Predigt am 18. Februar 2024, Invokavit
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Liebe Schwester und Brüder, unsere zwei Lesungen heute zeigen, wie man mit Versuchungen umgehen kann. Wir haben zwei Vorbilder: Adam und Eva und Jesus. Schauen wir uns nun beide Geschichten näher an: Als die Schlange in den Garten Eden kam und Adam und Eva in Versuchung führte, lebten sie inmitten eines üppigen Gartens, in dem ihnen alle erdenklichen Nahrungsmittel zur Verfügung standen. Ihre Bäuche waren gefüllt. Sie waren ein glückliches Pärchen, ohne dass die Sünde ihre zwischenmenschliche Beziehung, ihre Gemeinschaft, in irgendeiner Weise beeinträchtigte oder entstellte. Und in diesem Zusammenhang kam Satan und versuchte den ersten Adam und die erste Eva zu verführen.
Ja, ich weiß, in der Bibel steht nicht, dass Satan der Versucher war. Es war bekanntlich eine Schlange. Aber andere Stellen im alten wie im neuen Testament machen es deutlich, dass die Kraft, die im Garten Eden am Werk war, der Teufel war. Zum Beispiel in Offenbarung 12, Vers 9 heiß es: „Der große Drache wurde hinabgestoßen – die uralte Schlange, die auch „Teufel“ oder „Satan“ genannt wird. Sie verführt die ganze Welt dazu, sich von Gott abzuwenden.“
Dann kommt der zweite Adam, Jesus, und seine Prüfung findet nicht in einem paradiesischen Garten statt, sondern in der trostlosen Wüste. Und er ist einsam. Und allein, ohne menschliche Begleitung oder Gemeinschaft. Und nicht nur das, er hat seit 40 Tage nichts gegessen. Aber wie der erste Adam, er ist ein Mensch und Menschen brauchen Nahrung. Und erst nachdem er sich in diesem äußerst geschwächten, einsamen Zustand befindet, kommt der Fürst der Finsternis zu ihm. Und hier endet die Unähnlichkeit zwischen Jesus und Adam, der nicht hungrig und einsam, sondern satt war und die Eva bei sich hatte. Ab diesem Zeitpunkt werden die Geschichten ähnlich, denn meine Liebe Schwestern und Brüder, das Ziel der Prüfung war genau dasselbe: Einen Keil zwischen Ihnen und Gott zu trieben. Ihre Eintracht mit Gott zu zerstören. Sie ins Reich der Finsternis zu verführen.
Als Satan zu Adam und Eva kam, stellte er ihnen eine Frage: „Hat Gott gesagt?“ „Hat Gott wirklich gesagt, wenn ihr von diesem Baum esst, werdet ihr sterben? Nun, ich sage euch, ihr werdet nicht sterben, aber eure Augen werden geöffnet werden. Und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist“. Das war die Versuchung, und Eva ging darauf ein, und Adam mit ihr.
Ich weiß, es steht in der Bibel, dass die Schlange nur mit Eva sprach. Aber weil Eva die Konversation nicht für sich behielt, sondern Adam mitteilte, können wir mit Recht von der Versuchung Evas und Adams sprechen. Ich meine, wenn so etwas außergewöhnliches passieren würde, wenn ein Tier mit mir sprechen würde, würde ich es auch nicht für mich behalten. Oder vielleicht doch. Wer braucht einen Pfarrer, der mit Tieren spricht?
Also, die Schlange wirft Zweifel auf das, was Gott Adam und Eva gesagt hatte: „Von jedem Baum im Garten darfst du essen. Aber vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, darfst du nicht essen. Sobald du davon isst, wirst du sterben.“ Eigentlich: „Wenn Du davon isst, wirst Du sterben.“
Spulen wir nun zur judäischen Wüste vor, wo Satan nun zu Jesus in seiner Schwäche, in seiner Einsamkeit kommt. Und er kommt nicht zu ihm und sagt: „Ich will sehen, wie viel Macht du hast. Verwandle diese Steine in Brot.“ Nein. Stattdessen sagt er: „Wenn du der Sohn Gottes bist, dann verwandle doch diese Steine in Brot. Hier ist doch kein Ort für den Sohn Gottes. Es ist unwürdig. Ich kann nicht verstehen, wie der Sohn Gottes solche Erniedrigung, solche Entbehrungen, solchen Hunger und solche Einsamkeit ertragen sollte. Wenn Du der Sohn Gottes bist, solltest Du in einem Palast sein. Aber wenn Du der Sohn Gottes bist, wenn Du wirklich der Sohn Gottes bist, Jesus, dann verwandle diese Steine in Brot. Das steht dir doch zu!“
Liebe Schwestern und Brüder, was waren die letzten Worte, die Jesus in den Ohren klangen, bevor er in die Wüste kam? Es waren die Worte, die von der hörbaren Stimme Gottes kamen, wo Gott sagte: „Du bist mein geliebter Sohn“. Jesus kam gerade von der Begegnung mit Johannes dem Täufer, wo Gott am Ende verkündete: „Du bist mein Sohn“.
