26. Oktober 2025, 19. Sonntag nach Trinitatis
Johannes 5,1-16
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Liebe Gemeinde,
zu Geburtstagen gratulieren wir einander und wünschen Gottes Segen und dann auch bald danach Gesundheit. Bleibt gesund! Das ist ein Wunsch, den wir alle haben. Goethe hat es in Reimform so ausgedrückt: „Was nützt mir der Erde Geld? Kein kranker Mensch genießt die Welt!“ Und was tun wir dafür nicht alles: Es gibt Gesundheitslatschen, Gesundheitstees, Gesundheitsvorsorge, Gesundheitsberater, Gesundheitskuren, Gesundheitskassen, Gesundheitsbetten, Gesundheitsernährung, Sport …
Vieles im Leben dreht sich um die Gesundheit und wir geben dafür viel Geld aus. Was aber ist Gesundheit? „Gesundheit ist ein körperlicher und seelischer Zustand eines Menschen“ sagt Wikipedia. Es gibt aber auch Menschen, die mit einer lebenslangen Beeinträchtigung ins Leben starten. Ich frage mich: Gibt es auch eine Gesundheit in Krankheit? Oder auch andersherum eine Krankheit in Gesundheit?
Auf jeden Fall Nachdenkens wert. Die Geschichte heute ist die Geschichte vom Kranken am Teich Betesda.
Die Heilung am Teich Betesda
Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen; in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte. Es war aber dort ein Mensch, der war seit achtunddreißig Jahren krank. Als Jesus ihn liegen sah und vernahm, dass er schon so lange krank war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Es war aber Sabbat an diesem Tag. Da sprachen die Juden zu dem, der geheilt worden war: Heute ist Sabbat, es ist dir nicht erlaubt, dein Bett zu tragen. Er aber antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir: Nimm dein Bett und geh hin! Sie fragten ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und geh hin? Der aber geheilt worden war, wusste nicht, wer es war; denn Jesus war fortgegangen, da so viel Volk an dem Ort war. Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre. Der Mensch ging hin und berichtete den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe. Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte.
Da war was los in Jerusalem. Viele Menschen waren wegen des Festes gekommen und in der Stadt war es laut und geschäftig. Aber es gab auch die stilleren Winkel. Einer davon war am Schaftor. Hier lagerten die Kranken, die Ausgegrenzten mit ganz unterschiedlichen Sorgen und Nöten. Sie waren abgeschnitten vom lauten Trubel und ausgeschlossen aus der Gemeinschaft. Und doch trügt diese Stille nur. Denn die Kranken warteten auf einen ganz bestimmten Moment. Sie lagen zwar da, waren innerlich aber angespannt. Es war so eine Art Wettkampf: Wird es mir dieses Mal gelingen, als erster oder erste in das Wasser zu gelangen, wenn es zu sprudeln beginnt? Es wurde von Generation zu Generation weitererzählt, dass ein Engel das Wasser berührte und somit Heilung möglich wurde. Und wer es dann als erster oder erste schaffte, der wurde gesund. Anspannung pur für die Menschen, die dort lagerten.
Und in diese Anspannung hinein kommt Jesus und sieht den einen Kranken da liegen und spricht ihn an: Willst du gesund werden? Ich finde es immer wieder interessant, dass Jesus die Menschen fragt, bevor er ihnen hilft. Und wenn ich ehrlich bin, dann wundere ich mich über diese Frage. Jesus seht den Kranken und hatte gehört, dass er 38 Jahre lang krank ist. Das war damals schon mehr als die Lebenshälfte, die Lebenserwartung damals war noch nicht so hoch wie heute. Was Jesus da fragt, dass hat die anderen um ihn herum sicher auch gewundert. Ja warum sollte er denn sonst hier am Teich Betesda sein? Na klar, möchte er gesund werden. Er möchte wieder gemeinsam mit den Gesunden in Jerusalem leben. Er antwortet Jesus aber anders: „Herr, ich habe keinen Menschen, der mich zum Teich bringt.“ Aus diesem Mann bricht es heraus: Ich bin nicht nur krank, ich bin auch allein. Das ist eine doppelte Last für ihn. Da ist niemand, der sich um ihn kümmert. Und allein ist er zu schwach und noch dazu zu langsam.
