Mutmachende Botschaft
13.12.2020 (3. Advent), Lukas 1, 67-79
13.12.2020 (3. Advent), Lukas 1, 67-79
Foto: BSonne / CC BY-SA 3.0 (bearbeitet)
Liebe Gemeinde,
zwei Menschen lieben sich, sind zusammen gezogen und richten sich ihr eigenes Zuhause ein. Sie verstehen sich gut und haben einen gemeinsamen Wunsch. Sie wünschen sich ein Baby. Die Frau wird nicht schwanger und sie werden älter. Der Wunsch nach einem Kind aber ist geblieben. Sie beten zu Gott und bitten ihn um die Erfüllung ihres Wunsches. Wieder vergehen Jahre und sie haben sich so langsam traurig damit abgefunden, dass sie kein Kind haben werden. Traurigkeit und auch Enttäuschung liegen wie ein Schleier über ihnen. Warum passiert gerade ihnen das? Und sie fragen betend: Warum Gott?
Elisabeth und Zacharias, das sind die Namen der beiden. Zacharias war ein Priester und diente im Tempel des HERRN. Eines Tages kam ein Engel und Zacharias erschrak sehr. Der Engel sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht Zacharias, denn dein Gebet ist erhört, und dein Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, den sollst du den Namen Johannes geben. Und du wirst Freude und Wonne haben.“ (Lukas 1, 13,14) Wir können uns vielleicht das erstaunte Gesicht von Zacharias vorstellen: ‚Ich soll jetzt als alter Mann Vater werden? Und meine Frau Elisabeth Mutter? Das kann nicht sein. ‘ Und was geschieht dann? Dem Zacharias verschlägt es die Sprache. Ja, im wahrsten Sinn des Wortes, er kann nicht mehr reden. Nichts kommt mehr aus seinem Mund. Das ist für einen Mann wie Zacharias, der es gewohnt war, als Priester Gottes Worte an die Menschen weiter zu geben ganz schön schwierig. Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn ich hier vorn nur noch Gesten und Handzeichen machen würde, aber kein Wort mehr sprechen könnte- irgendwie unvorstellbar. Zacharias ging nach Hause und fast ein Jahr später brachte Elisabeth einen gesunden Sohn zur Welt. Ein paar Tage später kamen Elisabeth und Zacharias mit ihrem Kind in den Tempel. Alle waren gespannt, wie er denn nun heißen würde. Sicher, wird er wie sein Vater oder Großvater heißen. Elisabeth sagte den Umstehenden: Er soll Johannes heißen. Die Umstehenden trauten ihren Ohren nicht. Sie riefen Zacharias herbei, und da er nicht sprechen konnte, schrieb er den Namen Johannes auf eine Tafel. Alle wunderten sich. Zacharias aber bekam seine Stimme zurück und mit dieser wiedergewonnen Stimme beginnt sein Lobgesang.
67 Und sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach: 68 Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk 69 und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Hause seines Dieners David – 70 wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten –, 71 dass er uns errettete von unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen, 72 und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern und gedächte an seinen heiligen Bund, 73 an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben, 74 dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde, ihm dienten ohne Furcht 75 unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen. 76 Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest 77 und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in der Vergebung ihrer Sünden, 78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe, 79 auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
Das erste, was Zacharias nach Monaten des Schweigens über die Lippen kommt, ist ein Loblied. Ja, es quillt schier aus ihm heraus.
Ich stelle mir vor, was Zacharias nach Monaten des Schweigens als erstes hätte sagen können. Vielleicht hätte er Gott auch einen Vorwurf machen können, wieso diese lange Zeit des Schweigens nötig war. Das ist doch Lebenszeit, die ihm verloren ging. Oder er hätte auch die ersten Worte an seine Frau gerichtet, die über Monate lang mit einem stummen Menschen gelebt hat. Oder, oder …
Das erste, was sich aus dem Innersten von Zacharias den Weg nach außen bahnt ist dieser Lobgesang. Zacharias ist überglücklich und dankt Gott, dass er sein Volk besucht und erlöst hat. Also er dankt Gott nicht nur für seinen Sohn, er weitet den Dank auf das ganze Gottesvolk aus. Zacharias kannte die Worte der Propheten gut genug, er war ja Priester. Und nun erzählt er allen Menschen um sich herum, dass das Kind sich einreiht in die Geschichte der Väter. Ja, er sagt, dass dieses Kind dem HERRN vorangehen wird und ihm den Weg bereiten wird. Was für eine Prophezeiung.
Gott wird seine Verheißung wahrmachen und seinen Sohn in die Welt senden. So hat es der Prophet Jesaja schon gesagt. Und nun soll diese Verheißung wirklich wahr werden? Zacharias hat es selbst erfahren, dass Gott sein Versprechen hält. Er, der selber gezweifelt hat, macht nun anderen Mut. Er, der nicht glauben konnte, stiftet Glauben und Vertrauen. Er hat es selbst ganz neu gelernt, was Vertrauen heißt.
Es dauert nicht mehr lang, dann wird das aufgehende Licht aus der Höhe zu uns kommen. Weihnachten, der Geburtstag des HERRN, unseres HERRN, ist nicht mehr fern. Wie sehnen wir uns nach diesem Licht- gerade in unseren Tagen. Wir sitzen in der Finsternis und im Schatten des Todes. Jeden Tag neu werden wir mit Zahlen konfrontiert, von Menschen, die durch das Virus krank oder auch aus dem Leben gerissen werden.
Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich zugeben, dass mir diese Worte: Finsternis und Tod in diesem Jahr besonders nah gehen. Und wie hänge ich an den Lippen von Zacharias, der mit seinen Worten einen Ausweg zeigt.
Mit der Geburt von Jesus kommt die Hoffnung neu in die Welt. Unsere Blickrichtung wechselt von der Finsternis zum Licht, von Krieg zum Frieden, von Schuld zur Vergebung, zur Barmherzigkeit Gottes.
Wir dürfen uns anstecken lassen von der mutmachenden Botschaft. Gottes Geist ist auch heute hier und will unsere Herzen erreichen und froh machen. Wir dürfen wie Johannes- Wegbereiter des HERRN werden. Sicher fragen manche jetzt, wie das gehen soll. Das muss jeder und jede für sich herausfinden.
Manchmal hilft schon ein Loblied im Herzen oder auf den Lippen. Das Herz frei machen von den düsteren Gedanken und es wie Zacharias laut herausrufen oder die Hände zum Gebet falten und für die beten, denen gerade die Worte fehlen.
Gott danken, dass ist eine Gabe des Heiligen Geistes, die ansteckt, wenn wir sie in uns zum Schwingen bringen. Gottes Geist macht uns lebendig und voller Zuversicht.
Lasst uns darauf vertrauen, dass Gott bei uns ist, uns begleitet und sein Versprechen hält, die Welt zu erlösen. Maranatha- Unser HERR wird kommen.
Amen
Gabriele von Dressler
Foto: Pfarrkirche hl. Johannes der Täufer, Kirchberg am Walde, Niederösterreich
Sonnenuhr an der Langhaussüdseite mit Darstellung von Johannes dem Täufer und lateinischen Inschriften „lucerna eius est agnus“ (Offb 21,23), „oriens ex alto“ (Lk 1,78 (Benedictus), „lumen de lumine“ (Nizäno-Konstantinopolitanum)
Foto: © BSonne / CC BY-SA 3.0 (Bild bearbeitet)