Lebendige Quelle
01.01.2018 (Neujahrstag), Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Offenbarung 21,6
01.01.2018 (Neujahrstag), Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Offenbarung 21,6
„Ich habe Durst“ – wann habe ich, wann haben Sie diesen Satz das letzte Mal gesagt? Durst zu haben, das ist in unserem Land eigentlich keine große Frage mehr, da wir ja sehr schnell an den Durstspender- Wasser herankommen. Kinder haben schon im Wagen eine Flasche Milch oder Wasser mit dabei, damit der Durst schnell gestillt werden kann. Jugendliche und Erwachsene nehmen häufig eine Flasche Wasser im Rucksack mit, wenn sie unterwegs sind- ich mache das auch so! Wir haben einen einfachen Zugang zum Wasser und können damit unseren Durst stillen. Schwieriger wird es schon, wenn wir eine Wanderung in den Bergen machen. Mit einer Karte und einer Flasche Wasser unterwegs kann es manchmal schon eng werden. Wenn die Sonne so richtig einheizt und der Weg ganz anders verläuft, als auf der Karte eingezeichnet, dann kann so ein kleiner Wasservorrat schnell aufgebraucht sein und dann wird zuerst der Mund und dann der Hals trocken. Da kann man großen Durst spüren. Und wenn dann eine Quelle gefunden ist, dann genießt man schon sehr bewusst den ersten und zweiten Schluck.
Unsere neue Jahreslosung spricht vom Durst und von der Quelle. Im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung heißt es: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!“
Die Erfahrung des Durstgefühls ist schon eine ganz einschneidende. Hier weiß einer ganz genau, dass wir Wasser zum Leben brauchen. Hier sind wir – Du und ich- einem nicht egal. Und dieser einer, das ist Gott. Gott weiß, dass wir immer wieder durstig sind und nach Lebendigkeit suchen. Dabei ist beim Durst nicht nur der Durst nach Wasser gemeint. Nein, es geht noch tiefer. Hier geht es um die geistige Quelle, die wir für unser Leben in seiner Ganzheit so nötig haben. Es geht um die Lebensquelle, die uns vor dem inneren Austrocknen schützt.
Gott bietet uns eine Quelle an, die nie versiegt. Er hat uns mit der Bibel ein Buch gegeben, das unseren Durst nach Leben und Lebendigkeit stillen kann. Diese Quelle haben sicher alle von ihnen (von uns)zu Hause stehen und doch dürsten wir immer wieder neu danach. Woran liegt das? Die Quelle ist so nah- aber wir können sie manchmal gar nicht finden. Oder haben wir es sogar verlernt, sie als Lebensquelle, als Lebensgrundlage zu sehen? Gibt es in unserem Leben nicht andere Dinge, die für uns Erfüllung sind? Der Beruf z. B., der uns manchmal bis zum Anschlag in Besitz nimmt und uns oft keine Zeit mehr für Freunde und Gespräche in der Familie gibt? Oder der Körperkult, der Sport, der für viele zum Ersatz für den Gottesdienst geworden ist. Das scheint eine Weile gut zu gehen. Doch was ist dann, wenn unser Leben nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben? Wie ist das mit den Lebenskrisen, die auch in meinem Leben nicht ausbleiben?
Genau dann, wenn wir merken, dass wir selbst nicht mehr weiter wissen, dann macht sich eine Leere in uns breit, die wir kaum aushalten. Dann machen wir die Erfahrung, dass wir eben nicht imstande sind, alles selber zu machen, das wir uns nicht selber helfen können. Besonders in Einschnitten unseres Lebens schreit die Seele nach Hilfe, nach Leben, nach Liebe, nach Geborgenheit.
Wie gut ist es da, wenn wir als Menschen gelernt haben, dass es da eine Lebensquelle für uns gibt, die da ist und uns mit Lebensworten ja Lebenshilfe versorgt. Nur dafür müssen wir uns im stressigen Alltag Zeit nehmen.
Ich staune manchmal selbst, wie die Zeit verschlungen wird, trotzdem wir so viele elektronische Helfer haben, die uns ja Zeit und Arbeit abnehmen sollten. Wasch- und Spülmaschinen, Staubsauger, Computer und Handys. Aber was machen wir mit der so geschenkten Zeit? Wir haben schon mindestens drei weitere Dinge im Kopf, die noch erledigt werden müssen und rennen durch unser Leben. Das macht uns kaputt, müde und fertig. Das lähmt uns und führt dazu, dass wir entweder rennen oder aber nur noch liegen können. Das Gehen, die nicht getriebene Fortbewegungs-möglichkeit – geht uns dabei ganz verloren.
