26. November 2023, Ewigkeitssonntag
Predigttext: 2. Petrus 3, 8-13
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Liebe Gemeinde!
Der zweite Sendbrief von Petrus wurde für Gemeinden in fünf Regionen Kleinasiens geschrieben. Die Leser waren Juden und Nicht-Juden, waren aber meistens Juden. In seinen zwei Sendbriefen nimmt Petrus oft Bezug auf das Alte Testament, was die jüdischen Christen gut verstanden hatten.
Der Anlass für die zwei Briefe waren falsche Lehrer in den Gemeinden. Die falschen Lehrer haben manche Mitglieder der Gemeinden dazu verleitet, zu glauben, dass die Wiederkunft Christi so wie Gottes Gericht Märchen wären. Petrus hat diese falschen Lehren systematisch widerlegt und gezeigt, dass Gottes Gericht mit Sicherheit bevorsteht und dass Jesus wiederkommen wird. Petrus erklärt, dass diese Spötter absichtlich übersehen, dass die Welt zuvor durch die Sintflut vernichtet wurde. Das nächste Gericht Gottes über die Erde würde aber die Gestalt von Feuer annehmen. Nun erklärt Petrus weiter, warum die Erde noch so lange existiert und warum Gottes Gericht noch nicht gekommen ist.
Ein Tag ist für den Herrn wie tausend Jahre und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag. Unsere Zeitwahrnehmung ist anders als Gottes Zeitwahrnehmung. Ganz einfach. Wenn ein Kind auf seinen Geburtstag oder auf Weihnachten oder ähnliches wartet, vergeht die Zeit wie in Zeitlupe. Ein Kind kann es kaum erwarten. Es ist ungeduldig. Bei Erwachsenen ist das anders. Da sind wir meistens geduldiger.
Junge Leute wollen immer älter sein. Sie verbinden das Älter-Sein mit mehr Rechten und Freiheiten und sehnen sich danach. Mehr Rechte bekommt man schon im Alter, aber Freiheiten? Wenn die jungen Leute wussten wie viele Pflichten mit dem Älterwerden verbunden sind, wären sie nicht so scharf darauf älter zu sein. Und wir Alten: Wir wollen natürlich jünger sein. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass wir als junge Menschen viel mehr Freiheit hatten als wir es jetzt haben.
So ist es für uns Menschen. Nie zufrieden. Bei Gott sieht es ganz anders aus. Er hat keinen Anfang und kein Ende. Er ist zeitlos. Schnell und langsam haben keine Bedeutung für ihn. Deswegen erklärt uns Vers 8: „Der Herr zögert nicht, sein Versprechen zu erfüllen, auch wenn einige das meinen. Vielmehr hat er Geduld mit euch. Denn er will nicht, dass jemand zugrunde geht. Im Gegenteil: Er will, dass alle ihr Leben ändern.“ Also, liebe Gemeinde, Gott hat Zeit.
Vers 8 ist natürlich ein Zitat aus Psalm 90, den wir gerade gelesen haben. Dort macht der Psalmenschreiber genau den Vergleich, den ich gerade gemacht habe. Gott ist ewig. Das irdische Leben eines Menschen ist kurz. Darauf geht Petrus ein, wenn er schreibt, dass die Spötter Gottes Perspektive der Zeit übersehen. Wir können Gott nicht an unsere Wahrnehmung der Zeit binden. Zweitausend Jahre kommen uns wie eine lange Zeit vor. Petrus nutzt die Tatsache, dass tausend Jahre für Gott wie ein Tag sind, um uns zu zeigen, dass unsere Tausendjahren für ein ewiges Wesen wie Gott keine lange Zeit sind.
Vers 10: „Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb, und dann wird die Himmel in tosendem Lärm vergehen, und die Himmelskörper werden im Feuer verglühen. Und die Erde mit allem, was auf ihr lebt, wird aufhören zu sein.“ Das erste Mal, dass ich mit diesen Versen konfrontiert war, war ich sehr jung. Ich war in der Grundschule. Die Worte haben einen starken Eindruck auf mich gemacht. Insbesondere die Worte: Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb. Unerwartet. Ich kann mich daran erinnern, dass ich damals nachts öfter aufstand und schaute aus dem Fenster, ob er doch nicht jetzt kommt. Ähnlich wie ich in dem Alter nach dem Weihnachtsmann Ausschau hielt. Aber mit ganz anderen Erwartungen oder Befürchtungen.
