22.12.2024 · 4. Advent
Lukas 1, 26-38
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Gnade sei mit euch und Friede durch unseren Herrn Jesus Christus. Amen. Der Predigttext für heute finden wir im Lukasevangelium, Kapitel 1, Verse 26-38. Es ist der Abschnitt vor der Schriftlesung, die Ältestin Judith Baudis vorgelesen hat.
Liebe Gemeinde, heute werden ich über die Schriftlesung predigen, die Judith Baudis gelesen hat. Ich weiß, ich habe die Reihenfolge der Erzählung auf dem Kopf gestellt, aber es war notwendig, dass Marias Lied von einer Frau gesprochen wurde. Von ihren Lippen ist es authentischer als von Meinen.
Marias Lobgesang, das Magnifikat, wurde bei ihrer Begegnung mit ihrer Cousine gesungen. Es wurde ja durch die Worte Elisabeths inspiriert: „Wie glücklich kannst du dich schätzen, weil du geglaubt hast!“ Es war eine Begegnung der Mütter. Zwei werdende Mütter, eine alt, die andere jung. Die eine war im sechsten Monat schwanger, die andere war gerade erst schwanger geworden. Und die Tatsache, dass sie schwanger waren, war in beiden Fällen völlig unerwartet! Beide waren schwanger, obwohl es unter normalen Umständen wirklich keine von beiden hätte sein sollen. Aber diese Umstände waren alles andere als normal. Was geschah, war viel besser als normal.
Diese Begegnung der Mütter war die Heimsuchung von Maria bei Elisabeth. Elisabeth war die ältere Frau, Maria die jüngere. Elisabeth war im sechsten Monat schwanger, Marias Schwangerschaft hatte gerade erst begonnen. Und wir werden gleich erfahren, warum keine der beiden hätte schwanger sein sollen.
„Die Heimsuchung oder Visitation“ ist der Begriff, der oft verwendet wird, um dieses Treffen der beiden ungewöhnlichen Mütter, Maria und Elisabeth, zu beschreiben. Es gibt sogar einen Tag im Kirchenjahr, der für die Feier der Visitation vorgesehen ist. Es ist der 2. Juli. Und auch im Kirchenjahr wird sie am vierten Adventssonntag erwähnt.
Aber der Schlüssel zu dieser Geschichte ist, dass es nicht nur ein Treffen der beiden Mütter ist. Es ist auch das erste Treffen der beiden Jungen, die sie in sich tragen. Nun gibt es eine Vorgeschichte zu jeder dieser Schwangerschaften, die nicht hätten sein dürfen. Fangen wir mit Elisabeth an. Sie war eine ältere Frau, weit über das gebärfähige Alter hinaus. Und noch dazu hatte sie nie Kinder bekommen können. Das war eine große Enttäuschung für Elisabeth und ihren Mann Zacharias. Elisabeths Schicksal erinnert uns an das Schicksal von Sarah, Abrahams Frau, Rebekah, die Frau Isaaks und Rachel, die beliebte Ehefrau von Jacob, der später den Namen Israel erhielt.
Zacharias, der Ehemann von Elisabeth, war ein Priester, der im Tempel in Jerusalem diente. Eines Tages war er dort im Heiligen Raum und diente am Altar des Räucherwerks, als plötzlich ein Engel erschien. Es war der Engel Gabriel, der Zacharias mitteilte, dass er und seine Frau Elisabeth endlich ein Kind bekommen würden. Es würde ein Junge sein, und sie sollten ihm den Namen Johannes geben. Und der Engel sagte, dass Gott eine besondere Berufung für das Leben von Johannes hätte: dass Johannes schon im Mutterleib mit dem Heiligen Geist erfüllt sein würde; dass er ein großer Prophet wie Elia sein würde; und dass Johannes dem kommenden Herrn vorangehen würde, um seinen Weg zu bereiten. Das klingt so, als würde Gabriel sagen, Johannes werde der letzte große Prophet unmittelbar vor dem Kommen des Messias sein – was er in der Tat war. Nachdem Zacharias diese großartige Nachricht erhalten hatte, ging er nach Hause, Elisabeth wurde schwanger, und sie war im sechsten Monat mit dem Baby Johannes, als Maria zu Besuch kam. Und was hat Maria veranlasst, ihre Cousine zu besuchen? Sie wurde ebenfalls vom Engel Gabriel besucht, der ihr ebenfalls mitteilte, dass sie ein Kind bekommen würde, obwohl – wie Maria betonte – sie noch keinen Mann kannte.