Wie aber können wir in unserem Alltag die Lebensquelle, die Ruhe und Einkehr finden? In dem wir z.B. die Losung als Wort für den Tag in den Tag mit hineinnehmen. Wenn wir das machen, dann können wir staunen, wie die Bibelworte uns auch heute noch ansprechen und wie aktuell sie sind.
Und dann ist es eine gute Möglichkeit, den Austausch über biblische Worte zu suchen. Auch dazu gibt es die Möglichkeit des Bibelgespräches in unserer Gemeinde oder Hauskreise. Eine lebendige Gemeinde lebt vom Hören auf die Botschaft Gottes und die Gemeinschaft. Wir können erfahren, dass wir innerlich erfüllt sind, das wir ein reicheres Leben haben – nicht materiell gesehen, sondern geistig.
Und dann gibt es auch Angebote, ganz bewusst in die Stille zu gehen. Klöster bieten solche Stillen Tage an. Oder auch Freizeiten oder eine Fahrt nach Tai’ze kann helfen, aus dem Rennen im Alltag in die Ruhe und ins Gespräch mit Gott zu kommen. Solche Auszeiten für die Seele sind Zeiten, in den wir ganz nah an der Quelle des lebendigen Wassers sein können. Wer wieder aufgetankt hat, wer ganz mit Gottes Geist erfüllt ist, der kann auch andere dazu einladen.
Und wie reagieren die anderen darauf? Der andere – mein Mitmensch – merkt plötzlich, dass ich ihn ernst nehme, das ich Zeit für ihn habe. Sie öffnen sich und teilen sich mit. Gerade ältere Menschen, die dieses Rennen nicht mehr mitmachen wollen und können, sind so dankbar für die Zeit, die ich mit ihnen teile. Und jeder, der es schon ausprobiert hat, kann nur staunen, was da am Ende eines Gespräches für beide wachsen kann.
Du brauchst also nicht in Selbstmitleid zerfließen. Du brauchst nicht mutlos sein. Eine Zeit der Stille am Tag genügt, in der ich mich versichern kann – Du bist da – Gott. Du, der du mich ins Leben gerufen hast, bist an meiner Seite und mir ganz nah. Wenn ich einfach mal alles liegen lasse und zu dir- zur Quelle des lebendigen Wassers komme – dann kann ich spüren, wie du mich mit neuem Leben füllst. Gott ist da. Du musst nur danach suchen. In Johannes 4,14 sagt Jesus:
Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
Dieser Lebensquell kann auch in mir und in dir sprudeln und wirksam sein. Es kann uns eine Richtung und ein Halt für unser Leben geben, wie der Stern, der den Weisen den Weg zu Jesus geführt hat. Sein Wort hat Kraft und weitet unseren Blick über uns hinaus hin zu ihm. Und sein Wort und das Reden mit ihm im Gebet stiftet Gemeinschaft. Ich bin nicht mehr einsam und allein. Ich weiß, dass schon vor mir Menschen sich ihm anvertraut haben. Sie sind mit all ihren Nöten, aber auch mit all ihrer Freude zu ihm gekommen. Und auch wir hier haben uns heute wieder aufgemacht zur lebendigen Quelle. Dort, wo wir gemeinsam Gottesdienst feiern, da dürfen wir wissen, das Gott mitten unter uns ist. Er möchte, dass sein Wort unter uns weiterlebt, dass es geteilt wird und uns so lebendig sein lässt. Sein Wort verändert uns. Es macht uns mutig und tröstet uns.
„ Ich habe Durst“- wie schön wäre es, wenn wir diesen Satz wieder häufiger sagen würden. Ich habe Durst nach dem lebendigen Wasser, das aus deiner Quelle Gott kommt. Ich habe Durst, nicht nur an den Tagen, in denen es mir schlecht geht und in denen ich ganz besonders spüre, dass ich es allein nicht schaffe.
Durst nach deinem Wort Gott, dass sollte genauso selbstverständlich sein, wie das tägliche Brot, das wir von dir erbitten. Wir brauchen dich, die tägliche Verbindung zu dir, damit unser Glaube wachsen und reifen kann. Damit wir einen Halt für unser Leben finden- gerade auch jetzt, wo wir immer wieder erfahren, dass das scheinbar Sichere gar nicht so sicher ist.
Hilf uns, dass wir vom täglichen Rennen immer wieder in eine langsamere Gangart kommen, damit wir am Ende nicht ausgebrannt sind.
Öffne du uns Herzen, Mund und Ohren für dein lebendiges Wort.
Mit den Worten der Jahreslosung: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers- umsonst! Mit diesen Worten dürfen wir nun getrost und gestärkt in das noch junge Jahr 2018 gehen. Wir wissen nicht, was uns erwartet, wir wissen aber, dass wir freien Zugang zur Lebensquelle haben – täglich neu!
Amen
Foto: Stephan Klingner, Kaporogwe-Wasserfall, Tansania