Und nun, stellte Satan gerade das in Frage: „Bist Du es? Nun, wenn du es bist, dann verwandle die Steine in Brot.“ Liebe Schwestern und Brüder, Ich meine, ich hätte es getan. Ich zeige es dir, blöden Teufel! Ich kann noch mehr als bloß Steine ins Brot verwandeln! Vielleicht verwandele ich DICH ja in einen Stein. Wie damals. Mit Lots Weib.
Aber Jesus tut’s nicht. Er belehrt dem Teufel wie man einen Schuler belehrt. Die Bibel sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“.
Und dann versucht der Teufel es nochmal. Jesus hat gerade die Bibel gegen den Teufel zitiert, also versucht nun der Teufel die Bibel gegen Jesus zu verwenden: „Wenn du wirklich der Sohn Gottes bist, dann spring vom Tempel, denn die Bibel sagt: ‚Er wird seinen Engeln befehlen, dich zu bewachen, damit du nicht mal deinen Fuß an einen Stein stößt'“. Aber Jesus sagt: „Ja, das ist richtig. So steht es in der Bibel. Aber die Bibel sagt auch: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht in Versuchung führen. Stelle Gott nicht auf die Probe. Ich brauche nicht vom Tempel zu springen, um zu wissen, dass Gott für mich sorgen wird“.
Bei dieser Versuchung zitiert der Teufel Psalm 91, den wir am Anfang dieses Gottesdienstes gelesen haben. Dieser Psalm erzählt uns, wie Gott über den wacht und ihn beschützt, der ihn liebt und ihm vertraut. Es geht um einen Menschen, der unter Gottes Schutz wohnt und zu Gott sagt: „Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe“. Der Psalm drückt ein Gefühl des Glaubens und der Sicherheit in Gott aus. Der Teufel hat ihn jedoch verdreht und falsch angewandt, um Jesus zu etwas zu drängen, das sinnlos und töricht ist. Er sagt ihn bloß: „Wirf dich hinunter, Gott wird sich um dich kümmern. Wirf dich hin, und du wirst nicht sterben.“
Die kostbare Wahrheit des Psalms, dass man sich in Gott geborgen fühlt und dass Gott über ihn wacht und sich um ihn kümmert, wird vom Teufel auf eine sinnlose und törichte Handlung angewandt. Der Kern der Antwort des Herrn Jesus ist, dass dies eine Versuchung Gottes wäre, und dass es falsch ist und nicht getan werden sollte.
Bei seiner letzten Versuchung, versucht es der Teufel mit Macht. „Aber Jesus, Du schöpfst doch dein volles Potential nicht aus. Du vergeudest dein Leben. Wir sollten Partner sein. Ich sage dir was“, „ich bin der Fürst dieser Welt. Verbeug Dich vor mir hin, hier in der Wüste, wo niemand es sehen wird, und ich werde dir alle Königreiche dieser Welt geben.“ Und wieder antwortete Jesus mit einem Bibelzitat: „Gott sagt, dass wir keine anderen Götter vor ihm haben sollen, und nur ihm dürfen wir dienen“. In dieser Versuchung, der Jesus ausgesetzt war, gibt es eine bestimmte Richtung, die es auch bei Adam und Eva gibt.
