Dialogpredigt Luther und eine Person aus der Zeit heute
Predigtgottesdienst 2. November 2025 Reformationstag
Text: 5. Mose 6,4-9
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Ich: Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einzig! So beginnt der Text aus 5. Mose 6,4–9. Ich lese nun alle Verse: 4 Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer. 5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. 6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen 7 und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. 8 Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, 9 und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore. Wie freue ich mich, dass ich heute eine große Hilfe beim Auslegen des Textes habe. Ja, Martin Luther ist gekommen, das ist prima. Herzlich Willkommen Dr. Martin Luther.
ML: Danke, dass ich hier sein kann. Ich versuche, Dir zu helfen. Ja, Gottes Wort hat Kraft und Stärke. Wie ich das selbst erleben musste – ich kann dir sagen, das war nicht einfach. Ich habe die Bibel intensiv studiert Tag und Nacht.
Ich: Diese Worte sind kein abstrakter Lehrtext, sondern sie haben es in sich. Sie sagen uns: Hört auf Gott, lasst euch von ihm führen und gebt eure Erfahrung, die ihr mit ihm gemacht habt, weiter – im Familienkreis, in der Gemeinschaft, in der Gemeinde.
ML: Die Reformation beginnt dort, wo das Herz ganz auf Gott ausgerichtet ist und das Denken von der Schrift her neu geprägt wird. Zu meiner Zeit konnten viele Menschen die Bibel aber gar nicht lesen. Sie war in hebräisch und griechisch verfasst. Das hat mich schon geärgert, dass wir die wichtigen Worte nicht allen zu Verfügung stellen konnten.
Ich: Aber du hast da ja großes geleistet, Martin Luther. Du hast das Neue Testament innerhalb weniger Wochen übersetzt und zwar so, dass Du die Alltagssprache der Menschen als Grundlage benutzt hast. Großartig!
ML: Man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf den Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen; da verstehen sie es denn und merken, daß man Deutsch mit ihnen redet.
Ich: Das ist Dir wirklich gelungen. Erzähl mir doch bitte noch mehr von der Reformation. Warum war das so wichtig für Dich?
ML: Zunächst freue ich mich, dass ihr auch heute noch nach so langer Zeit an die Reformation denkt, die ich damals angestoßen habe. Das war damals schwer. Ungefähr 100 Jahre vor mir hat es schon einmal einen Versuch gegeben, die bestehende Kirche zu reformieren. Jan Hus aus Prag hat es probiert. Er musste aber für seine Idee mit seinem Leben bezahlen. An einem Ort, der gar nicht weit weg von hier war – in Konstanz im Jahr 1415.
Ich: Oh ja, von ihm haben wir gehört. Anhänger von seiner Idee haben dann 1452 in Kunvald die Anfänge der Brüder-Unität – Unitas Fratrum – begründet. Und daraus ist später die Brüdergemeine entstanden. Aber wie war das nun bei Dir?
ML: Die kath. Kirche brauchte Geld und hat deshalb Ablassbriefe in Umlauf gebracht. Mit diesen Briefen, für die die Menschen damals viel bezahlen mussten, konnten sie sich angeblich von ihren Sünden freikaufen. Das haben sie auch gemacht. Als ich davon erfuhr, wurde ich richtig wütend und habe mich dagegen gewährt. 95 Thesen habe ich verfasst und an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg angeschlagen.
Ich: Das ist mutig gewesen, sich dagegen zu stellen. Was stand denn in den Thesen drin?
ML: Meine erste These war: Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße“ u. s. w. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll. Also ein Christ soll sich seiner Schuld immer bewusst sein und damit zu Jesus kommen. Er allein kann sie vergeben. Ein Mensch ist also immer ein Sünder und zugleich ein Gerechter. Ein Sünder, durch die Art, wie er lebt, ein Gerechter allein aus Gottes Gnade. Das habe ich erkannt. Und dann habe ich einen Brief an den Erzbischof von Mainz und Magdeburg Albrecht von Brandenburg verfasst. So kann die Kirche nicht mit den Menschen umgehen. Sie verbreitet Angst und Furcht. Das konnte ich nicht zulassen.
