Gottes Mitarbeiter
30.8.2020 (12. Sonntag nach Trinitatis)
1. Korinther 3, 9-17
30.8.2020 (12. Sonntag nach Trinitatis)
1. Korinther 3, 9-17
Liebe Gemeinde,
in einer Familie leben mehrere Menschen miteinander. Sie gehören zusammen und halten auch in der Regel eng zusammen. Aufgaben in der Familie werden verteilt. In meiner Familie, aus der ich komme, war das so. Meine Mutter hat sich um den Haushalt und um uns Kinder gekümmert – und wir waren nicht wenige. Mein Vater war für Reparaturen und den Einkauf zuständig. Wir Kinder hatten alle eine kleinere Aufgabe – z. B. Bad putzen, Flur saugen, unsere Zimmer einmal in der Woche aufräumen. Im Garten hatten wir Abschnitte der Kieswege von Unkraut zu befreien. Meine Mutter erstellte die Pläne, sie wurden aber meistens nur eine kurze Zeit von uns Kindern durchgehalten. Dann hat einer von uns Kindern nicht mehr mitgemacht und das ganze brach zusammen. Nun wurde es wieder mühevoll von meiner Mutter neu eingeteilt und die Sache startete von Neuem. So ging es in unserer Familie zu. Eine Gemeinde ist wie eine Familie im Großen. Wir alle gehören zur Familie Gottes und haben unterschiedliche Aufgaben. Aber gemeinsam arbeiten wir als Gottes Mitarbeiter. Darum geht es im heutigen Predigttext.
Ich lese aus dem 1. Korinther 3, 9-17
9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. 10 Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. 11 Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. 14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. 15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. 16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 17 Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.
Viele Bilder bringt uns Paulus in seinem Brief an seine junge Gemeinde in Korinth näher. Er beschreibt die Gemeinde als Gottes Ackerfeld und als sein Bau. Der Grund, auf dem sich die Gemeinde gründet ist aber nicht Paulus, der die Gemeinde zusammen gerufen hat, sondern der Grund ist Jesus Christus selbst. Er, Paulus ist der Baumeister, ein weiser Baumeister, anderer baut darauf auf.
Wir als Gemeinde hier in Königsfeld sind auch einmal gegründet worden – vor über 200 Jahren. Die Menschen, die diesen Ort und die Gemeinde hier bauten, die leben heute schon lange nicht mehr. Aber wir sind alle hier und die Gemeinde besteht weiter – sie lebt weiter. Sie lebt, weil wir uns auf unseren Grund – auf Jesus Christus berufen. Er ist der Meister im Kirchenplan, er ist der Grund auf, dem wir uns gründen. Das war am Anfang so und das soll auch weiter so bleiben. Der Grund ist ganz zentral. Wie ist es aber mit dem weiteren Bau? Wie beteiligen wir uns am Bau der Gemeinde?
In Korinth war es nach dem Weggang des Paulus nicht einfach. Wanderprediger kamen, blieben eine Zeit lang da, predigten, führten die Gemeinde und gingen wieder. Sie erzählten von Jesus, seinem Leben, seinem Tod am Kreuz und von seiner Auferstehung. Jeder Prediger brachte das mit, was ihm durch das Beschäftigen mit dem Wort Gottes wichtig war.
Paulus schreibt, dass wir alle Gottes Mitarbeiter sind. Also auch alle, die wir hier sitzen. Wir bauen alle täglich miteinander an unserm Leben, an der Gemeinde und an der Kirche. Wir sind ein Acker. Wir pflanzen und gießen den Acker, was aber einmal für Früchte werden, das steht in Gottes Hand. Ob das Haus, an dem wir bauen Bestand hat oder ob die Früchte etwas taugen, die auf dem Acker wachsen, darauf können wir nur vertrauen.
Wichtig ist, das wir wissen, auf wen wir uns berufen, wenn wir etwas tun – nämlich nicht auf uns selbst, sondern auf Jesus Christus und seine Liebe. Wir sollen aber zugleich sorgsame und weise Baumeister und Gärtner sein.