Satan versuchte, Jesus zu sagen: „Ich werde dir viele Dinge geben, wenn du mich nur anbetest“. Mit anderen Worten: Es ist, als ob Satan gute Dinge anzubieten hätte, die der Herr Jesus nicht von Gott, dem Vater, bekam. „Ich biete Dir etwas an, dass Du nicht hast aber brauchst.“ In ähnlicher Weise sagt die Schlange Adam und Eva, die Frucht des Baums bietet ihnen etwas an, dass sie nicht haben aber brauchen. Das steht in direkter Wiederspruch zu der Anweisung, die sie von Gott bezüglich des Baums erhalten hatten.
Adam und Eva mussten entscheiden: Gott vertrauen oder die Schlange vertrauen. Wenn man die Frage so stellt, so krass und direkt, scheint es unfassbar, dass unsere Urahnen sich für das Wort der Schlange entschieden haben. Wie dumm! Eine Schlange vor Gott? Meine Güte!
Wir sollten aber nicht vorschnell sein, Adam und Eva zu verurteilen. Denn wir sind ihre Erben. Wir sind ebenfalls bloß Menschen. Wer glaubt besser, schlauer oder weißer als Adam und Eva zu sein, sollte ein Experiment machen. Wir sind nun in der Fastenzeit. Es sind noch 42 Tage bis zum Ostern. 37 Tage, wenn man die Sonntage abzieht. Das macht man übrigens immer bei der Berechnung der 40 Tage der Fastenzeit. Man zieht die Sonntage ab. Das Experiment: Machen Sie etwas Ungewöhnliches für 40 Tage. Verzichten Sie zum Beispiel auf Schokolade. Das ist gerade jetzt unfassbar schwer, denn es kommen die ganzen schönen Osterschokoladen in den Supermärkten. Man könnte natürlich die Versuchung aus dem Weg gehen, indem man jemand anders für sich einkaufen schickt. 40 Tage lang. Aber das würde ein neues moralisches Dilemma darstellen. Man könnte auf das Fernsehen verzichten. Für mich kein Problem.
Es gibt ja das Internet! Wir wollen aber nicht schummeln. Wie wäre es mit fleischlos essen? Ganz klassisch und traditionell? Für mich schwierig. Für Veganer ein Kinderspiel. Wie wäre es mit Verzicht aufs Brot? Für mich kein Problem, aber für eine Deutsche oder einen Deutschen? Unmöglich. Unvorstellbar. Fast unmoralisch. Auf jeden Fall sehr undeutsch. Man würde seinen deutschen Pass entzogen bekommen. Und Bruder Sapel wäre außerdem sehr unglücklich. Wieder ein neues Dilemma.
Man könnte aber auch etwas Positives machen, beispielsweise jeden Tag einem Menschen dafür danken, für das, was er Ihnen bedeutet. Das heißt, sich bei 40 unterschiedliche Menschen bedanken. Schwer. Oder 40 Kleidungsstücke ausmisten und spenden. 40 Verse aus der Bibel auswendig lernen. Zum Beispiel die täglichen Losungsverse. Am Ostermontag könnten wir sie hier in der Kirche abfragen! Sie versehen, worauf ich hinauswill. 40 Tage das Leben anders leben. Im positiven Sinne. Das ist schwer. Das ist eine Herausforderung. Wer das versucht, merkt schnell, dass man eher Adam und Eva als Jesus ähnelt. Wir sind einfach unglaublich schwache Kreaturen.
Was war das Endergebnis bei Adam und Evas Versuchung? Sie wurden aus dem Garten verbannt. Aus dem Paradis. Ja, liebe Schwestern und Brüder, sie lebten buchstäblich im Paradis. Aber nicht mehr. Und der Weg zurück wurde von Engeln versperrt. Mit flammenden Schwertern. Und was passierte Jesus nach seiner durchgestandenen Versuchung durch den Teufel? Der Teufel machte sich von dannen. Und die Engel kamen. Sie kamen zu ihm, und dienten ihn.
Unsere Bibeltexte gehen um Gehorsam und Vertrauen. Wer Gott nicht gehorcht und nicht vertraut, erntet ein schweres Leben und muss sich mit Schweiß und Mühsal ernähren. Und hat die Engel gegen sich. Aber wer Gott gehorcht und vertraut wird von Gott geborgen. Und wird von Engeln gepflegt. Wie werden wir uns entscheiden?
Amen.
Gerald MacDonald
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