Fundstücke teilen
Ansprache zum Gottesdienst im Kurpark
3. Juli 2022 (3. Sonntag nach Trinitatis)
Lukas 15, 8-9 + 10, 1-9
Ansprache zum Gottesdienst im Kurpark
3. Juli 2022 (3. Sonntag nach Trinitatis)
Lukas 15, 8-9 + 10, 1-9
In dem heutigen Gottesdienst haben wir die vorgeschlagenen Bibeltexte der evangelischen und der katholischen Kirche kombiniert, das Gleichnis vom verlorenen Geldstück, und die Geschichte von der Aussendung der 70, bzw. 72. Wir hatten die Idee, dass es genau die Fundstücke sind, mit denen wir rausgehen können, um sie anderen zu zeigen.
Wissen Sie, was ich bei der Vorbereitung gemerkt habe? Das Motiv von dem Einen, der Fokus auf das Verlorene, kommt quasi im anderen Text vor. Jesus ist durch die Dörfer gewandert und hat etwas gesehen. In der Version der Aussendung von Matthäus steht das drin:
35 Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.
36 Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.
37 Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.
38 Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.
Jesus sah, dass die Menschen waren wie Schafe ohne einen Hirten, zerstreut, verloren. Jesus schaut mit dem Blick dessen, dem die Verlorenen nicht egal sind, dem sie sogar wichtiger sind, als die anderen.
Verlorene Menschen sind keine schlechten Menschen, es sind auch nicht unbedingt unglückliche Menschen. Wobei man sich schon auch manchmal verloren fühlen kann. Als wir am Freitag in einem Online-Bibelgespräch über den Bibeltext sprachen, sagt einer, er fühle sich im Moment wirklich wie ein verlorenes Schaf. Er hat Corona, seine Frau ist zu den Kindern gefahren und er sitzt allein in seinem Zimmer. Schön, dass wir wenigstens über den Computer mit ihm im Gespräch sein könnten.
Verloren können aber auch Menschen sein, die gar nichts vermissen. Verloren sind sie lediglich aus der Sicht des Hirten. Sie sind nicht bei ihm, haben keine Beziehung zu ihm. Er vermisst sie. Sie sind auch nicht bei der Herde. Menschen ohne Gott sind keine schlechten Menschen. Aber ihnen geht das ab, wozu die Menschen geschaffen sind, nämlich in Beziehung zu ihrem Schöpfer zu leben.
Deshalb schickt Jesus erst die 12 und dann die 72 weiteren Jünger in die Dörfer. Sie sollen in die Häuser rufen: Friede sei diesem Hause. Und dann sollen sie mit den Leuten essen und trinken, und dabei großzügig sein mit den eigenen Speisegeboten. Sie sollen Heilung bringen und darüber reden, dass Gott ganz nahe ist.
Paulus sagt es ähnlich: Uns ist der Dienst der Versöhnung aufgetragen. Lasst Euch versöhnen mit Gott. Jesus fordert uns auf, seinen Blickpunkt einzunehmen: Seht, sie haben keinen Hirten. Zeigt Ihnen den Hirten, zeigt ihnen Gott. Ihr habt einen Hirten, ihr braucht keine Tasche und keinen Geldbeutel. Der Hirte wird schon für euch sorgen.
Wissen Sie übrigens, warum es 72 sind, die Jesus 2 und 2 losschickt? Ganz einfach: Nach 1. Mose 10 gibt es 72 Völker. Also braucht es 72 Botenpaare. Wer die Bibel kennt, hat das verstanden. Geht in alle Welt – das steckt da schon drin.
Jesus will seine Jünger anstecken mit der Freude Gottes, wenn Menschen sich von ihm finden lassen. Gott hat uns gefunden. Und er lässt uns ganz viel entdecken, an guten Worten in der Bibel, an Einsichten durch den Heiligen Geist, an seiner Liebe, an Frieden mit Gott. Diese Fundstücke können und sollen wir teilen.
Es wird nicht immer der passende Moment sein, unsere Fundstücke zu teilen. Aufdrängen und zwingen geht nicht. Auch da braucht es Gottes Geistkraft, die Türen öffnet, damit man etwas teilen kann.
Überleitung zur Aktion
Was ist es, was sie gefunden und entdeckt haben?
Was können Sie mit anderen teilen?
Wir haben viel verloren in den vergangenen Monaten. Aber wir haben auch manches gefunden, Menschen, Einsichten, Prioritäten.
Zwei Beispiele haben wir von Frau Fürderer und Frau Veller gehört.
Was ist mein Schatz, was kenn ich teilen? So wie die Frau in Gleichnis von Jesus ihre Freundinnen eingeladen hat, als sie die Drachme wiedergefunden hatte.
Wir haben Karten vorbereitet. Und wir haben Stifte. Die Karten sind für Sie, zum Nachdenken, beschriften und weitergeben. Die Stifte hätten wir gerne wieder zurück.
Wir gehen nun rum mit den Karten und Stiften. Wie gesagt, die Stifte gerne am Ausgang zurück in die Boxen. Und die Karten geben sie selbst an jemand weiter, jetzt, nachher oder später.
Christoph Huss