Predigt 11. Februar 2024, Sonntag Estomihi
Amos 5, 21-24
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Liebe Gemeinde,
was war ihre, was war eure Motivation, heute in den Gottesdienst zu kommen?
War es die Musik, die in jedem Gottesdienst besonders ist? War es die Freude auf Gottes Wort? War es die Neugier auf die Predigt? Oder gehört der Sonntag fest in den Kalender als der Tag des Herrn?
Sicher würden die Antworten ganz unterschiedlich ausfallen. Und noch einmal die Frage: Was hat mich heute bewegt, in den Predigtgottesdienst zu kommen?
Unser Predigttext heute ist ein ernstes Wort an uns alle. Er steht in Amos 5, 21-24.
Die Israeliten feiern falsche Gottesdienste
21Ich hasse, ja ich verabscheue eure Feste, und eure Gottesdienste mag ich nicht riechen –22auch wenn ihr mir Brandopfer darbringt. Ich habe keinen Gefallen an euren Speiseopfern. Und euer Mastvieh, das ihr zum Abschluss als Opfer darbringt, soll mir nicht unter die Augen kommen.23Lasst mich in Ruhe mit dem Lärm eurer Lieder! Auch euer Harfenspiel mag ich nicht hören!24Vielmehr soll das Recht wie Wasser strömen und Gerechtigkeit wie ein Bach, der nie versiegt.
Zugegeben, das sind harte und ernste Worte, die uns heute durch den Propheten Amos gesagt werden. Amos lebte im 8. Jahrhundert vor Christus und stammte aus dem Südreich – dem Reich Juda. Er lebte in einer Zeit, in der Palästina Ruhe hatte, weil die Ägypter und Aram nach der Eroberung von Damaskus geschwächt waren. Der Handel blühte zwischen den umliegenden Ländern Die Baukonjunktur florierte und die meisten Menschen konnten das Leben genießen. Dazu gehörte u. a. Essen und Trinken, Kosmetik und die Musik. In den Gottesdiensten wurden reiche Opfer dargebracht mit Gesang und Instrumentalmusik sehr schön gestaltet. Die Gottesdienste waren ästhetisch und vom Luxus der Menschen geprägt. Der Wohlstand hatte aber auch seine Schattenseite. Je mehr ein Mensch hat, desto mehr möchte er haben. Die Schwächeren kamen zu kurz bzw. sie wurden übersehen und gar nicht beachtet. Das Recht wurde behindert durch bestechliche Zeugen und Richter. Und mitten in diese Zeit bekommt nun Amos den Auftrag, zu den Menschen zu reden und Gottes Worte weiterzugeben.
Gleich am Anfang unseres Textes heißt es: Ich hasse eure Feste und Gottesdienste. Hass ist die stärkste Form der Ablehnung. Aber warum hasst Gott die Gottesdienste?
Weil er damit den Menschen vor Augen führt, dass sie nur an sich selbst denken und nicht an ihn. Sie feiern sich selbst und ihren Wohlstand und finden sich dabei ganz unübertrefflich. Bei allen Festen und Gottesdiensten vergessen sie aber, wem das Lob und die Ehre gebührt – nämlich Gott selbst. Sie erfüllen mit dem Brandopfer das vorgeschriebene Gesetz, sie tun es aber ohne Liebe und ohne innere demütige Haltung, ohne Hingabe.
Solche sture Gesetzeserfüllung ist Gott verhasst. Er will mehr als die Erfüllung von Riten. Er will unser Herz. Ohne Liebe zu ihm, will er kein Opfer annehmen – ja er verschmäht sie sogar. Die Zeit der Brandopfer ist für uns Christen weit weg. Aber es gibt andere Opfer, die wir dafür einsetzen können. Zum Beispiel könnte es sein, dass ein Mitglied der Gemeinde einen Dienst übernimmt und darauf wartet, dass ihn alle sehen und mit Geschenken überhäufen. Das ist jetzt etwas überspitzt, aber es kommt auf die innere Haltung an, mit der ich mich für Gott einsetze. Mache ich es wegen der eigenen Nabelschau oder ist es mein Dienst für ihn? Und mache ich es mit einem Gesicht, dass ich andere abstoße oder aus einer inneren Freude und Liebe heraus dem Herrn gegenüber? Die innere Haltung spielt eine große Rolle. Ohne Liebe ist alles, was wir tun, umsonst.