Wir bauen unser Leben, unsere Gemeinde und die Kirche und am Ende wird nicht ein anderer Mensch, sondern Gott selbst beurteilen, was Bestand hat und womit wir gebaut haben. Ob wir mit Gold, Silber oder Edelsteinen oder ob wir mit Holz, Heu oder Stroh gearbeitet haben. Im Anschluss bringt Paulus das Bild vom Feuer ein. Von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Gott wird also am Ende unserer Tage urteilen, ob das Werk Bestand hat oder nicht. In der kath. Kirche wurde dieses Bild vom Feuer zum Fegefeuer erklärt und besonders im Mittelalter für Menschen als angstmachendes Mittel benutzt. Es bezieht sich auf diese Bibelstelle des Paulusbriefes. Daraus wurde die Lehre entwickelt, dass man Menschen durch Zahlungen und Seelenmessen vorzeitig aus dem Fegefeuer entlassen kann. Man denke nur an Luthers Thesen gegen den Ablass.
Mit dem Bild vom Feuer meint Paulus etwas Tröstliches. Alles was wir zum Bau gebrauchen ist immer aus verschiedenem Material. Vor Gott bleibt das Wertvolle, Unzerstörbare bestehen. Es ist das, was wir aus Liebe für ihn tun. Und dass sollen wir uns bei allem fragen, was wir anpacken: Aus welchem Antrieb heraus tun wir es?
Paulus will uns mit dem reinigenden Feuer weiter sagen, dass wir in unserem Leben Dinge tun, die Bestand haben, aber auch Dinge, die auf der Strecke bleiben oder die nach einer Zeit wieder ganz verschwinden. Wir selbst werden es nicht sehen.
So geht es z. B. bei der Erziehung von Kindern in unseren Kindergärten und Schulen und auch zu Hause. Was später einmal aus den Kindern und Jugendlichen wird, das wissen wir nicht, wenn die Kinder den Einrichtungen anvertraut werden. Die Erziehenden und Lehrenden werden alles dafür tun, dass die jungen Menschen etwas von dem behalten, was sie vermitteln und auch vorleben.
Ob eine Predigt beim Zuhörer ankommt oder nicht, auch das erfahren wir selten. Aber manchmal eben doch: Auf einem Spaziergang in der vergangenen Woche sprach mich ein Gemeindeglied an und sagte mir, dass die Predigt letzten Sonntag an eine Begegnung aus der Kindheit erinnert hat. Da ist etwas unerwartet angesprochen worden. An diesem kleinen Beispiel merken wir, dass wir oft selbst nicht wissen, was Bestand hat und was vorübergehend ist.
Wir sollen uns als Gottes Mitarbeiter einsetzen. Nun wissen wir, dass bei allem, was wir tun, Fehler nicht vermeidbar sind. Aber deshalb gar nichts tun? Das wäre falsch. In der Ersten Hilfe haben wir gelernt, dass es wichtig und unsere Pflicht ist, Menschen zu helfen. Unterlassene Hilfeleistung ist strafbar.
Dietrich Bonhoeffer sagte einmal: „Der größte Fehler, den man im Leben machen kann, ist immer Angst zu habe, einen Fehler zu machen.“ Gott ist ein Gott der Barmherzigkeit und der Liebe. Er wird auch barmherzig mit uns sein. Wir werden nicht vergehen, sondern Gottes Sohn, Jesus Christus hat uns freigekauft von unseren Sünden. So sollen wir nun in seiner Nachfolge leben und uns einsetzen.
Wir brauchen nicht aufzurechnen, was wir alles tun, nein, wir sollen alles tun – aus Liebe heraus. Der Grund unseres Handelns soll Jesus Christus sein. Seine Liebe zu uns, das kann uns Ansporn sein – jeden neuen Tag.
„Alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, dass tut alles im Namen Jesu und danket Gott dem Vater durch ihn.“ So steht es im Kolosserbrief und so hat es Dieterich Buxtehude in einer Kantate vertont.
Amen
Gabriele von Dressler