Predigt 8. September 2024
Predigttext: Matthäus 6, 25-34
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Liebe Gemeinde,
wer kennt sie nicht? Schon früh am Morgen werden wir wach – und sie sind da. Wir versuchen sie zu ignorieren – das geht aber nicht. Wir schieben sie in eine Ecke – sie kommen aber gleich wieder in unsere Mitte und nehmen Raum ein. Also nehmen wir sie mit in den Tag und versuchen, nicht mehr an sie zu denken. Auch das gelingt nicht lange. Sie lassen sich nicht abspeisen mit Ignoranz und allen erdenklichen Mitteln. So tragen wir sie durch den Tag mit uns rum und gehen gebeugt unter ihrer Last in der Hoffnung, dass wir sie am Abend loswerden. Doch gerade da fordern sie unsere ganze Aufmerksamkeit und lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Ja, bis in die tiefe Nacht und in die Träume nisten sie sich ein. Von wem ist da die Rede?
Von den Sorgen. Ein Schlager aus den 80er-Jahren von Jürgen von der Lippe kommt mir in den Sinn. Darin heißt es: Guten Morgen liebe Sorgen seid ihr auch schon alle da. Habt ihr auch so gut geschlafen? Na dann ist ja alles klar! Alles geht schief an diesem Morgen.
Und da kommt heute unser Predigttext aus Matthäus 6, 25-34, der so ganz andere Töne anschlägt:
Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? 27 Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? 28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? 31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? 32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. 33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. 34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Haben wir uns eigentlich schon einmal ernsthaft gefragt, wem wir mit unseren ständigen Sorgen etwas nutzen? Uns selbst, unseren Nächsten oder anderen?
Sorgen können Menschen regelrecht auffressen. Ein Mensch, der sich immer nur Sorgen macht, der wird irgendwann gar nichts mehr machen wollen, da ja alles riskant ist im Leben.
Ich empfinde den Predigttext für heute als einen großen Befreiungsschlag. Hört auf mit den ständigen Sorgen. Es lähmt euch und hindert euch daran, euer Leben zu gestalten.
Und dann werden ganz konkrete Dinge genannt: Die Sorge um das Essen und Trinken, um die Kleidung und schließlich die Sorge um unser Leben.
Statt der Sorge wird uns die Hand gereicht zu einem großen Vertrauen. Wir dürfen wissen, dass Gott weiß, was wir zum Leben brauchen. Er gibt uns Nahrung und Kleidung und in unserem Land sogar im Überfluss. Aber es gibt noch so viel mehr, was wir zum Leben wirklich brauchen. Jesus weist auf eine ganz entscheidende wichtige Sache hin: In Vers 33 lesen wir: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
Das heißt für mich so: Nahrung und Kleidung, das sind irdische Dinge. Die sind bezahlbar. Aber das Unbezahlbare und viel Wichtigere ist doch: Welche Richtung gebe ich meinem Leben? Stürze ich mich auf jedes Prospekt, was mir weis machen will, dass ich so viele wichtige unnütze Sachen noch nicht habe und unbedingt besitzen muss? Brauche ich die Jogginghose, weil ich noch keine habe und sie so günstig ist? Brauche ich jedes Jahr die neueste Kollektion, weil ich mich ja schließlich auch darstellen muss? Konzentriere ich mein ganzes Leben auf Äußerlichkeiten?
Oder fange ich heute an, meine Beziehung zu Jesus neu anzugehen? Lese ich nicht nur am Sonntag in der Bibel und lasse ich mich von seinem Wort ansprechen? Suche ich wieder ernsthaft nach Gott und halte ich mich an seine Gebote?
Wir haben die freie Wahl, ob wir weiter den vertrauten und neuen Sorgen nachjagen oder ob wir sie abgeben. Und natürlich geben uns viele Dinge in unserem Land und in der Welt großen Anlass zur Sorge: Wie geht es weiter nach den Wahlen in Thüringen und Sachsen? Wie gehen wir künftig mit Menschen um, die in unser Land flüchten? Wie geht es weiter mit den Kriegen in dieser Welt? Fragen über Fragen. Wir sollen uns auch nicht vor der Realität abschirmen und unseren Kopf unter das Kissen legen nach dem Motto: Ich bin nicht mehr da und sehe und höre nichts. Nein, das ist kein Ausweg.
Jesus lädt uns ein, alles, was uns so in Beschlag nehmen will, loszulassen und ihm zu überlassen. Wir können alles im Gebet vor ihn bringen und dann frei davon werden. Das ist sein Angebot an uns.
Wenn wir das wieder neu einüben, dann werden wir spüren, wie in uns neue Kräfte frei werden. Gott zeigt uns, wo er uns brauchen kann und will. Aber dafür brauchen wir einen freien Kopf, den wir dann hin zu ihm richten. Und nicht nur den Kopf, auch das Herz und unsere Hände. Er will uns mit Guten füllen und bereit machen für seine Aufgaben.
Er hat mit dir und mir, mit jedem Einzelnen etwas vor. Das zu erkennen, braucht Zeit, Kontemplation und das Gebet.
Jesus lädt uns heute wieder an seinen Tisch. Er will uns stärken mit Brot und Wein, weil er weiß, dass wir diese Stärkung immer wieder nötig haben. Wir können darauf vertrauen, dass er seine Zusage hält, alle Tage bei uns zu sein, bis an der Welt Ende. Gestärkt können wir dann auch wieder in den Alltag gehen, der für uns alle unterschiedlich aussieht. Die Sommerferien sind zu Ende und für manche beginnt damit auch ein neuer Abschnitt im Leben. Unser Herr kennt auch diese Sorge und trägt sie mit.
Amen
Gabriele von Dressler
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