Ich: Ich stelle mir gerade vor, wie das heute wäre. Viele Menschen wollen von Schuld und Sünde gar nichts mehr wissen. Wie ging es denn mit Dir weiter?
ML: Oh, es war brandgefährlich. Du kannst Dir vorstellen, dass die Kirche von meinen Thesen nicht begeistert war. Ich ging so weit, dass ich sogar die Vormachtstellung des Papstes angriff. Und die Angst vor dem Fegefeuer wollte ich den Menschen ersparen.
Ich: Du bist ganz schön mutig gewesen. Hattest Du keine Angst, dass es Dir genauso wie Jan Hus ergehen könnte?
ML: Doch schon. Ich hatte ja von ihm gehört. Aber weißt Du, wenn man so von einer Sache überzeugt ist, wie ich, dann riskiert man auch, neue Wege zu wagen.
Ich: Was meinst Du da konkret?
ML: Zum Beispiel habe ich in den Gottesdiensten immer den Gesang vermisst. Gut, die Psalmen wurden gesungen, aber nur vom Klerus – den Geistlichen. Ich dachte mir, wie schön es wäre, wenn die ganze Gemeinde singt. So habe ich die Gemeindelieder eingeführt.
Ich: Einen Gottesdienst ohne Gemeindegesang könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen.
ML: Und ein weiteres war mir wichtig. Ich habe es nicht verstanden, warum Pfarrer nicht heiraten und eine Familie um sich haben durften. Das habe ich auch schnell geändert. Da muss ich an meine liebe Frau denken – meine Käthe. Meine Käthe und ich, wir hatten ja sechs Kinder. Da war viel Trubel im Haus. Ich habe es geliebt. Aber Kinder wollen immer lernen. Da habe ich mir was einfallen lassen.
Ich: Da bin ich jetzt aber gespannt. Erzähl bitte weiter.
ML: Ich habe mir überlegt, dass Kinder die Liebe von Gott viel besser verstehen, wenn sie sie selbst erleben und nachspielen. Und so habe ich ein einfaches Krippenspiel geschrieben. Die Kinder liebten es und haben so die Geburt von Gottes Sohn gespielt und gefeiert.
Ich: Das war für alle sicher ein riesengroßes Erlebnis.
ML: Ja. So nach und nach haben sich die neuen Elemente im Gottesdienst durchgesetzt. Und so haben wir das Evangelium weitergegeben.
Ich: Und die protestantische Kirche ist entstanden. Das ist ein Geschenk.
ML: Aber eines möchte ich heute hier noch sagen. Bitte lasst den Glauben an Jesus Christus weiter lebendig sein. Ruht euch nicht auf dem aus, was ich gemacht habe. Das reicht nicht. Reformation musss es immer wieder geben – zu allen Zeiten. Wenn das Wort von Gott nicht lebendig weitergegeben wird, dann verliert es mehr und mehr an Bedeutung. Und nicht nur das Weitergeben ist wichtig – es muss gelebt werden. Es muss sozusagen vom Kopf ins Herz rutschen. Weißt Du, ich habe einmal gesagt: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ Und genauso meine ich das auch. Der Glaube muss eine Herzenssache werden.
Ich: Martin Luther, ich danke Dir, dass Du heute hier warst und uns mit hineingenommen hast in das, was Du für uns reformiert – neugemacht hast. Und danke auch für den Impuls, dass wir auch heute nicht stehen bleiben, sondern schauen, wie wir Gottes Wort lebendig und reichlich unter uns wohnen lassen. Reformation im Jahr 2025 – auch das ist wichtig und unsere Kirche von heute braucht sie dringender denn je. Neue Lieder wollen wir singen, Gottesdienste lebendig gestalten, überhaupt Neues wagen, das ist wichtig. Aber das Wichtigste ist, dass wir Gottes Wort lesen, studieren und in unserem Herzen tragen und bewegen. Dann können wir es unseren Kindern und Enkeln in Liebe weitergeben.
So lasst uns Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all unserer Kraft. Amen
Gabriele von Dressler
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