20. Mai 2023, Pfingstsonntag
1. Korinther 2, 12-16
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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
vor vier Wochen habe ich ein Geschenk mitgebracht und erzählt, dass wir darauf warten, dass wir es endlich auspacken können. Heute nun ist der Tag gekommen. Wir feiern Geburtstag. Doch wer hat Geburtstag? Ist hier jemand im Saal, der heute seinen Geburtstag hat?
Wir alle feiern heute Geburtstag. Es ist der Geburtstag der Kirche – Pfingsten. Der Heilige Geist – der Tröster, den Jesus seinen Jüngern versprochen hatte – er ist da. Hören wir den Predigttext für heute aus dem Brief des Paulus an die Korinther:
12Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt. So können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat.13 Davon reden wir nicht in Worten, wie sie die menschliche Weisheit lehrt. Sondern wir reden in Worten, die der Geist Gottes lehrt. Mit seinen Worten erklären wir, was er selbst uns offenbart. 14Der Mensch nimmt mit seinen natürlichen Fähigkeiten nicht das an, was vom Geist Gottes kommt. Er hält es für Dummheit und kann damit nichts anfangen. Denn nur mithilfe des Heiligen Geistes kann es richtig eingeschätzt werden. 15 Aber ein von Gottes Geist erfüllter Mensch kann das alles richtig einschätzen. Dabei kann sich kein anderer ein Urteil anmaßen. 16Denn wer kann feststellen, was der Herr im Sinn hat und ihn beraten? Aber was wir im Sinn haben, das kommt von Christus her.
Wir haben Gottes Geist empfangen, so heißt es im Predigttext. Aber woran erkennen wir, wie der Geist in uns wirkt? Wie können wir spüren, dass es Gottes Geist ist, der uns antreibt? Packen wir das Geschenk doch einmal aus.
Im Brief des Paulus an die Galater lesen wir von den verschiedenen Früchten des Geistes: Galater 5, 22,23) Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, 23 Sanftmut, Keuschheit Schauen wir sie doch heute genauer an:
Da ist als erste Gabe die Liebe
Die Liebe ist kostbar und zerbrechlich. Oft ist sie mit einem Mal da und verändert die Menschen. Liebe kann „blind“ machen, sie kann verhärtete Herzen erweichen. Die Liebe ist ein Erkennungszeichen. Jesus sagte zu seinen Jüngern:
Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. (Johannes 13,15) Wo die Liebe unser Leben und Handeln bestimmt, da geht uns alles viel leichter von der Hand. Die Liebe ist ein Geschenk, die sich vermehrt wenn wir sie weiterschenken. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Im 1. Johannesbrief heißt es: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm“ (1. Johannes 4,16b)
Eine weitere Gabe ist die Freude
Die Freude lässt sich nicht verheimlichen. Sie will nach außen. Ein Mensch, der sich freut, dem sieht man es an. Er strahlt richtig. Freude, die von innen kommt und echt ist, die steckt auch andere an. Die Freude hat das Gegenüber im Blick und sie kommt schon bei ganz kleinen Dingen zum Ausdruck. Wir können uns über die Schöpfung freuen: über die Sonne, die heute so hell scheint, über die Wiese, die Bäume, die Vögel. Die Freude sieht die kleinen und großen Dinge im Leben und lässt uns aufblühen.
Und dann ist der Friede
Die Sehnsucht nach Frieden, die tragen wir alle im Herzen. Friede ist etwas Großes und oft denken wir, dass wir viel zu klein sind, um etwas für den Frieden tun zu können. Aber auch wir sind gefragt, Frieden zu stiften in unseren Familien und Häusern, in unserer Nachbarschaft, in unserem Ort hier. Es sind manchmal die kleinen Schritte hin zum Frieden, die uns Gottes Geist zeigt. Und wenn wir uns alle von dieser Gabe mitnehmen lassen und für den Frieden beten. Jeden Mittwoch haben wir das Friedensgebet – ein besonderes Gebet – für die vielen Krisengebiete in der Welt. Und auch die vielen Gebete zu Hause, sie alle sind so wichtig, damit der Friede in der Welt wachsen kann.