Wenn jemand von uns krank ist, dann kann er oder sie nicht aus dem Haus oder gar dem Bett. Wie gut ist es da, wenn Nachbarn oder Freunde da sind, die ihre Hilfe anbieten: einkaufen, zur Apotheke gehen oder auch ein warmes Essen vorbeibringen. Solche lieben Gesten sind unschätzbar wichtig und helfen, wieder gesund zu werden. Nichts ist schlimmer, als allein zu sein. In unserer Zeit hören wir mehr und mehr, dass die wachsende Einsamkeit ein immer größeres Problem wird. In den Großstädten kennen sich Nachbarn manchmal nur vom Sehen, wenn überhaupt. Das ist schlimm. Solange alles gut geht, mag das gehen. Aber wenn Menschen krank werden, dann ist das richtig schwierig. Und wenn keine Angehörigen in der Nähe sind, dann wird ein Kranker oftmals sich selbst überlassen. Sehr sehr hart. So ähnlich ging es auch diesem Kranken am Teich Betesda. Allein, krank, hilflos. Nun aber spürte er, dass Jesus genau ihn sieht und anspricht. Und als es aus ihm heraussprudelte, da hört Jesus ihm zu und sagt: „Steh auf, nimm dein Bett und geh.“ Mit diesen kurzen und knappen Worten hilft Jesus hier. Und der Kranke setzt sein ganzes Vertrauen auf Jesus und ist geheilt. Was für eine Heilungsgeschichte. Steh auf! Vertrau mir! Ich höre diese Worte von Jesus auch in unserer Zeit. Steh auf und werde aktiv, siehst du denn nicht, was um dich herum passiert? Du musst nicht liegen bleiben und alles geschehen lassen. Du kannst aktiv werden. Der Kranke in dieser Zeit, dass ist unsere Welt. So viele Wunden klaffen offen an ihr und täglich kommen neue dazu. Und auch heute sagt Jesus: Steh auf, nimm dein Bett und geh! Setz dich ein für die, die deine Hilfe heute besonders nötig haben. Steh auf und besuche deinen Nachbarn oder deine Nachbarin, die du seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hast. Werde auch du aktiv und biete deine Hilfe an. Und ein anderes steckt darin: Vertrau mir! Ich bin da und sehe heute ganz besonders dich und spreche dich an.
Was traut mir Jesus da zu! Und dann gibt es aber auch die, die nur darauf warten, dass Jesus etwas macht, was so eigentlich gar nicht geht. Jesus heilt am Sabbat- also an dem Tag, an dem alle Arbeit ruhen soll. Damit übertritt er die geltenden Gesetze und das geht überhaupt nicht.
Der nun gesunde Mann geht in den Tempel, um Gott zu danken. Ich kann mir vorstellen, dass er vor Freude in die Luft gesprungen ist. Nach einer so langen Zeit ist wer wieder gesund. Er lobt Gott dafür, dass er stehen und gehen kann. Er ist dankbar und glücklich.
Am Anfang habe ich die Frage gestellt, ob wie in Krankheit auch gesund sein können. Das ist nach wie vor eine schwere Frage. Es gibt sie, die seelische Gesundheit. Wie kann aber unsere Seele gesund werden? Eine Hilfe ist es, wenn wir den Halt in unserem Leben, Jesus Christus, nicht aus den Augen und dem Herzen verlieren. Er stärkt uns durch sein Wort und er begleitet uns durch Krankheit und Schmerzen. Das habe ich selbst an vielen Krankenbetten erfahren können. Seine Hilfe gilt jedem und jeder von uns.
Auf ihn können wir vertrauen und auf ihn hoffen. Denn wir sind nicht allein, Jesus ist da und sieht dich und spricht mit dir. Amen
Gabriele von Dressler
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