Predigt am 1. Januar 2024
Predigttext: 1. Korintherbrief 16, 14
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Der Predigttext für heute ist der Jahresspruch aus dem ersten Korintherbrief, Kapitel 16, Vers 14: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Das war die Zürcher Übersetzung. Ich mag noch mehr die Neugenfer-Übersetzung: „Lasst euch in allem, was ihr tut, von der Liebe bestimmen.“
Liebe Gemeinde!
Die Kirche zu Korinth war keine Musterkirche. Gibt es überhaupt eine Musterkirche? Auf jeden Fall, die Kirche zu Korinth hatte Probleme. Es herrschte Zwietracht in der Gemeinde. Und es gab viele Besserwisser in der Gemeinde. Wie wir uns vorstellen können, die zwei Dinge gehören zusammen. Zwietracht und Besserwisserei. Wenn zwei anderer Meinung sind und auf deren jeweiligen Meinung beharren, entsteht zwangsläufig Streit. Das kennen wir nur zu gut aus der Politik. Zwei Parteien, zwei Meinungen. Drei Parteien, drei Meinungen. Und so weiter. Und jede Partei meint natürlich im Recht zu sein. Und die Parteien streiten. Immer. Das gehört zum Wesen der Politik.
Es gibt aber nur eine Kirche. Und wie es im Epheser 4:5 steht: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Also, in manchen Dingen herrscht Eintracht. Manche Dinge sind wesentlich. Viele von Ihnen kennen den Spruch: Im Notwendigen müssen wir Einheit bewahren, im nicht Notwendigen Freiheit, in allem die Liebe oder die Nächstenliebe.
Der Kontext dieses Zitats sind die theologischen Streitigkeiten im 17. Jahrhundert während des 30-jährigen Krieges. Wichtig ist die Einsicht, dass die Liebe über alles und in allem sein muss. Wenn Liebe über alles steht, fallen Streitigkeiten mäßiger aus. Im 17. Jahrhundert waren die Streitigkeiten nicht mäßig, sondern heftig. Der 30-jährige Krieg entstand teilweise aus theologischen Differenzen.
Unser Jahresspruch heißt: „Lasst euch in allem, was ihr tut, von der Liebe bestimmen.“ Das ist mehr oder weniger dasselbe wie der bekannte Spruch. Die Bibel kennt vier unterschiedliche Wörter für Liebe. Zu diesem Thema gibt es einen kurzen Artikel in der neuesten Ausgabe (2023-4) unseres Gemeindebriefs Dachreiter. Und ich komme heute nicht drumherum, einige Gedanke zu wiederholen, die dort zu finden sind.
In dem Jahresspruch „Lasst euch in allem, was ihr tut, von der Liebe bestimmen“ kommt das griechische Wort Agape vor. Das ist wichtig. Denn Agape ist die höchste der vier Arten der Liebe in der Bibel. Dieser Begriff definiert Gottes unermessliche, unvergleichliche Liebe für die Menschheit. Es ist die göttliche Liebe, die von Gott kommt. Agape-Liebe ist perfekt, bedingungslos, aufopferungsvoll und rein. Jesus Christus zeigte diese Art göttlicher Liebe gegenüber seinem Vater und der ganzen Menschheit in der Art und Weise, wie er lebte und starb: „Also hat Gott die Welt geliebt (agapao), dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)
Nach seiner Auferstehung fragte Jesus den Apostel Petrus, ob er ihn liebe (agapao). Petrus antwortete dreimal, dass er das tat, aber das Wort, das er benutzte, war phileo oder brüderliche Liebe (Johannes 21,15–19). Petrus hat zu der Zeit den Unterschied noch nicht verstanden, oder er war noch zu der Zeit zur Agape-Liebe unfähig. Es wäre ein bisschen wie, wenn man fragt, „liebst Du mich?“ und Sie antworten, „Du weißt, ich habe ich gerne.“ „Ja, aber liebst Du mich?“ „Was soll das, Du weißt, ich mag dich.“
Das ist nicht die erhoffte Antwort auf die Frage. Man will das Wort Liebe hören. Liebe ist eine der stärksten Emotionen, die Menschen erleben können. Christen sind dazu aufgefordert zu lieben – wie Gott liebt, und zwar mit der Agape-Liebe, die Gott uns durch die Mensch-Werdung seines Sohnes zeigte.
Wir können sehen, wenn wir einander mit solcher Liebe lieben würden, gäbe es keine Meinungsunterschiede, mindestens keine, die wir nicht überwinden könnten. Gott hat es uns vorgemacht. Durch die Sünde sind wir mit Gott im Streit. Wir sind zweierlei Meinungen. Es herrscht Spannung zwischen uns und Gott. Wir haben Differenzen. Wir sind uns uneins. Gewissermaßen sind wir sogar Gegner. Gewesen.
Doch Gott hat die Initiative ergriffen. Er hat etwas unternommen um die Spannung, die Differenzen, die Trennung zwischen ihm und uns Menschen zu überwinden. Er ist einer von uns geworden. Er hat unser Schicksal mit uns geteilt. Er hat die Sünde besiegt und uns mit ihm versöhnt. Und das hat er alles getan aus einem einzigen Grund: Aus Liebe. Die Charaktereigenschaft, die bei Gott über alle anderen göttlichen Charaktereigenschaften steht, ist die Liebe. Nicht die Allmächtigkeit. Nicht die Allgegenwärtigkeit. Und schon gar nicht die Gerechtigkeit. Gott sei Dank ist Gottes größte Eigenschaft nicht die Gerechtigkeit! Nein, es ist die Liebe. Gott ist Liebe. Und wenn wir unserer Berufung folgen, Jesu Nachfolger zu sein, werden wir auch zu Liebenden werden. Stellen Sie sich vor wie es in unserer Gemeinde, ja in unserer Welt dann aussehen würde! Wenn wir alle unserer Handlungen aus Liebe leiten lassen würden!
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu, unseren Herrn. Amen.
Gerald MacDonald
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