Licht im Dunkeln
Ansprache zur Abendmahlsfeier 12.12.2021, 3. Advent,
1. Kor. 4, 1-5
Ansprache zur Abendmahlsfeier 12.12.2021, 3. Advent,
1. Kor. 4, 1-5
Die Adventszeit ist die Zeit des Wartens und der Vorbereitungen. Was gibt es da nicht alles zu tun. Das Postamt und die Paketdienste können da sicher mehr als ein Lied davon singen. Es ist für sie die stressigste Zeit des Jahres. Alles muss bedacht und geplant werden. Da gilt es, gute und genaue Pläne aufzustellen und gutes Organisationstalent zu zeigen. Briefe schreiben, das ist heute unter den jüngeren Menschen gar nicht mehr so geläufig. Da hat die Technik ihren Anteil dran. Aber wie schön ist es, zum Briefkasten zu gehen und einen Brief zu erhalten! Und wenn dann Zeit und Ruhe ist, dann kann ich den Inhalt des Briefes lesen.
Wir haben heute einen Teil aus einem Brief von Paulus an die Gemeinde in Korinth als Text für die Ansprache: 1. Kor. 4, 1-5 Paulus spricht darin mahnende Worte.
4 1 Dafür soll man uns halten: für Diener von Christus und Verwalter von Gottes Geheimnissen. 2 Nun verlangt man ja von Verwaltern, dass sie zuverlässig sind. 3 Aber mir ist es völlig gleichgültig, ob ihr oder ein menschliches Gericht mich beurteilt. Ja, ich beurteile mich nicht einmal selbst. 4 Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst. Aber deswegen gelte ich noch nicht als gerecht. Nur der Herr kann über mich urteilen. 5 Urteilt also nicht schon jetzt. Wartet, bis der Herr kommt! Er wird alles ans Licht bringen, was im Dunkeln verborgen liegt, und die geheimsten Absichten enthüllen. Dann wird jeder von Gott gelobt werden, wie er es verdient.
Die Worte des Paulus haben es in sich. Er spricht von Verwaltung, von Gericht und Beurteilung. Das klingt nach Dienstpost und Dienstanweisung. Ganz ehrlich, das habe ich nicht erwartet. Dann geht es los in meinem Kopf.
Was haben wir zu verwalten? Ein Geheimnis? Wir leben auf Weihnachten hin. Gottes Sohn kam in diese Welt, das wollen wir immer wieder neu feiern. Aber ist das ein Geheimnis? Das wissen doch alle. Einer Umfrage aus dem Jahr 2018 zufolge haben nur ein Viertel der Befragten geantwortet, dass sie an diesem Fest an Jesus denken. (Quelle: Statista 2018)
Das ist doch schon erschreckend, wie Wenige das sind. Und auch wenn alle wüssten, dass wir Weihnachten an die Geburt von Gottes Sohn denken, bleibt es ein Geheimnis. Gott kommt zu uns in unsere Welt – arm, verletzlich und klein. Und anstatt, dass er die Welt richtet, belohnt er sie mit seinem Kommen. Was für ein großes Geheimnis. Seit unserer Taufe können wir uns seine Kinder nennen und haben den Auftrag, von ihm weiterzuerzählen und Menschen zu ihm einzuladen. Das ist es, was wir verwalten sollen von Generation zu Generation. Und das ist eine schöne und herausfordernde Aufgabe zugleich. Es geht in dieser Form der Verwaltung nicht um Macht und Geld, sondern um Treue und Liebe.
Geld zu verantworten ist schon schwierig. Wofür sollen wir es ausgeben? Was sind sinnvolle Projekte? Mitunter quälende Fragen. Gottes Liebe zu verwalten geht ganz anders. Die dürfen wir weitergeben, ohne Angst haben zu müssen, dass sie abnimmt. Nein, je mehr wir von der Liebe austeilen, umso mehr bekommen wir zurück. Das übertrifft alle Erwartungen der Finanzexperten.
Mit dem Kommen von Jesus ist die Liebe Gottes sichtbar zu uns. Und wir wissen, wie dieser Weg dann weiterging. Die Liebe Gottes war unterwegs zu den Menschen, und gerade zu denen, die ausgegrenzt, schwach und krank waren. Die Liebe Gottes hat für uns Schmerzen auf sich genommen und ausgehalten. Die Liebe Gottes wurde verspottet und ist ans Kreuz gegangen. Gottes Liebe hat das alles ausgehalten und uns mit der Auferstehung ein neues Leben geschenkt.
Vor ihm können wir alles abladen, was das Leben belastet: Krankheit, Schmerzen, Ängste, Sorgen und Schuld. All das nimmt er an.
Den Urteilsspruch, den wir erwartet haben, der ist zur Gnadenzusage geworden. Die Liebe Gottes übersteigt unser menschliches Urteilsvermögen.
Wir sind noch in der Zeit der Erwartung. Und auf unserem Weg hält der liebende Vater eine Stärkung für uns bereit – das Abendmahl. Immer, wenn wir gemeinsam essen und trinken, dann erinnern wir uns an seine Liebe und an Jesus, der die menschgewordene Liebe ist.
Und so wollen wir auch heute das Abendmahl miteinander feiern. Gott hat unseren Urteilsspruch in eine Gnadenzusage umgewandelt. Und so sollen auch wir allen, die uns etwas schuldig geworden sind, mit Gnade und Vergebung begegnen. Und dann gehen wir auf das Licht zu, dass in die Dunkelheit kommt.
Jochen Klepper drückt es in einem Vers so aus: Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt. Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.
Amen
Gabriele von Dressler