Ja! (Konfirmation 2018)
22.04.2018, 1. Joh. 4,7-12
22.04.2018, 1. Joh. 4,7-12
Liebe Gemeinde,
in den letzten Wochen haben mich die Konfirmanden immer wieder gefragt: was müssen wir denn bei der Konfirmation sagen. Müssen wir etwas auswendig aufsagen. „Nein“ habe ich gesagt, am Samstag beim Abschluss müsst ihr etwas sagen, aber bei der Konfirmation selber könnt ihr euch entspannen. Da müsst Ihr nichts mehr extra sagen.
Als ich den Gottesdienst dann vorbereitet habe, sah ich: ich habe mich getäuscht. Die Konfirmanden und Konfirmandinnen müssen sehr wohl etwas sagen!
„Ja“ müssen sie heute sagen.
Da haben wir ein schönes großes Ja.
2011 hat mein Mann das zum Jahr der Taufe gebastelt. Ab und zu stand es bei einer Tauffeier hier im Saal. Jetzt steht dieses große JA gut sichtbar bei uns in Königsfeld auf dem Dachboden über der Kirche. Jedenfalls für den gut sichtbar, der dort zufällig mal vorbeikommt. Das sind in der Regel aber höchstens die Hausmeister. Schade, wenn so ein schönes großes JA irgendwo herumsteht, wo selten jemand vorbei kommt.
Heute fand ich es genau den richtigen Anlass, es mal wieder vom Speicher zu holen, es abzustauben und mitten in den Raum zu stellen. Ein großes JA.
Wie ist das: sagen Sie schnell JA, wenn man Sie etwas fragt oder sagen Sie lieber erst mal Nein und überlegen es sich dann noch mal…
Es gibt da einen Film der „Ja-Sager“ vielleicht kennt den ja jemand.
Es geht da um Carl, ein Mann mittleren Alters in Los Angeles, Kreditberater. Er lebt seit seiner Scheidung zurückgezogen.
Da empfiehlt ein Freund ihm ein Motivationsseminar bei einem Guru. Er geht hin.
Danach nimmt er sich vor, nicht mehr „Nein, sondern nur noch „Ja“ zu sagen.
Ein Obdachloser fragt Carl, ob er ihn mitnehmen kann. Carl will „nein“ sagen, besinnt sich aber auf seinen Vorsatz und sagt „Ja“. Auch als dieser noch seine Brieftasche will.
Als er daraufhin ohne Sprit und Brieftasche zur Tankstelle kommt, trifft er dort auf eine Frau mit Namen Allison.
Sie bringt ihn nach Hause.
Ermutigt von ihrer Spontaneität und seinem neu gefunden Sinn für Möglichkeiten, fragt er sie, ob er sie küssen darf.
Zu seiner Überraschung sagt sie Ja und eine Beziehung beginnt. (Man merkt, es ist halt ein Film …)
Carl nutzt nun jede Gelegenheit, Ja zu sagen.
Es funktioniert immer zu seinem Vorteil, wenn er auch viele Dinge anfängt, die eigentlich wenig Sinn machen.
Auch bei der Arbeit bewilligt er jede Kreditanfrage, was ihm eine Beförderung einbringt. Auf die Dauer bleiben aber Verwicklungen nicht aus.
Ein Ja-Sager aus Prinzip:
Geht das?
Sie können das ja mal ausprobieren.
Kannst du mal zur Seite gehen? Ja.
Kannst Du mir mal dein Auto leihen? Ja.
Schreibst du mir meinen Aufsatz? Ja.
Kann ich heute mit meinen Freunden bei uns eine Übernachtungsparty machen? Ja.
Kaufst du mir einen neuen Computer? Ja.
Vielleicht sollten wir doch auch manchmal „nein“ sagen!
Auch Carl in dem Film geht irgendwann verwirrt und verzweifelt zu seinem Guru und erfährt, dass er ihm nie gesagt habe, er solle immer „ja“ sagen.
Er habe ihn lediglich auf neue Möglichkeiten hinweisen wollen.
Und ihm nicht die Fähigkeit zum „Nein-Sagen“ nehmen wollen, dort wo es nötig ist.
Nein-Sagen in entscheidenden Momenten ist wichtig, keine Frage. Aber heute geht es um das JA-Sagen!
Ihr, Konfirmandinnen und Konfirmanden sagt gleich JA. Wozu sagt Ihr da eigentlich JA?
