Predigtgottesdienst am 27.4.2025 in Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer, der vor 80 Jahren im April 1945 hingerichtet wurde
Predigttext: 1. Petrus 1,3-9
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Liebe Gemeinde,
heute feiern wir in unserer Gemeinde den Frauensonntag, bzw. das Schwesternfest. Dazu haben wir uns heute Morgen schon zu einem Frühstück im Gemeindezentrum getroffen. Wir denken an so einem Fest immer auch an Menschen, die uns wichtig geworden sind. Einer, der die Kirche ganz besonders geprägt hat, ist Dietrich Bonhoeffer. Er ist in seinen jungen Jahren sehr mutig für den Glauben an Jesus eingetreten und hat diesen Einsatz mit seinem Leben bezahlt. Am 9. April vor 80 Jahren wurde er im Konzentrationslager Flossenbürg umgebracht.
Wir hören den Predigttext für heute aus 1. Petrus1,3-9
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. 6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. 8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.
Frau) Heute geht es um Dietrich Bonhoeffer, der in der schlimmen Zeit der Naziherrschaft mutig gewesen ist, und sich für seinen lebendigen Glauben stark gemacht hat. Kannst Du mir etwas Näheres über ihn erzählen?
Pfrin.: Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Er hat von 1923-27 Theologie on Tübingen, Rom und Berlin studiert und promoviert. Er ging dann nach Barcelona ins Vikariat und habilitierte sich dann 1930 in Berlin. Für ein Jahr ging er nach New York zum Studieren, weil er noch zu jung für eine Pfarrstelle war. Dann war er Pfarrer der deutschen Gemeinde in London-Sydenham. Er wurde gebeten, an das Predigerseminar nach Finkenwalde zu kommen, welches 1935 von der bekennenden Kirche illegal gegründet wurde. 1940 bekam Bonhoeffer Rede- und Schreibverbot. Er wurde ins Amt: Ausland /Abwehr unter dem Widerständler Wilhelm Canaris berufen und schloss sich dem Widerstand an. Am 7. Januar !943 verlobte er sich mit Maria v. Wedemeyer. Am 5. April 1943 wurde er verhaftet und saß zunächst in Berlin-Tegel, dann im Gestapo-Gefängnis in der Prinz-Albrecht Straße und dann im KZ Buchenwald. Ein paar Tage vor seiner Hinrichtung verlegte man ihn nach Flossenbürg, wo er am 9. April 1945 erhängt wurde.
Frau) Was für ein Leben. Er ist als junger Mann viel herumgekommen- Spanien, Amerika, England, Italien. Und er hätte sicher in dieser gefährlichen Zeit auch im Ausland bleiben können.
Pfrin.: Bonhoeffer war ein Mann, der sich mit der Theologie und mit seiner Zeit auseinandersetzte. Er hatte sich in New York schon in der schwarzen Kirche in Harlem engagiert. Die Missstände der schwarzen Bevölkerung ließ ihn nicht kalt. Und als er dann ein paar Jahre später nach Deutschland zurückkam, gründete er mit Martin Niemöller und anderen die Bekennende Kirche.
Frau) Was war die Bekennende Kirche?
Pfrin.: Die Bekennende Kirche war eine Bewegung innerhalb der Christen, der Gleichschaltung zwischen der Ev. Kirche und dem Nationalsozialismus entgegen zu wirken. Das war damals ein sehr mutiger Schritt und sie organisierten sich im Untergrund. In Neuwied am Rhein z.B. gab es auf dem Gelände der Brüdergemeine die Bekennende Kirche im Untergrund. Sie hielten sich ganz an Gottes Wort in der Bibel und wollten sich durch nichts verbiegen lassen.
Frau) Das ist wirklich beeindruckend. Ich kann mir vorstellen, dass es für Bonhoeffer ganz schön schwierig war, diese Entwicklung in Deutschland zu sehen.
Pfrin.: Dietrich Bonhoeffer hat es einmal im Gefängnis so formuliert: In mir ist es finster- aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam- aber du verlässt mich nicht. In bin kleinmütig- aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig- aber bei dir ist Friede. In mir ist Bitterkeit- aber bei dir ist Geduld. Ich verstehe deine Führung nicht- aber du weißt den Weg für mich.
Frau) Es ist für mich kaum verständlich, woher Dietrich Bonhoeffer so viel Kraft für seinen Glauben bekommen hat.
Pfrin.: Der lebendige Glaube an Jesus Christus hat ihm immer wieder Hoffnung gegeben. Er hat einmal gesagt, dass die Herrnhuter Losungen seine tägliche Freude sind. Und er hat den Mitgefangenen auch Mut gemacht. Ein weiterer wichtiger Satz von ihm war auch: Wer sich wissentlich von der Bekennenden Kirche trennt, trennt sich vom Heil.
Frau) Diese Glaubenssätze sprechen von so viel Hoffnung und Zuversicht. Und sie sind für uns heute auch eine Ermahnung: Bleibt dran an Jesus und seiner lebendigen Hoffnung.
Pfrin.: Ja, Jesus ist den Weg durch Kreuz und Tod auch für uns gegangen. Wir können diese Hingabe mit unserem kleinen Verstand nicht begreifen. Aber sein Tod ist die Befreiung für uns. Ja, die Befreiung von unserer Schuld, die wir täglich auf uns laden. Wir haben ein unverwelkliches Erbe- das auf uns wartet.
Frau) Du sagst das und doch werden wir immer weniger, die dieses Erbe weitertragen.
Pfrin.: Wir dürfen uns nicht von unserer schwierigen Zeit unterkriegen lassen. Mit dem Wissen und der Gewissheit, die wir im Herzen tragen dürfen, können wir uns jeden Tag auf den Weg machen und die frohe Botschaft von Ostern: Jesus lebt! weitergeben.
Frau) Das klingt immer so einfach- es kostet aber auch Mut und Kraft, die richtigen Worte zu finden.
Pfrin.: Ja, das ist wirklich nicht einfach. Und doch dürfen wir nicht vergessen, dass wir in unserem Land frei sind, Jesus zu bezeugen. Wir wissen es von Dietrich Bonhoeffer, dass es einmal ganz anders war. Diese Freiheit gilt es zu bewahren und eben auch zu nutzen. Weltweit ist diese Freiheit nicht da. Ganz im Gegenteil die Christenverfolgung nimmt immer mehr zu. Seinen Glauben zu bekennen, wird für viele zum Todesurteil.
Frau) Das ist unvorstellbar und unfassbar für mich. Lassen wir uns anstecken von mutigen Menschen, wie Dietrich Bonhoeffer einer war.
Pfrin.: Ja, das wäre schön. Denn die frohmachende Botschaft soll alle erreichen. Übrigens war Bonhoeffer auch ein sehr nachdenklicher Mann. Das haben wir vorhin in seinem formulierten Gebet schon gehört.
Am Ende soll Dietrich Bonhoeffer noch einmal zu Wort kommen mit seinem Gedicht, dass er 1944 im Gefängnis geschrieben hat und das von seiner inneren Zerrissenheit einerseits und dem Vertrauen auf Gott spricht.
Es heißt: Wer bin ich
Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter, wie ein Gutsherr aus seinem Schloss. Wer bin ich? Sie sagen oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten.
Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist.
Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?
Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer? Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling? Oder gleicht, was in mir ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung wicht vor schon gewonnenem Sieg?
Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, du kennst mich, dein bin ich o Gott!
Gabriele v. Dressler
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