06.01.2023, Epiphanias
2. Kor. 4, 3-6
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Liebe Gemeinde,
die Welt, in der wir leben, ist beängstigend und bedrohlich. Und am liebsten würden wir uns verkriechen oder wegbeamen. Stellen wir uns einmal vor, über alles legt sich ein Schleier der Verwandlung und mit einem Fingerschnips ist alles anders. Wir wachen auf und die Kriege in der Welt sind beendet, die Hungersnöte gibt es nicht mehr. Die Machthaber dieser Welt haben anderen den Platz geräumt und sich zurückgezogen. Palästina und Israel leben friedlich miteinander, Nordkorea rüstet alle Raketenstützpunkte ab und probt keine ballistischen Raketen mehr. Südkorea und Amerika brauchen nun nicht mehr zu überlegen, wie sie darauf reagieren sollen. In Afghanistan können Frauen und Mädchen wieder die Schulen und Universitäten besuchen. Alle inhaftierten Menschen in Russland, die sich eine eigene Meinung über den Angriffskrieg geleistet haben, wären frei und überhaupt alle, die unschuldig in den Gefängnissen sitzen wären frei. Alle verfeindeten Länder liegen sich in den Armen. Und es gäbe keine Gewaltverbrechen mehr in unserem Land, keine Raubüberfälle und keine Brandstiftungen. In den Familien gebe es nur Freude und Dank über das Zusammensein von alt und jung. Der Friede in der Welt wäre Wirklichkeit. Was wäre das für eine Welt, was wäre das für ein Leben. So ist es nicht und wenn wir uns die Augen auswischen, dann ist sie wieder da, die beängstigende und bedrohliche Welt.
Paulus schreibt an seine Gemeinde in Korinth von der guten Nachricht, ja vom Licht der Welt, das unter einem Schleier ist, das nicht von allen erkannt wird, bzw. das verborgen bleibt. In seinem 2. Brief an die Gemeinde in Korinth im 4. Kapitel in den Versen 3-6 lesen wir.
Dennoch kann die Gute Nachricht, die wir verkünden, jemandem wie von einem Schleier verhüllt vorkommen. Sie ist aber nur für die Menschen verhüllt, die verloren gehen. Der »Gott« dieser Welt hat die Sinne der Ungläubigen mit Blindheit geschlagen. So können sie das Licht nicht sehen, das die Gute Nachricht bringt. Dieses Licht ist die Herrlichkeit von Christus, der das Ebenbild Gottes ist. Denn wir verkünden nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, den Herrn. Uns hat Jesus nur dazu bestimmt, euch zu dienen. Gott hat einst gesagt: »Aus der Dunkelheit soll ein Licht aufleuchten!«Genauso hat er es in unseren Herzen hell werden lassen. Durch uns sollte das Licht der Erkenntnis aufleuchten: Die Herrlichkeit Gottes sollte sichtbar werden, die uns in Jesus Christus begegnet. Basisbibel 2. Kor. 4,3-6
Wir sind noch in der Weihnachtszeit. Der Tag heute – Epiphanias – erinnert uns daran, dass die Weisen nach einer langen Wanderung dem Stern gefolgt, und nun an der Krippe angekommen sind. Sie haben einen weiten Weg hinter sich gebracht, um das Licht der Welt zu sehen. Um das Geheimnis, das sich hinter der Ankündigung eines besonderen Sterns angekündigt hat, selbst mit ihren eigenen Augen zu sehen und zu erkennen. Und nun sind sie da und bringen ihre Schätze: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Ja, sie erkennen in dem Kind in der Krippe Jesus Christus, Gottes Sohn. Und ihre Herzen wurden hocherfreut und hell.
Wie sieht es in unseren Herzen aus? Ist das Licht vom Kind in der Krippe auch bei uns angekommen? Oder hat uns längst schon wieder der Alltag mit seinen täglichen kleinen und großen Sorgen und Nöten im Griff? Lassen wir das Licht in uns hinein leuchten?
