29. September 2024
Ansprache über Psalm 36,8: Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
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„Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!“ Das, liebe Brüder und Schwestern, ist der Taufspruch von unserem Täufling heute. Es ist außerdem ein sehr schöner Taufspruch. Es druckt die Hoffnung, ja die Zuversicht aus, dass wir bei Gott aufgehoben sind, dass wir in Gott Zuflucht finden können.
Aber die Idee der Zuflucht ergibt nur Sinn, wenn man sie braucht. Die Idee der Zuflucht ergibt nur Sinn, wenn man bedrängt wird. Die Idee der Zuflucht ergibt nur Sinn, wenn man gejagt wird. Lennyas Taufspruch ergibt nur Sinn, wenn man die Verse davor liest.
Als ich bei der Vorbereitung, den 36. Psalm gelesen habe, den gesamten Psalm, dachte ich mir, die Gemeinde wird sich wundern. Sie wird sich wundern, warum wir bei einer Taufe einen Bibelauszug über die Gottlosen hören. Die von der Sünde beherrscht sind. Die Ehrfurcht vor Gott nicht haben. Die eingebildet sind. Die nur Lug und Trug sagen. Die finstere Pläne schmieden. Sogar beim Schlafen gehen. Die sich bewusst für das Böse entschieden haben.
Das passt nicht zu einer Taufe. Oder doch?
Wenn man diese Beschreibung der Gottlosen hört, erwartet man die Ankündigung von Gottes Gericht über sie. Man erwartet eine Ausführung über Gottes Gerechtigkeit. Man erwartet eine Verkündigung von deren Verdammung.
Aber das kommt nicht. In Vers 7 steht zwar, dass Gottes Gerechtigkeit wie ein Berg über alles ragt. Aber im nächsten Vers lesen wir, „Herr, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!“ Das ist Lennyas Taufspruch. Also im Angesicht der Gottlosen, finden wir, findet Lennya, bei Gott Zuflucht. Liebe Gemeinde, das ist ja interessant. Gott verspricht nicht, die Gottlosen zu richten. Gott verspricht nicht, die Gottlosen zu vernichten. Sie werden schon gerichtet. Irgendwann. Aber das ist zwischen ihnen und Gott. Im Mittelpunkt dieses Psalms ist der Psalmist. Der Psalmist und andere Menschenkinder, die Gott kennen. Und sie werden alle unter Gottes Flügel Zuflucht haben. Und er wird seine Güte über sie ausbreiten. Der Gott des Psalmisten bietet nicht nur Schutz vor dem Bösen, sondern auch Nahrung für das Leben. Wir werden von den reichen Gütern seines Hauses satt. Wir werden von ihm mit Wonne wie mit einem Strom getränkt. Er ist die Quelle des Lebens. Er ist das Licht.
Liebe Schwestern und Brüder, unser Gott ist allmächtig. Und das ist entscheidend. Die anderen Götter der alten Welt waren nicht allmächtig. Sie waren alle eingeschränkt. Sie waren Gelegenheitsgötter. Wollte ich bei einer Schlacht den Sieg? Dann betete ich zu dem Kriegsgott. Und brachte ihm Opfer. Wollte ich einen Sohn, der meinen Namen fortführt? Dann betete ich zu der Fruchtbarkeitsgöttin. Und bracht ihr Opfer. Die Alten hatten viele Götter. Ein Gott oder Göttin für jede Angelegenheit.
Der Gott des Psalmisten, der Gott der Israeliten und der Gott von uns Christen ist ganz anders. Er ist der Schöpfer. Er ist das Licht- und Lebengeber. Er ist der Schützer. Er ist der Ernährer. Und er ist auch unser Erlöser.
Liebe Brüder, liebe Schwestern, seien wir uns heute im Klaren: Das Böse existiert. Und die Gesellschaft um uns ist größtenteils gottlos. Aber wir als Christen haben in unserem Gott Zuflucht. Wir haben einen Ernährer. Wir werden von ihm mit Wonne wie mit einem Strom getränkt. Mit einem solchen Gott auf unserer Seite, müssen wir uns vor den Gottlosen nicht fürchten.
Durch die Taufe werden wir heute Lennya Melinat in Gottes Gemeinde aufnehmen. Dadurch bitten wir Gott, sie einen Platz unter seinen Flügeln zu gewähren und ihr Geborgenheit zu schenken. Durch die Taufe bitten wir Gott, dass Lennya auch bei uns in der Gemeinde ein zu Hause findet. Möge sie in dem Wissen wachsen, dass sie bei Gott und auch bei uns, seiner Gemeinde auf Erde, eine Zuflucht hat, egal was kommen mag. Amen.
Gerald MacDonald
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