Predigt 21. April 2024 Jubilate
Predigttext: 2. Korinther 4, 14-18
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Liebe Gemeinde,
wer von Ihnen von Euch kennt das Gefühl, oft müde zu sein? In dieser Woche habe ich es bei einer Zusammenkunft von einigen Leuten am Abend bemerkt, wie ein Gähnen die Runde machte. Vielleicht war es der plötzliche Wetterumschwung, der müde machte oder die schon etwas verbrauchte Luft im Raum, oder …
Ich beobachte es schon länger an mir selbst. Die Veränderungen in den letzten Jahren in unserer Welt, die lassen mich ermüden. Kriege, die Klimakrise, Krankheiten um mich herum und Sorgen lähmen mich und nehmen mich innerlich gefangen. Und da kommt heute ein Text von Paulus als Predigttext auf uns zu, der uns wachrütteln will.
14 Denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch. 15 Denn es geschieht alles um euretwillen, auf dass die Gnade durch viele wachse und so die Danksagung noch reicher werde zur Ehre Gottes. 16 Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. 17 Denn unsre Bedrängnis, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, 18 uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was unsichtbar ist, das ist ewig. 2. Kor. 4, 14-18
Was für Worte, die Paulus da schreibt. Wir alle kommen von Ostern her, von der Freude der Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Diese Freude soll und will uns ergreifen und uns neu den Zugang zu einem lebendigen Glauben und einer lebendigen Hoffnung geben. Gerade in den letzten Tagen haben wir einige aus unserer Gemeinde auf den Gottesacker getragen. Aber genau da steht auf einem Tor die Auferstehungshoffnung großgeschrieben: Ich lebe, und ihr sollt auch leben. Joh. 14,19 Jesus ist auferstanden, so haben wir es Ostern neu gehört und wir werden auch einmal auferstehen. Diese Hoffnung soll uns bestimmen und aufrichten. Wir dürfen unseren Blick nicht nur auf diese Welt, sondern darüber hinaus richten. An einer anderen Stelle der Bibel heißt es: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Joh. 16,33 Das sagte Jesus seinen Jüngern in seiner Abschiedsrede.
Das bedeutet nun nicht, dass wir uns nicht mehr für die Welt interessieren sollen – nein, ganz im Gegenteil. Wir können unsere Müdigkeit überwinden und aktiv werden. Aktiv werden, dass wir uns einsetzen an dem Platz, an dem wir sind und mit den Gaben, die wir haben, um von unserem Glauben zu erzählen und weiterzugeben.
Und das haben schon viele Menschen vor uns gemacht. Wir haben hier in Königsfeld diakonische Einrichtungen wie unser Christoph-Blumhardt-Haus und die Kita Arche. Und wir haben ein großes Schulwerk vor Ort – die Zinzendorfschulen. Diese Einrichtungen haben auch einmal ganz klein angefangen. In diesem Jahr feiern die Zinzendorfschulen deutschlandweit ihr 300-jähriges Jubiläum. Nun, unser Ort ist noch nicht so alt, aber in Herrnhut begann die Schularbeit 1724. Aus einem kleinen Anfang wurde ein großes Werk.
Hier in Königsfeld fing die Schule auch erst einmal klein an. Br. Kunick hat darüber in der Festschrift zum 200-jährigen Bestehen der Zinzendorfschulen 2009 geschrieben. Darin berichtet er, dass die Arbeit mit fünf Mädchen begann, die von zwei Schwestern betreut wurden. Ein Jahr später waren es schon 20 Schülerinnen. Und jetzt gehen ca. 1000 Schülerinnen und Schüler in den Häusern der Zinzendorfschulen ein und aus. Den Bericht über die Anfänge können Sie im nächsten Dachreiter lesen.
Diese Anfänge einer jetzt großen Arbeit finde ich mutig und großartig. Was steckt da für eine Aufbruchstimmung dahinter. Und sicher waren diese Anfänge auch nicht immer leicht. Solche neuen Wege zu gehen, dass können Menschen nur aus einem festen Glauben heraus. Und davon gibt es noch viel mehr Beispiele. Sie wollen uns ermutigen, unsere Müdigkeit und unsere Lähmung abzuschütteln und Neues zu wagen.
Der Glaube an die Auferstehung von Jesus, sie bringt eine große Veränderung in unser Leben, ja sogar die größte Veränderung. Der Tod bricht sich das Genick am Kreuz an der Lebenskraft unseres Gottes. Jesus hat das Kreuz überwunden und lebt. Und er möchte, dass wir in seine Fußstapfen treten. Er hat uns in der Bibel so viele Beispiele gegeben, wie wir leben und handeln sollen. Die Kraft und die Ideen dazu bekommen wir von ihm.
Leider sind wir Menschen aber immer wieder auf die schlechten Nachrichten gepolt und der Zeitgeist bestärkt dies auch noch. Je schlimmer und reißerischer die Nachrichten, desto mehr Aufmerksamkeit bekommen sie. Die guten Nachrichten stehen oft nur kleingedruckt am Rande.
Ein Journalist unserer Zeit – Heribert Prantl – hat am 17. April dieses Jahres ein neues Buch herausgegeben: Den Frieden gewinnen. Dazu heißt es, dass Frieden kein Normalzustand ist, sondern dass er gestiftet werden muss. Wir gehen innerlich kaputt, wenn wir uns Tag für Tag die Schreckensmeldungen im Fernsehen ansehen. Suche Frieden und jage ihm nach. Das war 2019 die Jahreslosung, die wir sicher noch alle im Ohr haben. Wir alle sind gefragt, uns für den Frieden und eine gerechtere Welt einzusetzen. Und das geht schon im Kleinen – im täglichen Umgang miteinander.
Wir dürfen dem ganzen Chaos in dieser Welt die Hoffnung, die Auferstehungshoffnung entgegensetzen. Wir haben als Christen einen Schatz, den wir wieder aktiver unter die Menschen bringen können. Nämlich Gottes Liebe und die Hoffnung, dass er mit uns in dieser Welt unterwegs und schon im hier und jetzt seine Ewigkeit angebrochen ist. Diese gute Nachricht wollen oder können viele Menschen heute kaum noch hören und verstehen.
Umso wichtiger ist es, dass wir die Hoffnung wieder groß werden lassen. Wir können sie in den Liedern bekennen, die wir singen. Wir können sie bezeugen, in dem wir uns um die Menschen in Kita, Schule und im Altenpflegeheim liebevoll kümmern und ein offenes Ohr für ihre Bedürfnisse haben. Die Liebe, mit der Jesus uns liebt, die gilt für alle Menschen. Das zu verbreiten ist eine Lebensaufgabe und fordert unseren ganzen Einsatz. Und sicher wird diese Lebensaufgabe auch Spuren hinterlassen.
Wir wollen uns nicht davon abhalten lassen, Glauben, Hoffnung und Liebe in die Umgebung und damit in die Welt zu tragen. Und auch, wenn unsere Bemühungen noch so klein sind, sie werden einmal eine große Wirkung haben.
Wir sind alle Pilger und Pilgerinnen auf dem Weg zu unserem himmlischen Vater, der uns unser Leben gegeben hat. Aus seiner Gnade leben wir und er schenkt uns die Kraft, die wir täglich brauchen. Und wenn wir spüren, dass unsere Kraft kleiner und schwächer wird, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass er uns auch in unserer Schwachheit hilft und zur Seite steht.
Mit allem, was wir sind und haben können wir Gott, unseren Herrn loben, der uns ins Leben gerufen hat und unserem Leben den Rhythmus gegeben hat.
Amen
Gabriele von Dressler
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