So sagt es auch unsere Jahreslosung: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. 1. Kor. 16,14
Die Menschen damals, zu denen Amos sprach, feierten sich selbst, ihren Gesang, ihre Musik, ihren Reichtum. Das ist eine große Gefahr, die auch in unserem ganzen Leben lauert. Wenn es Menschen gut geht, dann vergessen sie Gott oft, und meinen, sie haben alles selbst gemacht und können sich nun auf dem Reichtum ausruhen. Denken wir an das Gleichnis vom reichen Kornbauern aus dem Lukasevangelium. Er hatte eine reiche Ernte gehabt und festgestellt, dass seine Speicher nicht ausreichen werden. Er riss die alten Speicher ab und baute neue, noch größere. Da hinein brachte er seine Ernte und wollte sich ausruhen. Er dachte nur an sich selbst. Jesus sprach zu ihm: Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern.
Die Gleichgültigkeit gegenüber Gott ist ein Gift damals wie heute. Dieses Gift ist in uns und will uns von unserem Weg abbringen. Es will sich ausbreiten und Glaube, Hoffnung und Liebe in uns abtöten. Dagegen hilft nur eine Medizin: Mit Gott im Gespräch sein und auf sein Wort zu hören. Gottes Gerechtigkeit ist wie ein Bach, der nie versiegt. Sie will uns „zu-recht-bringen“. Sie öffnet unsere Augen und Herzen für ihn und holt uns heraus aus der Selbstzufriedenheit, dem Egoismus und der Selbstbeweihräucherung. Sie weitet unser Herz und lenkt unseren Blick auf Jesus.
Dieses lebendige Wasser ist Jesus Christus, der in unsere Welt gekommen ist, damit wir von ihm durchströmt werden. Es ist ein Zeichen der größten Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen. Dieses Zeichen kann und will uns nicht kalt lassen. Die Liebe will uns innerlich erreichen und uns verwandeln. Wir sind zu ihm hin geschaffen und wollen unser Leben nach seinem ausrichten.
Jesus Christus ist das Opfer, dass Gott für unsere Schuld und unser Versagen gebracht hat. Damit ist das Böse ein für allemal besiegt.
Gottes Gericht ist nicht sein letztes Wort. Jesus ist gekommen, um Gottes Recht und Gerechtigkeit zu bringen. Er will uns von allem Bösen erlösen, so wie wir es im Vaterunser beten. Auf ihn dürfen wir vertrauen und unsere Hoffnung auf ihn setzen.
In jedem Gottesdienst und in jedem Abendmahl feiern wir seine Gegenwart unter uns. Er kann unsere steinernen und kalten Herzen durch ein liebendes Herz ersetzen.
Er ist es, der uns immer wieder einlädt, an seinen Tisch zu kommen und die Gemeinschaft mit ihm zu feiern und zu bekräftigen. Seine Einladung gilt allen Menschen, egal, welche Nationalität und welche Stellung sie haben. Ja, gerade die Ausgrenzten und an den Rand gerückten sind ihm besonders wichtig.
Mit vollem und dankbarem Herzen können wir ihn loben und ihn bitten, uns unsere Verfehlungen und unsere Schuld zu vergeben.
Wir wollen ihn in die Mitte unserer Gottesdiente stellen und ihn loben und ehren. Wir wollen seinen Namen preisen, bis er in Herrlichkeit wiederkommt, und wir bei ihm sein dürfen. Darauf vertrauen wir auch heute.
In einem Lied von Johann Ludwig Konrad Allendorf heißt es in einer Strophe:
Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden,
Sünden der ganzen Welt träget dies Lamm.
Sündern die ewge Erlösung zu finden,
stirbt es aus Liebe am blutigen Stamm.
Abgrund der Liebe, wer kann dich ergründen?
Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden.
Diese unendliche Liebe wollen wir mit unserem nächsten Lied loben: Ich lobe dich von ganzem Herzen.
Gabriele von Dressler
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