Sonntag, 7. September 2025
Predigt zu Psalm 36
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Liebe Gemeinde,
habt ihr heute Morgen schon den Gesang der Vögel gelauscht? Habt ihr beim Öffnen des Fensters den Herbst gerochen? Ich finde, es gibt zu jeder Jahreszeit einen besonderen Duft. Im Herbst riecht es nach reifen Früchten, gemähten und feuchten Wiesen, ja und nach Regen. Gottes Schöpfung können wir mit all unseren Sinnen wahrnehmen.
Heute wollen wir gemeinsam einen Blick in den 36. Psalm werfen – einen Psalm, der auf eindrucksvolle Weise die Größe Gottes beschreibt. Der Psalmbeter David spricht von Gottes Gerechtigkeit, Liebe, Treue, Güte und Geborgenheit– aber vor allem auch von seinem Wirken, das allen Geschöpfen gilt.
In den Versen 6-10 heißt es:
HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Diese Worte sind nicht nur eine bloße Dichtung, sie haben es in sich. Sie sind ein tiefes Bekenntnis: Gott ist nicht nur der Schöpfer des Menschen, sondern aller Lebewesen. Er liebt, erhält und schützt Menschen und Tiere gleichermaßen. Er ist ein Gott des Lebens für die ganze Schöpfung. Die Schöpfung ist sein großes Geschenk an uns, verbunden mit der Aufgabe, dass wir uns um sie sorgen und sie bewahren.
Wenn wir uns umschauen, sehen wir eine Fülle an Leben: Bäume, die uns Sauerstoff spenden. Tiere, die in den Wäldern, in Wiesen und im Wasser leben. Berge, Flüsse und Meere, die sich vor uns ausbreiten und Abbilder von Gottes herrlicher Schöpfung sind.
Der Psalmbeter erinnert uns daran, dass alles Leben aus Gottes Hand kommt. Und dass er – Gott selbst – es ist, der alles geschaffen hat und erhält. Das gibt uns Grund zur Dankbarkeit!
Aber: Mit dem Geschenk an uns kommt auch eine Aufgabe. Sie heißt: Verantwortung. Unser Leben hier in dieser Welt ist nicht für uns allein da. Wir sollen uns um unsere Mitgeschöpfe kümmern. Wir gehören untrennbar zusammen: Menschen, Tiere und Pflanzen. Und wir sollen sorgsam miteinander umgehen. Dabei müssen wir uns fragen:
Danken wir Gott täglich für unser Leben, für alles, was uns umgibt und für das tägliche Brot? Oder nehmen wir es als selbstverständlich hin, dass es uns gut geht und wir alles im Überfluss haben?
Danken wir ihm für die Schöpfung? Für das Wasser, das wir trinken, für die Tiere, die mit uns diese Welt teilen, für die Pflanzen, die uns Nahrung und Medizin geben?
Dankbarkeit können wir nicht nur in Worte fassen. Wir wollen sie auch leben und das hat dann Konsequenzen. Dankbarkeit zeigt sich auch besonders in unserem Umgang mit Gottes Schöpfung.
Ein großes Stichwort dazu ist die Nachhaltigkeit. Sie ist gelebte Dankbarkeit. In einer Welt, in der das Klima sich verändert, Artenvielfalt und Umwelt bedroht sind, ist es unsere grundlegende und verantwortungsvolle Aufgabe, nachhaltiger zu leben.
Wir sollen das nicht aus Zwang tun, sondern aus Liebe zu dem, was Gott geschaffen hat. Dabei müssen wir uns die Fragen stellen:
Wie gehe ich mit den Ressourcen um, die mir zur Verfügung stehen: mit Wasser, Strom und Lebensmitteln? Wie kaufe ich ein, und was schmeiße ich am Ende des Tages oder der Woche weg? Wie reise ich und wie könnte ich umweltfreundlicher unterwegs sein? Was ist mein persönlicher CO₂-Fußabdruck und wie kann ich ihn verringern? Die Konfirmanden haben vor ein paar Jahren ihren persönlichen CO2-Fußabdruck während der Konfitage auf dem Herrnhaag gemessen. Die Jugend ist für dieses Thema sensibilisiert.
Nachhaltigkeit beginnt bei dir und bei mir. Es beginnt in unserem Alltag. Es beginnt in uns, in unserem Herzen.
Weiter steht in Vers 10 sagt der Psalm: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht.“
Dieser Vers nennt uns den Ursprung unseres Lebens. Gott ist die Quelle unseres Lebens – nicht wir. Er steckt ganz viel Vertrauen in uns. Er ist die Quelle und wir sind seine berufenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in dieser Welt.
Der Psalm 36 lädt uns ein, die enge Beziehung zu Gott wieder neu zu suchen. Wir sind aufgerufen, wieder dankbarer ihm gegenüber und seiner Schöpfung zu werden. Wenn wir das ernst nehmen, verändert sich unser Blick auf unseren Konsum, auf die Natur, auf die Welt, wie sie in 20 Jahren für unsere Enkelkinder sein soll. Gott schenkt uns eine neue Haltung im Umgang mit dieser Welt.
Beginnen wir wieder zu Staunen, wenn wir draußen spazierengehen über die Vielfalt in Gottes Garten. Begegnen wir mit Ehrfurcht allem Leben um uns herum. Lassen wir uns ein, verantwortungsvoll zu handeln – aus dankbarer Liebe zu Gott und seiner Welt.
Denn unter dem Schatten seiner Flügel finden wir Zuflucht. Zu ihm können wir immer kommen und uns stärken lassen. Er gibt uns reichlich, was wir zum Leben brauchen. Auch heute sind wir eingeladen, Gast an seinem Tisch zu sein, wenn wir miteinander das Heilige Abendmahl feiern. Seine Liebe schließt uns alle ein. Amen
Gabriele von Dressler
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