Wie gut sind unsere Ohren?
31.01.2021 · 2. Petrus 1, 16-21
31.01.2021 · 2. Petrus 1, 16-21
Liebe Gemeinde,
Briefe bekommen in unseren Tagen wieder eine größere Bedeutung. Gerade in der zurückliegenden Weihnachtszeit haben mein Mann und ich das wieder erlebt. Uns erreichten viele Rundbriefe und die Schreiber der Briefe erzählten von dem, was sie im letzten Jahr erlebt haben. Immer wieder werden diese Briefe auch mit schönen Fotos ergänzt. Es ist eine gute Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu sein. In manchen Fällen ist es auch ein Kontakt, der nur einmal im Jahr lebendig ist. Aber ich finde, es ist eine gute Möglichkeit, sich mitzuteilen, ja, das Erlebte mit lieben Menschen zu teilen.
Wir haben es in den vergangenen Wochen so gemacht, dass wir uns bei einer Tasse Tee im Wohnzimmer zusammengesetzt haben und ich diese Briefe vorgelesen habe. Beim Lesen merke ich, wie ich eintauche in das Leben des Briefschreibers und es spannend finde, was er oder sie zu berichten hat. In diesen Briefen stehen Dinge, die den Schreiber beschäftigt haben – gute aber auch schwere Erlebnisse. Es ist dem anderen wichtig, dass der Adressat davon liest und hört und teilhaben kann.
Heute kommt unser Predigttext auch aus einem Brief. Der Apostel Petrus hat ihn kurz vor seinem Tod verfasst und will als sein Vermächtnis gelesen werden.
Predigttext: 2. Petrus 1, 16-21
16 Wir haben euch ja angekündigt, dass unser Herr Jesus Christus machtvoll wiederkommen wird. Und dabei haben wir uns nicht auf ausgeklügelte, erfundene Geschichten gestützt. Sondern wir haben mit eigenen Augen seine wahre Größe gesehen. 17 Von Gott, dem Vater, empfing er seine Ehre und Herrlichkeit – aus der majestätischen Herrlichkeit Gottes kam eine Stimme zu ihm, die sagte: „Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“ 18 Diese Stimme haben wir selbst gehört. Sie kam vom Himmel her, als wir mit Jesus auf dem heiligen Berg waren. 19 So gewinnen die prophetischen Worte für uns noch an Zuverlässigkeit. Und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet. Denn diese Worte sind wie ein Licht, das an einem finsteren Ort brennt – bis der Tag anbricht und der Morgenstern in eurem Herzen aufgeht. 20 Ihr sollt vor allem eines wissen: Kein prophetisches Wort aus der Heiligen Schrift lässt eine eigenmächtige Deutung zu. 21 Denn keines dieser Worte wurde jemals verkündet, weil ein Mensch es so gewollt hätte. Vielmehr waren Menschen vom Geist Gottes ergriffen und haben in seinem Auftrag geredet.
In diesem Brief schreibt Petrus, dass es sich um selbst Erlebtes handelt. Wir haben es mit unseren eigenen Augen gesehen. Es geht um nichts Erfundenes oder Ausgedachtes. Es geht um die Grundlage unserer Hoffnung – wie es über dem Text in der Basis Bibel steht. Um Jesus Christus. Mit seinem Kommen in unsere Welt ist Gott selbst zu uns gekommen. Petrus, Jakobus und Johannes waren mit Jesus auf einem Berg. Und Petrus und die beiden anderen sahen, wie eine Stimme aus der Wolke sprach: „Das ist mein lieber Sohn, ihn habe ich lieb. An ihm habe ich Freude. Hört auf ihn!“ So haben wir es gerade in der Lesung aus dem Matthäusevangelium gehört.
Was die Propheten vor langer Zeit angekündigt haben, das ist nun in Jesus erfüllt. Und dieses Wort gilt. Es gilt auch heute für uns. Es ist wie ein Licht, das uns leuchtet – damals und auch heute.