Gott wird ein Kind. Ein Kind ist auf die Fürsorge seiner Mutter und seines Vaters angewiesen. Es braucht den Schutz, die Wärme und die Geborgenheit, um gesund heranwachsen zu können. Doch gleich in den ersten Tagen wird Jesus mit seinen Eltern ins Nachbarland nach Ägypten fliehen müssen, weil der König Herodes keinen anderen König neben sich dulden kann.
Und später? Jesus lehrt mit seinen zwölf Jahren die Gelehrten im Tempel und legt ihnen die Schrift aus. Das verblüfft die gebildeten Männer und weckt in ihnen nicht nur Bewunderung, sondern auch Neid. Und wieder ein Jahre später zieht Jesus umher und bringt das Weltbild vieler durcheinander. Er nimmt sich besonders der Menschen an, die im Abseits stehen. Er heilt Aussätzige, die von Ihresgleichen an den Rand des Blickfeldes weggeschoben werden. Er heilt Blinde, er hilft der Frau, die wegen Ehebruchs verurteilt werden soll, er weckt Tote auf.
Er geht in seinem Leben in dieser Welt über menschengemachte Grenzen und bringt damit eine ganz andere Sichtweise in unser Denken. Seine Liebe gilt allen, egal welchen Standes sie sind und was sie in ihrem Leben getan haben. Jeder und jede soll sein Licht sehen können.
Er begegnet auch dem Bösen dieser Welt und hält der Versuchung des Teufels stand. Alles, was auch uns bedrohen kann, begegnet ihm, und er lässt sich nicht von den Irrlichtern dieser Welt blenden. Diese Irrlichter gaukeln uns vor, dass der Glaube an Jesus nur etwas für Menschen ist, die nicht allein zurechtkommen. Die sich nicht selbst trauen, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Aber diese Irrlichter sind verführerisch und vergehen. Und dann? Dann macht sich die Finsternis breit.
Mit Jesus ist das wahre Licht in die Welt gekommen. Dieses Licht ist viel größer und heller als das Licht, das Menschen schaffen können. Es leuchtet über uns und auch in uns, wenn wir seine Botschaft hören. Und es will uns zu Lichtträgern machen. Denn das Licht will in unser Herz und gleichzeitig auch hinaus in die Welt. Und es braucht dazu Menschen, die sich von diesem Licht anstecken lassen und es weitergeben.
Das Licht von Weihnachten ist nicht nur begrenzt auf ein paar Tage im Jahr. In unseren Herzen soll es immer hell und warm sein vom Licht des Gottessohns in der Krippe. Wer dieses Licht in sich aufnimmt und bewahrt, der erlebt etwas von der Herrlichkeit Gottes und er wächst an Erkenntnis. Dieses Licht finden wir in den vielen Erzählungen in der Bibel. Und auch aus den Lebensgeschichten der Menschen, die sich von diesem Licht inspirieren lassen haben.
Dietrich Bonhoeffer hat zum Beispiel in dem Lied, das er im Dezember 1944 geschrieben hat, dieses Licht im Blick. Er schreibt:
„Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.“
Er betet zu Gott und bittet ihn um sein Licht, dass die Dunkelheiten auch in meinem und deinem Leben in Licht verwandeln kann. Jesus Christus ist dieses Licht. Wir alle dürfen dieses Licht in uns leuchten lassen und werden es spüren, dass unsere aufgeschreckten Seelen zur Ruhe kommen und heil werden. Die gute Nachricht von unserer Rettung durch Jesus Christus ist für manche eine verschleierte und nicht erkennbare Nachricht. Wir aber dürfen daran glauben, dass Jesus, das Licht der Welt, mitten unter uns ist, und wir dürfen weiter dafür beten, dass eine Verwandlung unserer Welt vom Dunkel ins Licht Wirklichkeit werden kann. Dann wird der Friede Gottes und damit sein Licht in unsere Welt kommen und wir werden in dem jetzt noch Fremden unseren Bruder und unsere Schwester erkennen.
Amen
Gabriele von Dressler
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