Der Engel Gabriel sagte viele wunderbare Dinge über diesen Jungen, der geboren werden sollte. Er sagte zu Maria: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Er wird mächtig sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Und der Herr Gott wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakob für immer herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“ Und dann fügte Gabriel hinzu: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das heilige Kind, das geboren wird, Sohn Gottes genannt werden.“ Durch den Heiligen Geist empfangen, von der Jungfrau Maria geboren. Wahrer Gott und wahrer Mensch in der einen Person Christi. Dieser Baby Jesus wird der Sohn Gottes sein, der im Fleisch kommt. Er wird der große Messias sein, der so lange vorhergesagt wurde. Gabriel sagte auch zu Maria: „Auch deine Cousine Elisabeth hat in ihrem Alter einen Sohn empfangen, Schon vor sechs Monaten. Und man hat immer bei ihr gesagt, sie wäre unfruchtbar!“ Und so kommt es, dass Maria Elisabeth besucht. Sie beide haben diese Wunder-Schwangerschaften gemeinsam.
Und hier setzt unsere Geschichte heute ein. Maria geht zum Haus von Zacharias und Elisabeth, sie betritt das Haus und begrüßt Elisabeth. Und als sie das tut, wird das Geräusch ihrer Begrüßung von dem Baby Johannes im Mutterleib aufgegriffen, und er springt vor Freude! Ich nehme an, der Sprung des Kleinen war für Elisabeth wohl keine Freude!
Aber der Sprung vor Freude ist ein Indiz dafür, dass Johannes bereits im Mutterleib mit dem Heiligen Geist erfüllt war. Und so lässt der Geist Johannes erkennen, dass auch Jesus da war – das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt, wie Johannes es Jahre später selbst verkünden würde. Also springt Johannes, und auch Elisabeth wird vom Heiligen Geist erfüllt und beginnt sich zu freuen. Sie sagt zu Maria: „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!“ Maria, du bist mit einer großen Ehre bedacht worden, den Erlöser der Welt zu gebären. Ich meine, ich bin geehrt, den Wegbereiter des Herrn zu gebären, aber du wirst den Herrn selbst zur Welt bringen! Was für ein wunderbarer Segen! Elisabeth fährt fort: „Und warum erfahre darf gerade ich durch den Besuch der Mutter meines Herrn gesegnet werden?“ Höre den demütigen Glauben in den Worten von Elisabeth. Sie erkennt, dass sie nicht würdig ist, einen solchen Besuch zu empfangen. Und gleichzeitig erkennt sie, dass ihr Herr zu ihr kommt und großen Segen bringt.
Haben wir die Demut und Glauben einer Elisabeth? Ich hoffe es. Ich hoffe, wir erkennen, dass wir nicht würdig sind, dass Gott uns mit seiner Gegenwart begegnet. Wir wissen, dass wir Sünder sind – das haben wir ja zu Beginn des Gottesdienstes bekannt. Wir alle verdienen es nicht, dass unser Herr uns mit seinem Segen begegnet. Es ist rein durch seine Gnade und Barmherzigkeit, dass er es tut. Und auch wir haben den vom Geist gewirkten Glauben. Wie bei Elisabeth hat der Heilige Geist in unseren Herzen durch das Evangelium gewirkt, sodass wir an Jesus als unseren Herrn und Retter glauben. Mindestens bete ich, dass es so ist. Ich bete, dass jede und jeder von uns weiß, dass dieses kleine Kind als unser Bruder im Fleisch gekommen ist, damit er die einzige Aufgabe tun konnte, die uns rettet. Er kam, um den Willen des Vaters zu tun, um Gottes Gesetz vollkommen in unserem Namen zu halten. Christus kam, um das einzige perfekte Opfer zu sein, das für all unsere Sünden sühnt, um zu leiden und einen Sünder-Tod am Kreuz zu sterben. Die Strafe zu ertragen, die das Gesetz fordert und die wir verdienen. Er kam, um unser Frieden und unser Leben zu sein. Das vollbrachte er, als er siegreich über Sünde und Tod auferstand und uns an ihrer Stelle Segen und Freude schenkte.