Wir sind aufgerufen zum Hören. In unseren Tagen ist das mit dem Hören gar nicht so einfach. Es gibt viele Dinge, die an unser Ohr dringen. Morgens im Bett höre ich die Schneepflüge, die in den letzten Wochen unermüdlich schon sehr früh am morgen die Straßen und Wege vom Schnee befreien. Danach höre ich die ersten Autos, die sich ihren Weg durch die Straßen zur Arbeitsstelle bahnen. Durch den Schnee sind diese Geräusche gedämpfter. Ein Autofahrer öffnet und schließt seine Türen in kurzen Distanzen. Das ist der Bote der zuverlässig die Zeitung ins Haus bringt. Wenn ich im Büro sitze, dann höre ich meist Menschen, die unter meinem Fenster entlang gehen und im Gespräch sind.
Das alles dringt an meine Ohren, ohne dass ich mich zum Hinhören anstrengen muss. Aber mit dem Hören auf Gottes Wort ist das anders. Das sollte nicht so im Vorrübergehen passieren. Dafür will ich mir Zeit nehmen. Die Bibel ist voll von Erfahrungsberichten von Menschen mit Gott: von Verheißungen, Prophezeiungen, von Enttäuschungen, Rückschlägen – aber auch von Vergebung und Neuanfang. Es lohnt sich, von Abraham, Isaak und Jakob zu lesen und zu hören. Da wird die Geschichte Gottes mit seinen Menschen lebendig. Im Neuen Testament sind es die Erlebnisse von Jesus mit seinen Jüngern, die Missionsreisen und Briefe des Paulus und die alles abschließende Offenbarung des Johannes.
Und heute? Wenn ich genau in mich hin höre, dann merke ich, wie die Geschichte mit Jesus auch in unserer Zeit weitergeschrieben wird. Du und ich, wir können auch Augenzeugen von ihm sein. Jesus wirkt auch heute unter uns. Dazu müssen wir genau hin hören und hinsehen.
Heute feiern wir den Bibelsonntag. Dieser Tag will uns besonders an Gottes Wort zu uns Menschen erinnern. Er verbindet die unterschiedlichen Konfessionen und erinnert uns an das, was uns verbindet. Das ist die Bibel – sie ist die Grundlage unseres Glaubens.
Gottes Wort ist auch heute noch das Fundament, auf das wir unseren Glauben bauen. Es gibt uns Orientierung, Halt, Hoffnung und Zuversicht. Und sie ist uns ein Licht in der Welt, die oft im Dunkel bleibt. Dieses Licht wollen und sollen wir wieder groß machen in unserer Zeit. Wir dürfen es weitertragen zu den Menschen, die uns anvertraut sind und zu den Menschen, die dieses Licht noch gar nicht kennen.
Es gibt viele Übersetzungen der Bibel für junge Menschen zum Beispiel Hoffnung für alle Gottes Wort will in aller Munde sein und will Hoffnung geben. Sein Wort will unter die Menschen kommen. In den letzten Tagen kam eine neue Bibelübersetzung heraus – die Basisbibel als ganze Bibel. Die Sprache in dieser Bibel ist für alle gut verständlich und zu jedem Buch gibt es eine kleine Einführung.
Und so wird sein Wort auch in die heutige Zeit übersetzt, damit es auch Menschen unserer Zeit lesen und verstehen. Im Konfirmandenunterricht letzte Woche habe ich das Gleichnis von Jesus erzählt, als er Menschen zu einem großen Fest eingeladen hatte- aber die geladenen Gäste nicht kommen wollten. Sie hatten alle etwas anderes vor. Die Jugendlichen haben dieses Gleichnis in die heutige Zeit übertragen.
Ein Beispiel davon möchte ich gern am Ende zu Ohren bringen: Ein Mann hat zu einer Party eingeladen. Ein Diener hat zu allen Eingeladenen gesagt: „Kommt alles ist fertig.“ „Sorry, hab grad ein Haus gekauft!“ sage einer. „Ich will mir ein Auto kaufen!“ sagte ein anderer. Der Mann wurde wütend: „Holt alle, nicht nur die Eingeladenen. Die Party ist trotzdem!“ „Viele sind da, aber es ist noch Platz“, sagte der Diener. „Dann geh zu den Armen. Ich will, das mein Haus voll wird!“ sagte der Mann. (Faye)
Ich war überrascht, wie gut sich die Jugendlichen in dieses Gleichnis hineingedacht haben und sie es in ihre Sprache übersetzt haben. So bleiben die Worte der Bibel lebendig und bleiben nicht nur Worte einer vergangenen Zeit. Sie sind auch für uns heute aktuell.
Amen
Gabriele von Dressler