25.05.2025, Rogate
Johannes 16, 23-33
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Gnade sei mit euch und Friede durch unseren Herrn Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde, den Predigttext finden wir im Johannesevangelium, Kapitel 16, Verse 23 bis 33.
Ich lese aus der Hoffnung für Alle Übersetzung:
„Am Tag unseres Wiedersehens werden all eure Fragen beantwortet sein. Ich sage euch die Wahrheit: Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er es euch geben. Bisher habt ihr euch nicht auf mich berufen, wenn ihr etwas von Gott erbeten habt. Bittet ihn, und er wird es euch geben. Dann wird eure Freude vollkommen sein.
Bisher habe ich das, was ich euch sagen wollte, anhand von Beispielen erklärt. Aber schon bald wird das nicht mehr nötig sein. Dann werde ich euch ohne Bilder und Umschreibungen zeigen, wer der Vater ist. Von diesem Tag an werdet ihr euch auf mich berufen, wenn ihr zu ihm betet. Damit meine ich nicht, dass ich den Vater bitten muss, euer Gebet zu erhören. Denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich liebt und daran glaubt, dass ich von Gott gekommen bin. Ja, ich war beim Vater und bin in die Welt gekommen, und jetzt verlasse ich sie wieder, um zum Vater zurückzukehren.“
Seine Jünger erwiderten: „Jetzt redest du klar und deutlich zu uns, ohne Gleichnisse und Bilder. Nun haben wir erkannt, dass du alles weißt. Du kennst unsere Fragen, noch ehe wir sie dir gestellt haben. Darum glauben wir dir, dass du von Gott gekommen bist.“
„Jetzt glaubt ihr? Tatsächlich?“, fragte Jesus. „Ihr sollt nämlich wissen: Die Zeit wird kommen – ja, sie ist schon da –, in der man euch auseinandertreibt. Ihr werdet euch alle in Sicherheit bringen und mich alleinlassen. Aber auch dann werde ich nicht allein sein, denn der Vater ist bei mir. Dies alles habe ich euch gesagt, damit ihr durch mich Frieden habt. In der Welt werdet ihr hart bedrängt, aber lasst euch nicht entmutigen: Ich habe diese Welt besiegt.“
Gnade sei mit Ihnen und Friede von Gott, unserem Vater, und von unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde,
unser Predigttext für heute sind einige der letzten Worte, die Jesus vor seiner Kreuzigung zu seinen Jüngern spricht. Und in diesen Worten schenkt Er ihnen – und auch uns – Trost, Klarheit und Mut. Wir beginnen mit Seiner Verheißung in Bezug auf das Gebet: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.“ (V. 23) Aber was heißt es, „in Jesu Namen“ zu beten? Es ist nicht nur eine Floskel am Ende eines Gebets: „In Jesu Namen, Amen.“ Es ist ein Bekenntnis. Es bedeutet: „Ich trete nicht vor Gott auf Grundlage meiner eigenen Gerechtigkeit, sondern im Vertrauen auf Jesus Christus.“
Wer im Namen Jesu betet, vertraut nicht auf eigene Verdienste, sondern auf das, was Christus für uns getan hat. Das entspricht ganz unserer evangelischen Tradition: Wir werden allein aus Gnade, allein durch den Glauben, allein durch Christus gerecht. Im Kleinen Katechismus lehrt uns Martin Luther, dass wir zu Gott beten dürfen wie liebe Kinder zu ihrem lieben Vater. Weil Christus für uns eintritt, ist die Tür zum Vater weit offen. Und mehr noch – Er freut sich, wenn wir kommen. Darum dürfen Sie mit allem zu Ihm kommen: mit Ihren Sorgen, mit Ihren Bitten, mit Ihrer Schuld. Und Sie dürfen es mit Zuversicht tun, denn Jesus selbst sagt: „Bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude vollkommen sei.“
Und Jesus fährt fort: „Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.“ (V. 27) Das bedeutet nicht, dass Gottes Liebe von unserer Liebe abhängt. Im Gegenteil – weil der Vater uns zuerst geliebt hat, können wir glauben und lieben. Wie Johannes schreibt: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ (1. Joh 4,19)
Die Liebe Gottes ist nicht fern oder kühl. Sie ist nicht verdient, sondern wird uns geschenkt. Und sie zeigt sich am deutlichsten in der Sendung des Sohnes: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab…“ (Joh 3,16) Darum reden wir als Evangelischen so oft von Gnade. Nicht, weil wir das Gesetz geringachten, sondern weil wir wissen: Unsere einzige Hoffnung liegt in Gottes Barmherzigkeit.
Jesus bereitet Seine Jünger vor auf das, was kommt. Er sagt: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (V. 33) Er sagt nicht: „Ihr könnt vielleicht Schwierigkeiten haben.“ Er sagt: „Ihr werdet sie haben.“ Das ist die Realität unseres Lebens in dieser gefallenen Welt. Auch Christen bleiben nicht verschont von Leid. Im Gegenteil, manchmal spüren wir es besonders. Jesus kündigt an, dass die Jünger Ihn verlassen und sich zerstreuen werden. Er wird allein sein. Doch Er fürchtet sich nicht: „Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“
Hier begegnet die Kreuzestheologie, ein Herzstück unserer landeskirchlichen und auch brüderischen Verkündigung. Gott handelt nicht durch äußere Macht, sondern durch das Kreuz. Nicht durch Herrlichkeit, sondern durch Leiden. Am Karfreitag sah es so aus, als hätte die Welt gesiegt. Doch gerade dort, in der tiefsten Dunkelheit, hat Christus den Sieg errungen. In Seinem Tod hat Er den Tod besiegt. In Seinem Gericht hat Er unsere Schuld getragen. In Seinem Verlassensein hat Er den Weg für uns zum Vater geöffnet.
Darum sagt Jesus: „Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt.“ Nicht Frieden vor Schwierigkeiten, sondern Frieden inmitten von Schwierigkeiten. Die Welt bringt Unruhe. Christus bringt Frieden. Und wie funktioniert das? Weil Er schon überwunden hat. Und liebe Gemeinde, das Wort – überwunden – ist entscheidend. Der Kampf ist entschieden. Sünde, Tod und Teufel sind besiegt. Und Christus schenkt uns die Frucht Seines Sieges: Vergebung, Leben und Frieden.
Liebe Gemeinde, die Welt wird uns ängstigen. Unsere Körper werden schwach. Unsere Pläne können zerbrechen. Unsere Herzen können schwer werden. Aber Christus hat die Welt überwunden. Darum dürfen wir getrost sein. Nicht, weil wir stark sind, sondern weil Er stark ist. Nicht, weil wir alles im Griff haben, sondern weil Er der Herr ist. Nicht, weil wir dem Leiden ausweichen, sondern weil Er hindurchgegangen ist – für uns und mit uns.
Halten Sie sich an Sein Wort. Beten Sie mutig in Seinem Namen. Leben Sie im täglichen Vertrauen auf Seinen Frieden, bis wir Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Ihm allein sei die Ehre in Ewigkeit. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Gerald MacDonald
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