Ansprache für die Große Christnacht 2022
24.12..2022 (Heiligabend)
24.12..2022 (Heiligabend)
Micha 5, 1-4 Aber zu Bethlehem im Gebiet der Sippe Efrat sagt der Herr:
»Du bist zwar eine der kleinsten Städte Judas, doch aus dir kommt der Mann, der das Volk Israel in meinem Namen führen wird. Sein Ursprung liegt weit zurück, in fernster Vergangenheit.« Bis zu der Zeit, wo eine Frau den erwarteten Sohn geboren hat, lässt Gott die Menschen seines Volkes den Feinden in die Hände fallen; doch dann werden die Überlebenden zu den anderen Israeliten in ihr Land zurückkehren. Wie ein Hirte seine Herde weidet, so wird der neue König regieren. Sein Gott hat ihn dazu beauftragt, vom höchsten Herrn erhält er seine Kraft. Dann kann das Volk endlich in Sicherheit leben, denn seine Macht reicht bis in die fernsten Länder der Erde. Er bringt uns Frieden!
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,
bei der großen Christnacht sollte nach altem Brauch das menschliche Wort schweigen und dem Staunen und Anbeten Raum gegeben werden. Und Brüder und Schwester, die Geburt Jesu ist etwas Erstaunliches. Erstaunlich hoch zehn, wenn ich sagen darf. Denkt an die armen Hirten. Sie stehen auf dem Feld. Es ist Nacht. Es ist stockfinster, denn es gab noch keine elektrische Beleuchtung. Kein Licht aus der Stadt. Schwärzer als der Schwarzwald. Die Hirten kümmern sich um ihre eigenen Angelegenheiten. Vermutlich langweilen sie sich, denn nachts auf einem Feld ist nichts los. Und plötzlich aus dem Nichts erscheint ihnen ein Engel. Ein Engel! Was ist das? Bestimmt hatten sie vorher noch nie einen Engel gesehen. Wer hat das schon? Zuerst mussten sie kapieren was oder wer er war. Und dann: die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte ihn. Die Herrlichkeit des Herrn. Was ist das eigentlich? Die Herrlichkeit des Herrn. Ich habe mir immer ein großes Licht vorgestellt. Wie ein Blitz, aber der andauert. Vermutlich war sie aber noch mehr. Etwas, dass wir nicht mit Worten fassen können. Es übersteigt unser Vorstellungsvermögen. Gottes Herrlichkeit. Kein Wunder, dass die Hirten sich erschraken. In der Stockfinsternis. Ein Engel verhüllt in der Herrlichkeit Gottes. Einfach erstaunlich! Atemberaubend. Buchstäblich.
Dann kommen sofort die Trostworte des Engels, die sehr notwendig waren: „Fürchtet euch nicht!“ Entwarnung. Ausatmen. Gott sei Dank! Die Hirten hätten den Schreck nicht viel länger aushalten können. „Fürchtet euch nicht!“
Aber was danach kommt ist mehr seltsam als erstaunlich. Der versprochene Retter ist zur Welt gekommen. Okay. Was sollten die Hirten mit dieser Information anfangen. Sie waren bloß Hirten. Also, schön und gut. Der Retter ist Christus der Herr. Okay. Alles klar. Vielleicht. Ihr könnt ihn sogar jetzt sehen. Wow! Ihr könnt ihn besuchen. Geht nach Bethlehem. Ihr werdet ihn dort finden. Ihr erkennt ihn daran: Er ist noch ein Kind. Er trägt windeln. Und er liegt in einer Futterkrippe.
Liebe Gemeinde, das ist nicht normal. Der Christus. Der Retter. Der Herr. In einer Futterkrippe. In Windeln. Die Hirten müssen gedacht haben, sie hätten sich verhört. „Der spinnt, der Engel.“
Nun kommt aber die Unterstreichung und Bestätigung dieser seltsamen Offenbarung über das Befinden des ersehnten Retters. Es erscheinen „unzähligen“ Engeln. Bei der Botschaft über den kommenden Retter in der Futterkrippe handelt es sich also nicht um die Wahnvorstellungen eines irrläufigen Engels. Denn „unzählige“ Engeln bestätigen nun seine Botschaft. Und sie umgeben die armen Hirten und singen oder schreien „Ehre sei Gott im Himmel!“
„Denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu.“
Ob die Engel singen oder schreien bin ich mir nicht sicher, aber die Hirten müssen schon wieder kurz vor einem zweiten Herzinfarkt gewesen sein. „Umgeben von unzähligen Engeln“. Buchstäblich unvorstellbar. Gemütlich war das gewiss nicht. Dann verschwinden die Engel. Poof! Schwester und Brüder, hat jemand jemals versucht diese Szene zu verfilmen. Ich behaupte, es ist nicht verfilmbar. Nun, die Engel sind weg, die Herrlichkeit Gottes ist vermutlich mit ihnen weggezogen und die Hirten stehen wieder alleine auf dem Feld. Mit ihren Schafen. Und es ist nachts und dunkel.
Das nächste Bild ist im Vergleich mit den vorigen Szenen fast langweilig. Die Hirten beratschlagen und entschließen sich nach Bethlehem zu gehen und schauen was sie dort finden. Und sie gehen.
Und siehe da! Sie finden Maria und Josef und das Kind und „es war alles so gewesen, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.“ Wie ich am Anfang sagte, diese Geschichte muss uns in Staunen setzen. Sie bedarf keine Auslegung durch einen Prediger. Zuerst hat sie einen Engel. Dann hat sie die Herrlichkeit Gottes (was auch immer das ist). Dazu kommen unzählige Engel. Die schreien oder singen. Auf jeden Fall sind sie laut. Und zu guter Letzt hat unsere Geschichte den Retter. Den Christus. Den Herr. In einer Futterkrippe.
Wenn das uns nicht in Staunen versetzt, sind wir nicht mehr zu helfen.
Liebe Schwester und Brüder, lasst uns staunen und unser Gott, der so wundersam wirkt, anbeten. Denn das ist der Sinn der Weihnachtsgeschichte.
Amen
Gerald MacDonald