6. April 2023, Karfreitag
Kolosser 1, 13-20
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Gnade sei mit euch und Friede durch unseren Herrn Jesus Christus Amen.
Den Predigttext für heute findet man in im Paulus Brief an die Kolosser, Kapitel 1, Verse 13-20.
Der Vater hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden.
Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm wurde alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei. Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.
Liebe Gemeinde, der Predigttext für heute lässt sich in zwei Teile aufteilen. Das erste Teil geht um die Oberhoheit Jesu über die Schöpfung. Das zweite Teil geht um seine Oberhoheit bei der Erlösung. Es fängt aber mit uns und das Menschsein an. Durch Christus hat Gott zwei Dinge mit uns gemacht: Er hat uns aus der Macht der Finsternis errettet. Und er hat uns in das Reich seines geliebten Sohnes versetzt. Wir lebten also unter der Herrschaft der Finsternis. Nun leben wir unter der Herrschaft Jesus Christus. Es geht hier nicht um eine irdische Herrschaft oder ein irdisches Reich. Es geht um den Zustand der Seele. Wo meine Seele früher von den Mächten der Finsternis beherrscht war, steht sie nun unter der Herrschaft Jesu Christi. Die Herrschaft der Finsternis ist versklavend. Die Herrschaft Jesu Christi ist befreiend. Versklavend oder befreiend in welcher Hinsicht? In Bezug auf die Sünde. Im Reich Jesu Christi herrschen andere Regel, andere Gesetze. Dort herrscht das Gesetz der Gnade. Das Gesetz der Barmherzigkeit. Das ist ein befreiendes Gesetz. Und es tut meiner Seele gut.
Nachdem Paulus klar gemacht hat, dass alles bei uns nun ganz anders ist, führt er aus, wie ganz anders Jesus Christus ist. Paulus will uns die Überlegenheit unseres neuen „Herrschers“ zeigen. Man kann ihn ja mit den Mächten der Finsternis kaum vergleichen.
„Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.“ Damit hätte Paulus eigentlich aufhören können. Denn mehr als das Ebenbild Gottes, gibt es nicht. Doch, er fährt fort. Christus ist auch der Erstgeborene vor allen Kreaturen. Das heißt natürlich nicht, dass er bloß zeitlich das erste Wesen war, welches Gott erschaffen hat. Nein. Es ist eine Metapher. Der Erstgeborene hat immer gewisse Privilegien und Rechte. Christus hat eine Überlegenheit und Oberherrschaft „vor allen Kreaturen“. Nicht „von“ allen Kreaturen.
Damit es kristallklar ist, dass der Sohn keine „Kreatur“ ist, schreibt Paulus, „denn in ihm wurde alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist“. Man kann genauso gut mit „durch ihn wurde alles geschaffen“ übersetzen. Also, Christus ist kein Bestandteil der Schöpfung.
„Alles ist durch ihn und zu ihm geschaffen. Es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten. Das heißt, selbst die finsteren Mächte, von denen am Anfang der Rede war, sind durch ihn und zu ihm geschaffen. „Zu ihm“ hat hier die Bedeutung eines Zwecks, einer Absicht. Einer Bestimmung. Der Lauf der Geschichte läuft auf ihn zu. Auch die finsteren Mächte wirken am Ende zur Verherrlichung des Sohnes. Denn: „er ist vor allem. Und es besteht alles ich ihm.“ Der Sohn ist also über alles souverän. Er existierte vor allen Dingen und Nichts existiert ohne ihn. Das Johannesevangelium fängt mit ähnlichen Gedanken an: Am Anfang war das Wort. Und das Wort war bei Gott. Und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht. Und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist usw. Also, Christus ist zeitlos. Und er ist für alles, was in der Zeit geschieht, verantwortlich.
Damit hat Paulus (und Johannes) Christus Vorherrschaft über die Schöpfung festgestellt. Alles klar. Dann macht Paulus etwas Interessantes. Er wechselt in die Gegenwart. Dieser kosmische und allmächtige Christus ist nun Haupt des Leibes. Haupt der Gemeinde Gottes. Er ist unser Haupt. Jetzt. Heute. Und noch mehr. Die Gemeinde Gottes ist eine neue Schöpfung. Was ist der Unterschied zwischen der alten Schöpfung und der neuen Schöpfung? Die neue Schöpfung ist der alten Schöpfung überlegen. Die neue Schöpfung ist besser als die alte Schöpfung. Sie ist unsterblich. Die alte Schöpfung war ja sterblich. Sie hatte einen Anfang und wird irgendwann auch ein Ende haben.
Jesus ist nicht der erste Mensch, der vom Tode auferstanden ist. Aber, er ist der einzige Mensch, der nie wieder gestorben ist. Alle Menschen, die in der Bibel durch Jesus oder andere zum Leben erweckt worden sind, sind irgendwann mal nachher wieder gestorben. Jesus nicht. Nach seiner Auferstehung ist er – wir feiern ja Christi Himmelfahrt – zum Vater in den Himmel aufgefahren. Das ist einmalig. Deswegen nennt Johannes ihn hier „der Anfang der neuen Schöpfung“. Jesus Auferstehung ist ein Vorgeschmack auf unsere eigene Auferstehung. Irgendwann nach unserem Tod werden wir alle auch „auferstehen“ und zusammen mit Jesus in Gottes Reich wohnen. Und wir werden nie wieder sterben. Heute, am Karfreitag ist Jesus gestorben. Aber am dritten Tag ist er wieder auferstanden – wie es im Glaubensbekenntnis heißt.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu! Amen.
Gerald MacDonald
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