Der Missionsbefehl
10.07.2022 Dialogpredigt
Matthäus 28,16-20
10.07.2022 Dialogpredigt
Matthäus 28,16-20
16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. 18 Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
G: In den letzten Wochen haben wir in unserer Gemeinde viele Kinder getauft. Jede Taufe zeigt uns, dass Gott da ist und mit den Menschen einen Bund schließt.
Ch: Weißt du, ich finde den Namen Missionsbefehl irgendwie schwierig. Geht es Dir auch so?
G: Ja, du hast recht. Befehl klingt so militärisch, das klingt nach Stramm stehen und Gehorsam. Mission und Taufe kann man nicht befehlen.
Ch: Und in der Geschichte ist dieser Text auch oft missbraucht worden. Da gab es Zwangstaufen und Mission unter Druck.
G: Ja, es gab unter den Missionaren verschiedener Kirchen, einige, die haben den unterdrückten Völkern die christliche und moderne Zivilisation aufgedrückt und kulturelle Traditionen als Aberglaube beschimpft.
Ch: Da wurde viel Leid unter Menschen verursacht. Dabei denke ich, ist der Ansatz der Herrnhuter Missionare sehr interessant.
G: Die ersten Missionare Leonard Dober und David Nitschmann waren von dem Glauben an Jesus quasi in Brand gesteckt. Sie wollten ihre Erfahrungen, die sie in seiner Nachfolge gemacht haben, in die Welt tragen. Sie hatten selbst erfahren wie es ist, unter Verfolgung zu leiden, als sie vor 300 Jahren nach Herrnhut kamen.
Ch: Heimlich haben sie in der Bibel gelesen und sich in den Kallichfelsen zu Gottesdiensten getroffen.
G: Sie haben dabei ihr Leben riskiert und dabei voll und ganz auf Gott vertraut. Und diese Erfahrung wollten sie auch zu den Menschen bringen, die sie vorher nicht kannten.
Ch: Ja selbst die Sprache war ihnen fremd und unbekannt. Und auch für die Ausreise in fremde Länder haben sie nicht auf sich selbst vertraut, sondern auf ihren Herrn. Sie haben sich für die Sache Jesu unter das Los gestellt.
G: Da gab es das Los: ja, nein oder jetzt noch nicht. Und wie enttäuscht waren sie wenn das Los sie nicht ziehen ließ. Das war eine ganz schöne Geduldsprobe. Aber sie ließen sich nicht beirren, sondern warteten auf ihren Einsatz.
Ch: Auch hier aus Königsfeld sind Menschen hinaus in die Welt gegangen. So zum Beispiel 1877 Jakob Hauert. Gute 25 Jahre zuvor war er mit seinen Eltern und Geschwistern und 30 Kühen aus der Schweiz nach Königsfeld gezogen. In den Versammlungen wurde immer von den Missionaren in aller Welt berichtet. Das hat gerade die jungen unter ihnen begeistert, auch mitzumachen.
G: Als ich die Lebensläufe gelesen habe, da war ich auch erstaunt, wie wenig sie an ihrem Ort verwurzelt waren – ihre Wurzeln waren tief im Glauben verankert. Sie kannten die Bibelverse auswendig durch ihr tägliches Studium und die gemeinsamen Stunden in ihren Banden.
Ch: Was bitte schön sind denn die Banden?
G: Banden, dass waren die festen Zusammenschlüsse der Gemeindeglieder untereinander. Da gab es die ledigen Schwestern und die ledigen Brüder. Und sie lebten in festen Gruppen-Banden – heute würden wir vielleicht Hauskreise dazu sagen. Sie waren sehr miteinander vertraut und kamen täglich zusammen.
Ch: Weißt du, das finde ich schön. Manchmal leben wir heute auch in der Gemeinde ganz schön allein.
G: Die Missionare, die ausgesandt wurden, waren mindestens zu zweit. Da konnten sie sich gegenseitig Mut zu sprechen und gemeinsam beten. Und sie haben auch für ihren Lebensunterhalt selbst gesorgt. Wenn sie in die Mission aufgebrochen sind, dann hatten sie nicht viel mit. Sie waren sehr bescheiden und bekamen durch ihr Handwerk das nötige Auskommen.
Ch: Das kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen. Als ich vor sieben Jahren für ein halbes Jahr nach Labrador gegangen bin – als Tourist, da habe ich so viel organisieren und erledigen müssen, bevor ich die Reise antreten konnte.
G: Ja, wir leben heute ganz anders. Wir haben so viele materielle Dinge, die wir im Laufe des Lebens ansammeln, die uns daran hindern, einfach aufzubrechen.
Ch: Dabei haben wir es eigentlich auch einfacher, als die Menschen damals. Nicht nur, dass wir bequem mit dem Flugzeug bis ans andere Ende der Welt aufbrechen können und nicht wie die Missionare damals mit dem Schiff und der Ungewissheit, ob sie auch nach Monaten wirklich ankommen. Sondern wir haben vor unserer Haustür und in unserem Land Menschen, die von Gott nichts wissen oder nichts wissen wollen.
G: Die Mission heute ist die vor unserer Haustür. Und auch da kommt es darauf an, wie wir auf andere zugehen. Am besten zeigen wir mit unserer Art, wie wir leben, und was wir ausstrahlen, dass wir einen Schatz haben, den wir gern mit anderen teilen wollen.
Ch: Hast du gerade Schatz gesagt? Das macht mich neugierig. Euch auch?
G: Unser Glaube ist ein Schatz. Wenn wir ihn gefunden haben, dann gibt er uns Halt und Hilfe im Leben.
Ch: Ein Schatz will geborgen werden – er will ans Licht. Und wir alle haben den Auftrag, diesen Schatz zu bergen. Übrigens Auftrag klingt besser als Befehl.
G: Alle Christen, die getauft sind, sind Missionare – also Dienende seines Wortes. Das Wort will in die Welt – durch mich und durch dich:
Ch: Dann reihen wir uns, die wir hier heute im Saal sitzen und alle, die mit uns verbunden sind ein in den Auftrag von Jesus, dann gilt er auch für uns.
G: Ganz genau. Und das gute ist, wir müssen gar nicht weit reisen. Jeder und jede kann an dem Ort an dem er oder sie lebt Jesu Worte weitergeben.
Ch: Da bin ich dabei. Das macht mich ganz froh und frei. Da kommt mir gleich ein neues Lied über die Lippen.
G: Ein Danklied gegenüber dem Schöpfer unseres Lebens. Denn er hat uns den Schwung, den Rhythmus und unser ganzes Leben gegeben. Ihm können wir danken – ein Leben lang. Lasst uns einstimmen in das nächste Lied:
Ch: Und liebe Kinder, auch wir wollen im Anschluss an den Gottesdienst einen Schatz im Pfarrgarten suchen. Dazu seid ihr alle herzlich eingeladen.
Amen
Gabriele von Dressler