Liebe Gemeinde, wenn Jesus das Haus betritt, bekommen wir all diese Segnungen mit ihm. Das ist genug, um uns vor Freude springen zu lassen, wie Elisabeth zu Maria sagt: „als der Klang deiner Begrüßung in meine Ohren kam, sprang das Baby in meinem Leib vor Freude.“ Und dann hat Elisabeth noch ein Wort für Maria: „Wie glücklich kannst du dich schätzen, weil du geglaubt hast! Was der Herr dir angekündigt hat, wird geschehen.“ Glaube – das ist es, was wir hier überall sehen. Der Glaube, den Elisabeth hatte, zu wissen, dass dieses Kind, das Maria in ihrem Bauch trug, nicht irgendein gewöhnliches Kind war, sondern der Herr selbst. Und der Glaube Marias. Elisabeth lobt Maria für ihren Glauben, dass sie, Maria, an die großen Dinge geglaubt hat, die der Engel ihr über den Sohn gesagt hat, den sie gebären würde.
Liebe Gemeinde, die Begegnung der Mütter ist eine Begegnung zweier großer Frauen des Glaubens. Sowohl Maria als auch Elisabeth heben sich als wunderbare Beispiele für uns hervor. Sie glauben den Worten des Herrn und empfangen seine Gaben. Der Heilige Geist kann auch solch einen Maria-und-Elisabeth-Glauben in uns wirken.
Es gibt eine Menge Wunder, die wir in unserem Text heute sehen. Wie sowohl Elisabeth als auch Maria schwanger wurden, das sind die ersten Wunder. Aber auch, wie sie beide glaubten und sich über die gute Nachricht ihres Herrn und Retters Jesus Christus freuten – auch das ist ein Wunder. Sogar der kleine Johannes machte bei der Glaubens- und Freudenaktion mit. Jedes Mal, wenn jemand das Geschenk des Glaubens und der Freude im Herrn empfängt – das ist ein Wunder Gottes. Es ist das Werk des Heiligen Geistes, der durch das Wort wirkt, der in unseren Herzen wirkt, um einen rettenden Glauben und eine gesegnete Freude zu schaffen. Und das Tolle ist, dass wir alle heute die gleiche gute Nachricht und denselben Heiligen Geist in unseren Herzen wirken haben. Das wünsche ich mir sehr.
Heute haben wir die Geschichte der Heimsuchung von Maria bei Elisabeth gehört. Es war ein Treffen der Mütter, ja. Aber vergessen wir nicht diese Jungen! Sie treffen sich auch, Jesus und Johannes. Und wo immer Marias Baby-Junge hingeht, bringt er Segen mit sich. Schon im Mutterleib brachte er Segen und Freude in das Haus von Elisabeth und Zacharias. Und Jesus bringt auch Segen und Freude in unsere Häuser. Wenn wir uns mit unserer Familie zu Weihnachten versammeln – wenn der Christus von Weihnachten der Grund für unsere Fröhlichkeit ist – bringt Jesus die Freude mit sich.
Wenn wir uns hier als Gemeinde versammeln, hier im Haus Gottes, ist Christus sicher gegenwärtig, um uns mit seinen Gaben zu segnen. Christus ist hier und besucht uns mit seiner Gnade und seinem Wohlwollen. Und das macht dies zu einer ganz besonderen, gesegneten Visitation. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herze uns Sinne in Jesu Christi. Amen.
Gerald MacDonald
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