April 2023 · Palmsonntag
Johannes 12,12-19
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12Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, 13nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! 14Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht (Sach 9,9): 15»Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« 16Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so an ihm getan hatte. 17Die Menge aber, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, bezeugte die Tat. 18Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. 19Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.
Johannes 12,12-19
Liebe Gemeinde,
wenn ein König kommt, dann gibt es eine Menge Vorbereitungen. Gerade haben wir es in unserem Land erlebt. König Charles und seine Frau Camilla waren zu Gast in Berlin und in Hamburg. Ihr Besuch dauerte drei Tage und knapp 1000 Polizisten waren für diesen Besuch im Einsatz. Menschenmengen säumten die Straßenränder und sie begrüßten König Charles mit Händedruck und freundlichen Worten. Der König kam mit dem Flugzeug an und fuhr dann von Berlin nach Hamburg mit einem Zug. Ein moderner König.
Wie war es bei Jesus damals, als er in Jerusalem einzog? Er kam weder zu Pferd noch in einer Kutsche. Er schickte zwei seiner Jünger in ein Dorf, um einen Esel und das Füllen einer Eselin zu holen. So gar nicht prunkvoll, wie es sich vielleicht damals auch viele gewünscht hätten.
Jesus ist bescheiden und reitet auf einem Esel durch das Tor von Jerusalem. Die Menschen stehen an der Straße, denn sein Besuch hatte sich angekündigt. Nicht durch Zeitung, Radio oder Fernsehen – das gab es damals noch nicht. Die Menschen hatten es von anderen gehört und so hat sich sein Besuch von Mund zu Mund weiterverbreitet.
Damals waren es Palmenzweige und Kleider, die sie vor Jesus wie einen Teppich ausbreiteten. Heute ist es ein roter Teppich, auf dem die Könige laufen.
Was aber früher wie heute gleich gewesen ist: Die Menschen jubelten dem zu, der da zu ihnen gekommen ist. Sie jubelten Jesus zu und die Freude über sein Kommen war sehr groß- wir wissen es aber auch, dass es nicht bei allen so war. Es gab auch die, die alles genau beobachteten, um einen Beweis zu haben, dass Jesus das Volk aufwiegelt und dass er beseitigt werden sollte. Und Jesus selbst wusste auch, was ihn in Jerusalem erwarten würde.
Doch zunächst überwog die Freude. Die Menschen riefen: Hosianna, gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn, Hosianna! Sie freuten sich, dass Jesus, der König von Israel zu ihnen in die Hauptstadt kam. Ihre Freude war echt und alle, die an der Straße standen, wollten Jesus unbedingt sehn.
Unter den Jubelnden waren auch Menschen dabei, die miterlebt hatten, wie Jesus auf dem Weg nach Jerusalem Lazarus, den Bruder von Maria und Marta von den Toten auferweckt hatte. Und die Worte, die er gesagt hatte, die er zu Marta sagte, die klangen noch nach: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Joh. 11,25,26
Wenn es doch so einfach wäre mit dem Glauben an Jesus. Den Menschen, die um Jesus waren, fiel der Glaube auch nicht leicht. Aber sie hatten ihn in ihrer Nähe und sahen die Wunder, die er tat. Und wir heute?
Unser Glaube ist ein Senfkorn, das wachsen muss. Das geschieht nicht von allein. Wir müssen dafür aktiv werden. Zum Wachsen braucht es Pflege von außen. Solch eine Pflege kann das Beschäftigen mit der Bibel sein. Dieses Buch ist so voll von Glaubensaussagen, dass es immer wieder spannend ist, darin zu lesen. Dazu laden uns z. B. die Leseversammlungen gerade in den kommenden Tagen ein, den Leidensweg von Jesus mitzugehen. So können wir ganz dicht an ihm dran sein und miterleben, wie er zu Menschen geredet hat in Worten und Taten. Wir werden mit hineingenommen in die Fußspuren von Jesus, die so viel und an so unterschiedlichen Stellen bewirkt haben.
Und wir erleben Jesus, wie er war. Er, der andere geheilt hat, der seine Jünger viel in Gleichnissen erzählt hat, die uns auch heute noch ganz persönlich ansprechen und zum Nachdenken bringen. Ich denke da z. B. an das Gleichnis der zehn Jungfrauen, die ihre Lampen fertig machten, um beim großen Hochzeitsfest dabei zu sein. Fünf von ihnen waren vorbereitet, fünf andere standen am Ende vor der verschlossenen Tür.
Oder das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden. Die, die viel bekamen, die gewannen noch mehr dazu. Der aber, der sein Pfund eingrub, dem wurde am Ende alles weggenommen. Wir werden diese Gleichnisse hören.
Aktiv werden in der Nachfolge von Jesus, dazu sind wir eingeladen und aufgerufen. Und dazu brauchen wir die Gemeinschaft, damit einer den anderen und eine die andere unterstützen und ermutigen kann. Denn es gibt auch Wegstrecken, die mühsam sind. Dann ist es wichtig, nicht allein gelassen zu werden. Solche Situationen hat Jesus auch erlebt, dass er allein war – wie z. B. im Garten Gethsemane, als er dort betete.
So lasst uns gemeinsam den Weg mit ihm gehen und andere dazu einladen. So, wie sie damals in Jerusalem gemeinsam an der Straße standen und ihn begrüßten.
Wie schnell dann die Freude umschlug, davon wissen wir. Und doch wissen wir auch, wie Jesus auch noch am Kreuz um Vergebung für uns Menschen gebeten hat.
Und wir wissen, dass es Ostern wahr geworden ist, was Jesus selbst gesagt hat: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Was ist das für ein besonderer König, der nicht sich selbst in den Vordergrund stellte, sondern immer für andere da war. An ihn reicht kein anderer Mensch, selbst ein König unserer Tage nicht.
Amen
Gabriele von Dressler
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