Entwicklung und Perspektive unserer Gemeinde
Im Jahr 2022 feiern wir den 70. Jahrestag der Gründung der Zusammenarbeit der Eevangelischen Gemeinden in Königsfeld. Wie geht es weiter; was wird uns die Zukunft bringen?
Von Jens Hagen
Im Jahr 2022 feiern wir den 70. Jahrestag der Gründung der Zusammenarbeit der Eevangelischen Gemeinden in Königsfeld. Wie geht es weiter; was wird uns die Zukunft bringen?
Von Jens Hagen
Seit einem Jahr diskutieren wir nun in der Badischen Landeskirche zum Thema „Kirche im Umbruch“ die Studie „Freiburger Projektion 2060“. Den Inhalt dieses Papiers einfach reduziert bedeutet: Unsere Kirche muss sich verschlanken. Die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche wird sich bis zum Jahr 2060 halbieren. Das liegt laut den Berechnungen knapp zur Hälfte an den Auswirkungen des demographischen Wandels. Stärker wird sich auswirken, wie viele Menschen getauft werden, aus der Kirche aus- oder in sie eintreten. Dies wiederum wirkt sich entsprechend auf die Kirchensteuereinnahmen aus – sie werden sinken. Rechnet man Kaufkraft- und Kostenentwicklung mit ein, wird sich laut Studie die Finanzkraft der Kirchen halbieren. (siehe unten: EKD Mitgliederzahlen)
Selten sorgte eine Studie für so viel Aufruhr wie jenes Freiburger Zahlenwerk, das den Kirchen bis 2060 eine Halbierung ihrer Mitgliedszahlen voraussagt und damit einen erheblicher Rückgang der Kirchensteuer. Die Badische Landessynode beschloss darauf hin einen Sparkurs mit Streichung von Pfarrstellen, Fusionen von Gemeinden und Verkäufen von Immobilien. (siehe unten: EKIBA Mitgliederentwicklung) Diese Beschlüsse sollen nun von den Kirchengemeinden umgesetzt werden, was durchaus mit kontroversen Meinungen, die von „längst überfälligem Weckruf“ bis hin zu „völlig unnötigem Wirbel“ reichen.
Es ist wie bei der Eisenbahn. Wenn die Nebenstrecke niemand mehr benutzt, wird diese dann geschlossen. Dann schreien alle auf, aber mit der Bahn ist halt niemand mehr gefahren. So verhält es sich auch mit unseren Gemeinden. Viele Gebäude stehen für wenige Gläubige zur Verfügung. Und somit kann eine Reduktion aus wirtschaftlichen Gründen ein Sinn machen.
Die christliche Kultur prägt unsere Gesellschaft immer noch und eine Kirche in einem Dorf oder in einer Stadt ist auch ein Fingerzeig nach oben in den Himmel und somit zu Gott. Für uns Christen ist nicht entscheidend, wie groß eine Kirche ist. Jesus selbst sagte ja: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen … da ist dann Kirche. Aber zum Glück sind wir ja noch mehr als zwei oder drei.
Jedoch ist die Reduktion der Kirchen, also größere Gemeinden mit weniger Seelsorgern, in unserer Gesellschaft ein größeres Problem für die Ausgetretenen als für die Christen selber. Denn gerade unsere Kirchen stehen für die Barmherzigkeit; sie stellen die Schwachen, Kranken und die in Not Geratenen in den Mittelpunkt. Darin können wir Christus begegnen. Und durch das Verkleinern der Kirchengemeinden kann eine Gefahr für unsere gesamte Gesellschaft entstehen, wenn wir dann in einer gottlosen Zeit leben und die Solidarität abhanden kommt.
Was bedeutet die „Freiburger Projektion 2060“ für unsere Gesamtgemeinde? Welche Entscheidungen müssen wir treffen und wie werden sich diese auf uns alle auswirken?
Eigentlich könnten wir uns auf den gemeinsamen Vertrag zwischen Landeskirche und Brüdergemeine berufen. So können wir uns gemütlich zurücklehnen und schauen, was um uns herum passiert. Aber sind wir wirklich auf einer „Insel der Glückseligen“? Oder werden wir dann fremdbestimmt?
In unserer Klausur im Januar haben wir als Räte diese Punkte diskutiert. Wir stehen geschlossen zu dem Vertrag zwischen Brüdergemeine und Landeskirche. Dieser Vertrag ermöglicht eine einzigartige Zusammenarbeit in unserer Gesamtgemeinde. So können wir dank der personellen Ausstattung durch die Brüder-Unität und unserer ehrenamtlicher Mitglieder vieles anbieten, was in einer landeskirchlichen Gemeinde nur schwer umsetzbar wäre: Bläser- und Kirchenchor, Kindertagesstätte und Altenheim, wechselnde Gottesdienste und eine lebendige Jugendarbeit. Viele Arbeitsgruppen, Hauskreise und ein Ensemble um den Zinzendorfplatz herum, das seinesgleichen sucht.
Der schwierige Gratweg ist es nun, dieses „Pfund“ Gemeindearbeit zu erhalten, weiter auszubauen und gleichzeitig den Weg der „Freiburger Projektion 2060“ zugehen.
Die evangelische Kirche kann durch diese Studie durchaus auch eine Chance haben, auf ihre Mitgliederentwicklung Einfluss zu nehmen: Neben der kritischen Überprüfung vorhandener Strukturen muss sie neue Angebote insbesondere für junge Erwachsene entwickeln und frische Impulse setzen. Dazu diskutieren wir in der Regio mit den Gemeinden Mönchweiler, Buchenberg und Weiler. Wo finden wir Gemeinsamkeiten und können Synergien in unseren Gemeinden nutzen?
Hierzu bedarf es einer großen Offenheit. Die neuen Wege sollen dabei die Bewährten nicht ersetzen, sondern ergänzen – damit verschiedene Menschen das Evangelium hören und verstehen können. Wir brauchen nicht nur Impulspapiere sondern den Mut zu neuen Wegen. Das wird ein sehr spannender und wertvoller Prozess für die Zukunft unserer Kirche.