Und wisst ihr was? Dieses JA hier ist gar nicht unser JA, das wir sprechen, es ist Gottes JA. Gottes großes JA zu uns steht hier im Raum.
Ich lese einen Abschnitt aus der Bibel (Textlesung 1. Joh. 4,7-12, Basis Bibel)
9 So ist Gottes Liebe bei uns sichtbar geworden: Gott sandte seinen einzigen Sohn in die Welt, damit wir durch ihn das Leben bekommen.
10 Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat. Er hat seinen Sohn gesandt, der für unsere Schuld sein Leben gegeben hat. So hat er uns mit Gott versöhnt.
„Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat.“ (Vers 10)
Gottes Liebe kommt uns zuvor. Sein Ja steht am Anfang von allem.
Gott schenkt Leben, gibt ihm Lebensraum. Er gibt den Menschen Freiheit, er traut ihnen etwas zu.
Gott sagt JA zu uns in der Taufe. Wir werden seine Kinder.
Ja und was ist mit den Menschen, die nicht getauft sind, fragte mich mal ein Junge, der sich überlegte, ob er sich taufen lassen soll. Hat Gott die nicht lieb? Sind das nicht seine Kinder?
Doch, klar hat er die auch lieb. Habe ich gesagt.
Bei der Taufe ist das so: wenn ich mich oder mein Kind taufen lasse, dann sage ich: Ja, Gott, ich glaube daran, dass du JA zu mir sagst und ich möchte dieses JA von dir hören. Ich möchte, dass es über mein Leben, über das Leben meines Kindes ausgesprochen wird.
Jesus Christus steht für dieses Ja Gottes.
Menschen, die ihm begegnen, erfahren, dass Gott ganz nahe ist, dass Gott heil macht und befreit. Gott überbrückt in Jesus die Kluft, die zwischen ihm und dem Menschen klafft. Er tut dies ein für alle mal im Tod Jesu und in seiner Auferstehung.
Als Jesus starb, sah es aus wie ein großes NEIN, aber es hat sich als ein großes JA erwiesen. Jesus lebt, allem zum Trotz und er möchte, dass auch wir leben, allem zum Trotz.
In der gemeinsamen Zeit, die wir seit September verbracht haben, habe ich einiges von euch erfahren. Und so weiß ich von manchen, die schon einiges mitgemacht haben.
Die Stürme des Lebens verschonen keinen. Vom Sturm haben wir vorhin in der Lesung gehört, vom Sturm der versucht das Haus auf dem Felsen umzublasen. Aber es gelingt ihm nicht. (Lk. 6,47-49)
Es kann Ereignisse in unserem Leben geben, die uns erschüttern, die an unseren Grundfesten rütteln.
Es ist gut zu wissen, dass wir trotz allem auf dieses Ja Gottes bauen dürfen, dass wir uns daran festhalten können. Es ist der Fels, auf den wir bauen können.
Manchmal ist es schwer, JA zu sagen, zu dem, was in unserem Leben passiert, manchmal laufen die Dinge anders, als wir sie uns wünschen. Auch wenn wir darum beten, wird Gott nicht alle unsere Wünsche erfüllen. Aber er wird unsere Wege mitgehen.
Und bei allem steht Gottes JA zu uns fest.Darauf können wir bauen.
Als ich vor einiger Zeit bei einer Konfirmation war, hatte dort ein Mädchen den Spruch gewählt: „Ich danke dir, Gott, dass du mich wunderbar gemacht hast. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.“ – „Meine Güte, wie angeberisch dieser Spruch ist!“, sagte meine Nachbarin daraufhin. „Wie kann man nur so von sich eingenommen sein!“
Ich war fast fassungslos über diese Reaktion. Ist es nicht fantastisch, wenn ein junges Mädchen so von sich sprechen kann? Wohlgemerkt es war ein ganz normales Mädchen und kein bisschen arrogant.
Sie hat sich hinein nehmen lassen in Gottes großes JA und es ging ihr gut damit. Fantastisch.
Dieses JA gilt. Sich hineinnehmen lassen in Gottes großes JA und dazu selbst JA sagen, das tut ihr heute:
„Ja, Gott, wir haben dein großes Ja gehört, das du zu uns sprichst und wir sagen Ja zu deinem Ja!“
Amen.
Annerose Klingner-Huss
Foto: zvg.