- Mai 2023 Sonntag Rogate
- Timotheus 2, 1-6a
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Liebe Gemeinde,
am Samstag vor einer Woche war es soweit. Ein großes Ereignis, dass sich schon über Monate angekündigt hatte, fand an diesem Tag statt. Tausende Menschen strömten dazu in eine berühmte Stadt, manche haben ihr Nachtlager schon Tage vorher aufgeschlagen um dieses besondere, geschichtliche Ereignis nicht zu verpassen. Verschiedene Fernsehsender haben ihr Programm darauf abgestimmt. Es war die Krönung von König Charles dem III. und seiner Frau Königin Camilla. Und ich gebe zu, ich habe es mir auch am Abend in einer Zusammenfassung angeschaut. Die Krönung fand in einem zweistündigen Gottesdienst mit vielen Gesängen, Gebeten und Salbungen statt. Heute in unserem Predigttext geht es unter anderem auch um Könige und Obrigkeiten. Für sie und für andere haben wir eine besondere Aufgabe, die wir gleich hören werden. Ich lese den Text aus 1. Timotheus 2, 1-6
21So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, 2für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. 3Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, 4welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 5Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, 6der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle.
Die Aufgabe, von der ich anfangs sprach, ist das Gebet. Heute ist der Sonntag Rogate, der uns schon in der Bedeutung seines Namens zum Gebet ruft. Er kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: betet, bittet.
Und der Predigttext sagt uns auch ganz klar, auf welche Dinge wir im Gebet achten sollen: Bitte, Fürbitte und Dank. Diese drei Dinge gehören in ein Gebet hinein.
Es ist gut, wenn ein Gebet mit Dank beginnt. Wenn ich morgens zu einer ersten Runde draußen im Doniswald aufbreche, dann überlege ich mir ein Morgenlied, in dem der Dank vorkommt. Mit diesem Lied starte ich und merke, wie gelöst und erwartungsvoll ich in den Tag gehen kann. Die Worte der Losung begleiten mich Gott danken ist wichtig und ich staune, was mir da alles in den Sinn kommt, wofür ich dankbar sein kann – für den neuen Tag, für die Natur, die jetzt so wunderbar blüht, für die Vögel, die ihre Stimmen zum Morgenkonzert erheben, für die Bienen, die besonders unter den Linden und auch in anderen Bäumen und Büschen zu hören sind, für mein Leben und für viele weitere Dinge.
Einen Tag mit einem Gebet zu beginnen, baut mich auf. Das Gebet ist die Zeit, die ich in der Verbindung mit Gott, meinem Herrn und Schöpfer verbringe. Es ist wie in einer guten Beziehung. Der Austausch miteinander ist wichtig. Das genaue Hören aufeinander und das Hinhören auf das, was Gott von mir heute will, geben mir Impulse für den Tag.
Das Gebet braucht eine feste Zeit, aber keinen festen Ort. Ich kann in meiner Wohnung, auf dem Sofa oder auch im Bett beten. Diese Zeit am Morgen ist wertvoll.
Für andere kann es auch eine andere Zeit des Tages oder der Nacht geben. Als ich vor vielen Jahren noch selbst ein Kind war und zu Hause lebte, da haben meine Eltern nach dem Mittagessen eine gemeinsame Gebetszeit gehabt. Das fand ich als Kind spannend, denn sie haben sich dazu in einem Zimmer eingeschlossen. Sie wollten nicht gestört werden. Wir Kinder haben manchmal an der Tür zugehört, wie sie in der Bibel gelesen und dann gebetet haben.
Neben dem Dank ist die Bitte. Ich kann vor Gott und Jesus bringen, was mir auf dem Herzen liegt und mich drückt. Da ist die Bitte um Vergebung. Jeden Tag merke ich, wie ich andere verletze -oft erst dann, wenn ich es getan habe. Da kann ich mich noch so bemühen, plötzlich sind Worte ausgesprochen, die andere treffen. Oder ich habe Menschen nicht beachtet und bin an ihnen vor lauter Gedanken vorbei gehastet. Es ist so schnell passiert.
Die Bitten sind sehr vielfältig: Kranke bitten um Gesundheit, Einsame um Gesellschaft, Arme bitten darum, dass sie genügend zum Leben haben, Kleine, dass sie bald groß sind. Schüler bitten um gute Noten, Erwachsene um weniger Stress im Berufsleben, Ältere, dass sie nicht übersehen werden usw.
Wir alle wissen, was wir uns wünschen und worum wir Gott bitten möchten, wir wissen aber noch lange nicht, was gut für uns ist. Denn oft sind wir enttäuscht, wenn unsere Bitten so nicht erfüllt werden, wie wir uns das gedacht haben. Wir können ihm unsere Schmerzen und Sorgen bringen. Er hört uns zu.
Und dann ist da auch die Fürbitte als ein wichtiger Teil des Gebets. In der Fürbitte denken wir an andere Menschen. Im Brief des Timotheus heißt es, wir sollen Fürbitte für die Könige und die Obrigkeit tun. Das bedeutet nicht automatisch, dass wir mit allem einverstanden sind, was in der Regierung beredet und beschlossen wird. Wir können und sollen aber für die Menschen beten, die diese Ämter ausfüllen. Das, was sie machen, steht immer in der Öffentlichkeit und damit in der Kritik. Und es liegt in der Natur des Menschen, dass wir gern unser Augenmerk auf die Fehler der anderen lenken oder wie es in der Bibel heißt, die Splitter im Auge des Gegenübers sehen aber unseren eigenen Balken nicht wahrnehmen. Die Fürbitte hilft mir, genau diese Sicht zu verändern und in jedem auch den Menschen zu sehen, der er oder sie ist.
Verantwortung für andere zu tragen ist nicht nur Freude, sondern kann auch zur Last werden. In der Öffentlichkeit und damit in der Kritik zu stehen, kann Menschen auch kaputt machen. Das Gebet für sie ist wichtig.
Dietrich Bonhoeffer drückte es einmal so aus: „Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.“ Dieses Zitat stammt aus seinem Buch Widerstand und Ergebung (S. 569)
Beten setzt mein Inneres in Bewegung. Wenn ich bete, kann ich eine Veränderung in mir spüren. Nach dem Klagen und dem Abladen der Sorgen merke ich, wie ich innerlich freier werde. Ich kann vor Gott aussprechen, was mich niederdrückt und es zu ihm bringen. Wenn ich die Psalmen lese, dann höre ich, wie der Psalmbeter aus dem Klagen in die Freude und in das Lob Gottes einstimmt.
Unser Blick wird aufgerichtet hin zu dem, der uns das Leben geschenkt hat. Wir setzen unser Vertrauen und unsere Hoffnung auf den, der selbst Mensch unter Menschen war und uns und unsere Sorgen ganz genau kennt. Jesus, der Auferstandene hat den Tod durchlitten und ist nun wieder beim Vater. Durch ihn sind Himmel und Erde miteinander verbunden.
Alle unsere Gebete um seine Gegenwart, um Frieden und Versöhnung, um eine Heilung der Welt vertrauen wir Jesus an. Er ist unsere Hoffnung und Zuversicht.
Von Menschen wie Dietrich Bonhoeffer können wir lernen, dass das Gebet trägt und das auch wir getragen werden – auch wenn unsere Wünsche nicht so erfüllt werden, wie wir es uns ausgemalt haben. Unser HERR ist mit uns unterwegs. Auf ihn können wir betend hoffen.
Amen
Gabriele von Dressler
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