Die nächste Gabe ist die Geduld
Geduld ist etwas, was gelernt werden muss. Abwarten anstatt blind loszurennen. Noch einmal eine Situation überdenken, bevor gehandelt wird. Sich mit anderen besprechen und dann gemeinsam etwas unternehmen. Geduld kann für manche auch eine schwere Prüfung sein. Gerade im Älterwerden merken wir, dass das Tempo in vielen Dingen ein anderes ist, es wird langsamer. Und oft stimmen Kopf und Hand nicht mehr so unkompliziert wie früher. Der Kopf will viel mehr und alles viel schneller, als die Hand es umsetzen kann. Das anzunehmen fällt oft nicht leicht.
Die Gabe der Freundlichkeit
Sie gehört auch zu den Dingen, die sich vermehrt, wenn sie verschenkt wird. Es braucht dazu nicht viel. Ein gutes Wort für den, der mir begegnet, ein aufmunternder Blick, eine kleine Aufmerksamkeit. Wer anderen mit Freundlichkeit begegnet, der verändert auch die Haltung des Gegenübers. Das Miteinander in unserer Zeit ist rau geworden. Die Freundlichkeit wird mehr und mehr an den Rand gedrängt. Lassen wir ihr wieder mehr Raum in unserem Leben.
Dann ist da die Gabe der Treue
Auch diese Gabe erlebt oft ein Schatten-da-sein. Versprechen werden schnell gegeben, werden aber auch leicht wieder gebrochen. Die Treue erfordert einen großen Einsatz. Ist alles in Ordnung, dann fällt es leicht, die Treue zu halten. Gibt es aber Veränderungen, dann bröckelt sie schnell. Gottes Treue zu uns ist felsenfest. In jeder Taufe wird sie dem Täufling zugesprochen als unerschütterlicher und fester Bund, den Gott mit uns Menschen schließt. Nur von unserer Seite ist der Einsatz manchmal klein oder gar nicht mehr da.
Als letzte Gaben sind da Sanftmut und Keuschheit
Die Sanftmut und die Keuschheit sind zarte Gaben. Sie sind leise und lieblich. Aus einem sanftmütigen Menschen bricht kein Hass und keine Gewalt heraus. Sanftmut ist beschwichtigend und Menschenverbindend. Und die Keuschheit ist eher schüchtern – aber stark.
So viele Gaben sind es, die im Geist Gottes vereint sind. Sie möchten in uns wohnen und zur Entfaltung kommen. Sie möchten uns aus unserer Komfortzone herausholen und uns mutig machen, Gottes Wort in die Welt zu tragen. So wie die Jünger damals raus gegangen sind aus ihrem verschlossenen Raum, und hinein in die Welt, so werden auch wir gesandt durch den Heiligen Geist und in Bewegung gebracht.
Gerade findet in Berlin der 39. Brüderische Bläsertag statt. 180 Bläserinnen und Bläser bringen mit ihren Tönen und Klängen die Frohe Botschaft von Gott in die Hauptstadt. Sie lassen sich anstecken von Gottes Geist und lassen sich begeistern.
In den kommenden Tagen am 7. Juni beginnt der Kirchentag in Nürnberg unter dem Motto: Jetzt ist die Zeit. Hoffen. Machen. Tausende von Menschen kommen dort zusammen und lassen sich dort vom Geist Gottes und seinem Wort berühren und in Bewegung setzen.
Und auch wir sind eingeladen, hier an den Tisch des Herrn zu kommen und uns von ihm stärken und ausrüsten zu lassen.
Überall ist Gottes Geist spür- und erlebbar. Jetzt ist die Zeit. Hoffen. Machen.
Amen
Gabriele von Dressler
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