser Ohr kommt, sondern das die heilbringende Botschaft uns mitten ins Herz trifft. Er möchte bei mir und bei dir Herberge finden. Er klopft an meine Herzenstür und will dort zuhause sein. Und wo er Einzug hält, in unseren Häusern, in unseren Wohnungen, in unserem Kirchensaal und in mir selbst, da verbreiten sich Licht, Wärme, Glanz und Geborgenheit. Die Hektik der vergangenen Tage und Wochen legt sich und Friede kehrt ein. An der Krippe dürfen auch wir knien und beten. Alle Lasten, die uns drücken und alle Sorgen die uns quälen, können wir vor ihm ablegen. Jesus schenkt uns so viel mehr, als wir ihm geben könnten.
Paulus ruft uns auf, in Christus zu leben und in ihm verwurzelt zu sein. In der Apostelgeschichte 17,28 Denn in ihm leben, weben und sind wir. So untrennbar mit ihm verbunden und verwoben können wir getröstet in die kommende Zeit gehen. Menschen, die gut verwurzelt sind und wissen, woher sie kommen, die sind widerstandsfähig. Sie ruhen in sich und haben ein Rüstzeug, was sie den Krisen dieser Welt entgegensetzen können. Und sie kommen immer wieder an ihre Wurzeln zurück.
So sind auch wir aufgerufen, uns immer wieder unsere Wurzeln klar zu sein. Auch wenn wir merken, dass um uns herum die tiefe Bedeutung unserer Wurzel – des Christsein – verloren zu gehen droht, wir dürfen uns an sie klammern. Unser Glaube wird dann wieder gestärkt und wir werden neu ermutigt für unser Leben. So eine Tankstelle kann der Predigtgottesdienst am Sonntag, das Gebet in der Stille, ein Lied auf unseren Lippen und die Gemeinschaft im Abendmahl sein.
Jesus, unser Retter ist in die Welt gekommen. In ihm liegen die Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen. Sie wollen von uns gefunden werden.
So, wie Kinder gen nach versteckten Schätzen suchen, so dürfen auch wir ein Leben lang nach Weisheit und Erkenntnis Ausschau halten. In Jesus werden wir sie finden und in der engen Verbindung mit ihm nehmen wir zu an Glauben und Vertrauen. Dann wird das Geschehen in der Heiligen Nacht uns und unsere Herzen erreichen und verändern. Und dann können wir mit Paul Gerhardt singen:
Eins aber hoff ich, wirst du mir, mein Heiland nicht versagen: dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen. So las mich doch den Kripplein sein; komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden.
Gabriele von Dressler