Familie prägt
25.12..2021 (1. Weihnachtstag),
1. Joh 3, 1-3
25.12..2021 (1. Weihnachtstag),
1. Joh 3, 1-3
Der heutige Predigttext steht im ersten Johannesbrief, Kapitel 3. Ich beschränke mich auf die Verse 1-3 und lese nach der Basis-Bibel:
1 Seht doch, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es tatsächlich. Doch diese Welt weiß nicht, wer wir sind. Denn sie hat Gott nicht erkannt.
2 Ihr Lieben, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir einmal sein werden, ist noch gar nicht sichtbar. Wir wissen jedoch: Wenn es offenbar wird, werden wir Gott ähnlich sein. Denn dann werden wir ihn sehen, wie er ist.
3 Wer das voller Hoffnung von Gott erwartet, hält sein Leben rein von aller Schuld – so wie Gott selbst rein ist.
Einleitung
Liebe Schwestern und Brüder,
zu einem Lied irgendwelche Bewegungen mitzumachen, ist eigentlich nicht so Meins. Aber beim Morgenkreis im Kindergarten geht das nicht ohne.
Als ich letztes Jahr dann ein paar Mal einen Morgenkreis als Video aufgenommen haben, dann musste ich mich ganz allein vor die Kamera stellen, singen und Bewegungen vormachen. Man wächst mit seinen Aufgaben.
Bei solchen Bewegungen frage ich mich oft: passen die Gesten zu den Worten? Helfen sie den Kindern beim Erfassen des Inhalts? Oder sind sie eher irreführend?
Eines der vielgesungenen Lieder in der Kita Arche ist „Gottes große Liebe“ von Dieter Kallauch Das geht so: (Sie können ja überlegen, ob sie die Bewegungen auch so gemacht hätten …)
Gottes große Liebe, (größer werdende Herzen) Gottes große Liebe Gottes große Liebe in Jesus sehen wir sie (2x) (Hand nach oben)
Er hat uns so reich gemacht (beide Hände hoch) mit Gutem überschüttet (Regengeste) alle die ihm vertrauen (Hände vor Brust) dürfen Gottes Kinder sein (2x) (Kind wiegen)
Besonders bei dieser letzten Geste fragte ich mich immer, ob sie passt. Gottes Kinder – und dann eine Geste, wie wenn man ein Baby wiegen würde. Sind Gottes Kinder Säuglinge? Das Wort Kind kann ja zwei Dinge bedeuten:
Weihnachten weckt ja in uns oft Erinnerungen an unsere Kinderzeit: Gerüche, Lieder, Sehnsüchte. Und auch die Menschwerdung Gottes hat mit einem kleinen Kind zu tun. Hier vorne erinnert die Holzkrippe an die eindrückliche Weihnachtsgeschichte, die wir in diesen Tagen immer wieder hören.
Wenn es nun im 1. Johannesbrief heißt: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es tatsächlich, dann heißt das nicht, dass wir uns wieder in Kleinkinder verwandeln sollen. Hier geht es darum, in welchem Verhältnis wir zu Gott stehen. Dies ändert sich durch Jesus grundlegend.
1. Wir sind Kinder Gottes
In Jesus verbindet sich Gott mit dieser Welt. Gott wird Mensch. In den Worten und Taten von Jesus, in seinem Leiden und Sterben streckt Gott seine Hand zu allen Menschen aus. Er lädt sie ein, zu seinem Volk, zu seiner Familie zu gehören. Wer diese Einladung annimmt, wird als Gottes Kind, Sohn, Tochter angenommen. In der Taufe wird das einem einzelnen Menschen gegenüber ausgesprochen und in die Tat umgesetzt: Du bist nun Gottes Kind. Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es tatsächlich, so der Johannesbrief.
So sind wir also Gottes Kinder. So wie Kinder haben wir bei ihm ein Zuhause. Das kann uns niemand mehr nehmen. Wie haben Anteil an seinem Reichtum, an einer Herrlichkeit, an seinen Gaben, und auch an seinem Schmerzen und an seinen Lasten. So ist das in einer Familie.
Manchmal wird spürbar, dass wir Anteil haben an Gottes Reichtum. Oft ist aber auch nicht sichtbar. Noch nicht. Im Predigttext heißt es: 2 Ihr Lieben, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir einmal sein werden, ist noch gar nicht sichtbar.
Wir merken da eine Spannung, auch in der Formulierung. Das ist genau die Spannung, in der diese ganze Welt steht: eine Welt unterwegs zur Vollendung, eben noch nicht am Ziel. Wir befinden uns mittendrin in der Spannung zwischen dem, was ist, und dem, was noch kommen soll. Ein Ausleger schreibt: Christen freuen sich auf ihren in Herrlichkeit kommenden Herrn. Noch angefochten, oft beirrt, glaubend wie an einem Seidenfädchen, freuen sie sich auf das Kommende. Diese Spannung ist Teil unserer Existenz als Kinder Gottes.
2. Familie prägt
Noch einen Aspekt des Textes möchte ich hervorheben: Familie prägt. Das fängt an beim Aussehen. Wir sagen dann: der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Es geht weiter beim Reden, beim Gang und bei den Werten.
Es gibt so Mottos in Familien:
Wie auch immer das Motto lautet: Familie prägt.
Auch Gottes Familie prägt. Wenn man zusammengehört mit Gott, sich mit Jesus durch den Heiligen Geist verbunden fühlt, dann verändert das einen. Im Johannesbrief heißt es: Wir wissen jedoch: Wenn es offenbar wird, werden wir Gott ähnlich sein. Denn dann werden wir ihn sehen, wie er ist.
3 Wer das voller Hoffnung von Gott erwartet, hält sein Leben rein von aller Schuld – so wie Gott selbst rein ist.
Gut, rein von aller Schuld ist vielleicht ein wenig steil formuliert. Aber ich denke, es geht doch in die Richtung.
Schlechte Gesellschaft verdirbt. Viele Eltern schauen mit scharfem Blick darauf, in welchen Kreisen sich ihre Kinder bewegen. Gute Gesellschaft kann manches zum Guten verändern. So mancher Tunichtgut kehrt in der Gesellschaft einer netten Partnerin seine besseren Seiten hervor.
So prägt auch die Gemeinschaft mit Jesus und mit der ganzen Heiligen Familie. Umfangsformen können sich verändern, Prioritäten, Wertigkeiten. Vertrauen wächst. Sorge bekommt ihren angemessenen Platz. Es entsteht Freiraum im Herzen für das, was Gott tut und tun möchte. Wir bleiben nicht dieselben in der Heiligen Familie.
Schluss
Wir könnte man diese Verbindung zu Gott darstellen? Das Wiegen eines Kindes scheint mir nicht so passend. Haben Sie eine Idee? …
Gottes Kinder sein.
Amen
Christoph Huss