Liebe Gemeinde, auch wenn Gott geduldig ist und nicht möchte, dass jemand verloren geht, Petrus will nicht das wir denken, Jesus käme nie zurück. Denn der Tag des Herrn wird kommen. Petrus sagt hier viermal „wird“. Der Herr wird wie ein Dieb kommen. Der Himmel wird mit Getöse vergehen. Die Himmelskörper werden verbrennen. Und die Erde und alles Leben auf ihr wird aufhören zu existieren. Diese Dinge werden passieren. Wir sollten Gottes Geduld nicht mit Untätigkeit verwechseln.
Es gibt Menschen, die versuchen, die Wiederkunft Christi vorherzusagen. Es hat solche Menschen schon immer gegeben. Sie wollen die Zeichen der Zeit lesen und den Zeitpunkt seines Rückkehrs einschätzen. Das, liebe Gemeinde, ist nach meinem Verständnis unseres Predigttexts, unmöglich. Ein Dieb kommt doch plötzlich und unerwartet. Das gehört ja zum Wesen eines Diebs. Wir sollten wachsam sein, nicht berechnend. Wenn Gott gewollt hätte, dass wir den genauen Zeitpunkt der Wiederkunft Christi wissen, hätte Petrus ein anders Bild als das eines Überraschungstäters benutzt.
Petrus erklärt weiter, was an den Tag Christi Rückkehr passieren wird. Im Grunde wird alles verbrannt. Bereits in Vers 7 sagte er, dass die Erde im Feuer aufgehen wird. Das heißt, diese Welt ist nicht von Dauer. Sie wird auch ein Ende haben. Was schließen wir daraus? Vers 11 hilft uns: „Wenn alles auf diese Weise vergeht, dann bedeutet das für euer Leben jetzt: Es muss von Heiligkeit geprägt sein und von der Ausübung des Glaubens.“ Also, wir sollten unsere Energie in unseren Glauben reinstecken. Und wir sollten uns bemühen „heilig“ zu sein. Und was bedeutet das konkret? Heilig heißt ganz einfach, dass unser Leben Gott gewidmet sein sollte. Wir sollten leben, wie Gott es will. Wir sollten auf Sachen Wert legen, worauf Gott Wert legt. Wieder ganz einfach. Gott lieben. Ihn preisen und anerkennen. Ihn loben, für alles, was er für uns getan hat und noch tut. Und unsere Nächsten lieben. Die zwei Dinge. Die wir oft genug gehört haben.
Wir sollten den ewigen Gott dienen, nicht die vergängliche „Welt“. Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Es ist jammerschade, wenn wir unsere ganze Energie in Dinge investieren, die eines Tages verbrennen werden. Andererseits ist es supergut, wenn wir unsere Energie in Dinge investieren, die Bestand haben. In göttliche Dinge. In ewige Dinge.
So können wir auch Vers 12 besser verstehen. „Setzt alles daran, seine Ankunft zu beschleunigen!“ Wie können wir Menschen, wir Christen, Jesu Ankunft beschleunigen? Ganz einfach. Er wartet jetzt. Er wartet und ist geduldig, weil er keine und keinen verlieren will. Er will, dass alle bekehrt werden. Er will, dass alle sich zu ihm bekennen. Und er wartet. Unsere Aufgabe ist es, unsere Mitmenschen zu helfen, den Weg zu Gott, zu Jesus zu finden. Das hat Bestand. Das ist eine Investition in die Ewigkeit. Und das, liebe Gemeinde, ist Nächstenliebe. Erst danach kommt das Feuer. Das Gericht. Und die Auflösung der Erde. Aber das ist Gottes Sache. Nicht unser.
„Doch dann erwarten wir einen neuen Himmel und eine neue Erde, wie Gott sie uns versprochen hat. In Ihnen wird Gerechtigkeit herrschen.“ Halleluja, möchte ich sagen. Halleluja.
Liebe Gemeinde, dieser Vers ist sehr bemerkenswert. Denn er ist ein Versprechen an uns. Petrus schreibt nicht bloß, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde erschaffen wird. Petrus schreibt, WIR erwarten einen neuen Himmel und eine neue Erde. Gott hat sie UNS versprochen. Ja, liebe Gemeinde, diese neue Welt gilt uns. Gott macht sie für uns. Wenn Du dich manchmal ungenügend, unwürdig oder wertlos fühlst, erinnere Dich an dieses Versprechen. Gott wird eine neue Erde und einen neuen Himmel für DICH schaffen. Die alte Ordnung wird verschwunden sein. Gottes neue Ordnung wird etabliert werden. Und „in ihnen wird Gerechtigkeit herrschen.“ Und wie es in Offenbarung 21 steht: „Er wird euch alle Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben. Kein Leid. Keine Klage und keine Schmerzen. Denn was einmal war, ist für immer vorbei.“
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu, unseren Herrn. Amen.
Gerald MacDonald
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