Der Gottesacker wurde in nördlicher Richtung rund 800 Meter entfernt vom Kirchengebäude angelegt. Zu ihm führt von der Ecke Luisen- und Schramberger Straße eine Allee. In der Herrnhuter Brüdergemeine wird der Friedhof „Gottesacker“ genannt, denn hier „fallen“ mit den Toten „Weizenkörner in die Erde“, die „ersterben“, um später „viel Frucht zu bringen“ (Evangelium nach Johannes 12,24). Die liegenden Grabsteine sollen daran erinnern, dass die Verstorbenen „schlafend“ auf ihre Auferstehung warten. Die Größe der Grabsteine ist festgelegt, ebenso der Textumfang der Aufschriften: Name, Geburtsdatum und eventuell Geburtsort, Sterbedatum und, falls gewünscht, ein kurzer Bibeltext. Vor Gott sind alle gleich und gleichwertig – Titel, Hinweise oder Nachrufe auf den Steinen passen dazu nicht. Die Regeln sind auch deshalb bindend, weil der Königsfelder Gottesacker gerade wegen dieser Vereinheitlichung unter Denkmalschutz steht. Eine Ausnahme bilden die steinernen Kreuze der Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege links vom Eingang.
Früher waren auch die einzelnen Felder des Gottesackers in Königsfeld – wie übrigens heute noch z. B. auf dem Gottesacker in Herrnhut – entsprechend den Gemeindeordnungen und der Sitzordnung im Kirchensaal nach Geschlecht und Alter aufgeteilt. Davon zeugt heute noch ein kleines Feld für Kindergräber; die erwachsenen Heimgegangenen werden schon seit langer Zeit in der Reihenfolge ihres Sterbedatums bestattet. Das Feld der Urnengräber hat seit einiger Zeit einen deutlichen Zuwachs zu verzeichnen; auch hier gelten die Regeln für Größe und Text der deutlich kleineren Grabsteine.
Im Jahr 2019 hat die Evangelische Brüdergemeine Königsfeld entschieden, bei der absehbaren Erschöpfung der vorhandenen Fläche den Gottesacker nicht weiter zu vergrößern. Stattdessen sollen länger zurückliegende Gräber aufgehoben und die Felder wiederbelegt werden. Sie geht damit zu einer Praxis über, wie sie auch auf anderen Friedhöfen üblich ist, legt aber mit ca. 50 Jahren eine sehr viel längere Ruhezeit zu Grunde. Um ein Gedenken der Namen zu erhalten, werden nach Aufhebung der einzelnen Grabstellen auf einem Gedenkstein am Rand des Feldes die Namen all derer verzeichnet, die zu früheren Zeiten in dem Grabfeld beerdigt wurden. So wird auch für spätere Generationen ein Ort der Erinnerung geschaffen.
Der historisch älteste Teil wird nicht verändert.
Auf beiden Haupteingängen durchschreiten die Besucher Torbögen, auf denen Bibelsprüche stehen. Torflügel fehlen, denn der Übergang zur „irdischen“ und zur „oberen“ Gemeinde soll offen und ohne Hindernis sein. Beide „Teile“ der Gemeinde gehören im Glauben an den Herrn über Leben und Tod zusammen.
Ein kleiner, offener weißer Holzbau zeigt die Stelle an, an welcher der „Liturg“ oder die „Liturgin“ bei der Feier des Ostermorgens steht. Frühmorgens versammelt sich die Gemeinde am ersten Osterfeiertag zunächst im Kirchensaal, um dann unter Klängen des Bläserchors zum Gottesacker zu ziehen, wo zum Sonnenaufgang eine Auferstehungs-Liturgie gebetet wird, bei der auch die Namen der seit dem letzten Osterfest Heimgegangenen verlesen werden.
Aufgrund einer Vereinbarung mit der politischen Gemeinde dient der Königsfelder Gottesacker heute auch als kommunaler Friedhof. Beerdigt werden Mitglieder der Königsfelder Brüdergemeine und Einwohner des Kernortes Königsfeld unabhängig von ihrer Konfessionszugehörigkeit. Für alle gelten aber die Regeln für die Grabsteine.
Nach Zinzendorf soll der Gottesacker der „Garten der Gemeinde“ sein – ein Ort, der ohne zu großen Aufwand entsprechend gepflegt wird und der in das Gemeindeleben integriert ist. Der Gottesacker weist auf den Teil der Gemeinde, „die auf den Herrn wartet und die um ihn her ist“ (aus einer Liturgie der Herrnhuter Brüdergemeine).
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