Predigttext: Johannes 11, 10-16
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Vor ein paar Tagen habe ich bei meiner morgendlichen Joggingrunde einen Fuchs gesehen. Er lief ganz ruhig durch das noch schlafende Königsfeld und schaute, wo er etwas essbares für sich finden konnte. Schon mehrmals habe ich beobachtet, dass rund um die Papierkörbe im Kurpark Spuren eines Tieres zu sehen waren, dass offensichtlich Nahrung suchte.
Im Predigttext heute geht es um Tiere – Wölfe und Schafe – und um den Hirten, der sich um seine Tiere sorgt. Wir hören den Predigttext aus Johannes 10, 11-16
Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.
Ein guter Hirte kennt seine Schafe. Das finde ich einen sehr wichtigen Satz. Also ich nehme an, dass ihr, liebe Eltern Eure Kinder gut kennt. Das ist schon nicht immer leicht, aber doch noch überschaubar. Dass ein Lehrer oder eine Lehrerin die Klasse kennt, das ist auch wichtig – aber schon schwieriger. Dass ein Pfarrer seine Gemeinde gut kennt, das ist eine große Herausforderung, da sie ganz schön verstreut ist und weite Wege zurückzulegen sind. Und was heißt kennen? Den richtigen Namen parat zu haben, das ist manchmal schon eine Herausforderung bei denjenigen, die ich nicht so oft sehe.
Unsere Konfirmandengruppe war da schon überschaubar. Neun junge Menschen haben sich ein knappes Jahr auf den Weg gemacht, mehr über die Bibel, über Jesus und den eigenen Glauben zu lernen und zu erfahren. Und ich kann sagen, dass es eine sehr tolle Gruppe war, auf die ich mich jede Woche neu gefreut habe. Ein Konfirmand, Paul, war aus dem Internat der Zinzendorfschulen mit dabei und seine Konfirmation ist dann in seiner Heimatgemeinde.
Ein Hirte benutzt für seine Arbeit einen Hirtenstab. Mit diesem Stab kann er die Tiere lenken und sie auf dem sicheren Weg führen.
Es ist auch für uns gar nicht so leicht, immer den richtigen Weg zu finden. Das fängt schon mit der Wahl der passenden Schule an und auch später wird es für Euch spannend, wenn ihr überlegt, welchen Beruf ihr später wählen wollt. Es gibt viele Wege und Möglichkeiten – manche davon sind versperrt, manche am Ende eine Sackgasse und es kostet viel Kraft, da wieder herauszukommen. Ihr werdet eure eigenen Erfahrungen damit machen. Aber eines dürft ihr immer wissen. Ihr geht euren Weg nicht allein. Unser Herr ist mit euch unterwegs und er begleitet euch. Er lässt euch euren Weg gehen, aber er bleibt in Rufweite. Ihr könnt ihm euer Herz ausschütten und mit ihm reden und er zeigt euch, wie es weitergehen kann. Ich finde das richtig gut und merke, dass ich in ihm einen festen Halt habe.
Ein Hirte hat seinen Stab auch, damit er Hindernisse aus dem Weg räumen kann.
Manchmal gibt es im Leben große Steine, die ein sicheres Weitergehen fast unmöglich machen. Die Steine können Sorgen und Ängste sein, die sich vor einem auftürmen. Kleine Steine können noch mit Schwung übersprungen werden. Aber große Felsbrocken sind da schon gefährlich. Wie gut, dass es Freunde und Freundinnen gibt, mit denen ihr gut vernetzt seid und die mit ihren Ideen und ihrer Hilfe für euch da sind. Das stärkt und macht mutig, schwierige Abschnitte im Leben anzugehen und zu überwinden. Ein Austausch untereinander ist wichtig und gut. Der Hirte mit dem Hirtenstab ermutigt euch, eure Steine, die euch zusetzen und das Leben schwer machen, bei ihm abzuladen. Bei ihm sind sie aufgehoben und ihr könnt befreiter weitergehen.
Und die dritte Aufgabe des Hirten mit seinem Stab ist es, wilde Tiere fernzuhalten. Diese lauern überall auf dem Weg und wollen uns auf Irrwege leiten. Sie stellen sich ganz harmlos, können dann aber richtig gefährlich und unberechenbar werden.
Wir leben in einer Zeit, die unberechenbar ist. Mächtige, weltliche Herrscher blähen sich auf und regieren schier grenzenlos. Innerhalb weniger Wochen, ja Tagen verändert sich die Welt und die Folgen solchen Handelns sind noch gar nicht absehbar.
Umso wichtiger ist es, dass der gute Hirte – unser Herr – seinen Stab erheben kann uns in seinen Schutz nehmen kann.
Jesus selbst hat von sich gesagt, dass er der gute Hirte ist. Seit der Taufe sind wir mit ihm verbunden und wir gehören zu seiner großen Herde. Er kennt uns ganz genau beim Namen. Seine Stimme zu hören, das ist gar nicht so leicht, weil wir von so vielen Geräuschen umgeben sind. Manchmal wird uns das zu viel und wir setzen Kopfhörer auf, um abgeschottet zu sein. Das kann aber auch gefährlich sein, da wir so Gefahren nicht mitbekommen.
In der Bibel gibt es die Geschichte, dass ein Hirte 100 Schafe hatte. Er war mit ihnen unterwegs und als er die Schafe abends zählte, das fehlte eins. Es waren nur 99 Schafe da. Er hat nicht lange überlegt und ist auf die Suche gegangen. Er hat gerufen und überall geschaut, wo es ein könnte. Am Ende hat er es im Gestrüpp gefunden, es war verletzt und schwach. Er nahm es in seine Arme und trug es zurück zur Herde. Dieser Hirte hat seine Aufgabe ernst genommen und alles dafür gegeben, dass keins seiner Schafe verloren gegangen ist.
So ist Jesus auch mit uns. Er hat einmal ganz fest versprochen, bei uns zu sein und dieses Versprechen hält er ein. Es passiert immer wieder, dass Menschen sich von ihm abwenden und allein ihren Weg gehen wollen. Aber Jesus ist trotzdem da. Er zwingt uns zu keinem Schritt, sondern er bietet seine Hilfe jeden Tag neu an. Das ist seine ganz unverwechselbare Art, mit uns umzugehen. Das ist seine Liebe zu uns.
Er hat mit seinem Tod am Kreuz den größten Liebesbeweis gegeben, denn er ist diesen Weg für uns gegangen, damit wir leben können.
Gestern haben wir beim Konfirmandenabschluss davon gehört, dass wir Christen glauben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Es ist das ewige Leben, dass uns unser Herr verspricht und es beginnt schon im hier und jetzt.
Jesus hat uns in der Taufe in seinen Bund aufgenommen. Wir sind also schon lange mit ihm auf den Weg.
Heute wollt ihr mit eurem Ja zu ihm, diesen Weg unter seiner Führung weitergehen.
In einem neuen Lied heißt es:
Ich sage ja zu dem, der mich erschuf. Ich sage ja zu seinem Wort und Ruf, zum Lebensgrund und Schöpfer dieser Welt und der auch mich in seinen Händen hält.
Ich sage ja zu dem, der uns gesandt und aus dem Tod zum Leben auferstand und so trotz Hass, Gewalt und Menschenlist für uns zum Freund und Bruder worden ist.
Ich wünsche Euch, liebe Konfirmanden, dass ihr heute aus vollem Herzen „ja“ zu Jesus sagen könnt.
Amen
Gabriele v. Dressler
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