Predigt am 17.08.2025 · 9. Sonntag nach Trinitatis
Matthäus 13, 44-46
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Liebe Gemeinde, stellen Sie sich vor: Sie finden etwas so Wertvolles, dass es Ihr Leben von einem Augenblick auf den anderen verändert. Nicht nur etwas Teures – sondern etwas, das so kostbar ist, dass Sie alles dafür geben würden.
Genau dieses Bild gibt uns Jesus in den beiden kurzen Gleichnissen: ein Mann, der einen Schatz im Acker findet, und ein Kaufmann, der eine kostbare Perle entdeckt. Und es ist dieselbe Erfahrung, die Paulus im Philipperbrief beschreibt – als er Christus in seiner wahren Größe erkannte, erschien ihm alles andere klein, vergänglich, ja wertlos im Vergleich zu der Freude, Ihn zu kennen.
Die Gleichnisse Jesu sind kurz und knackig.
- Im ersten Gleichnis arbeitet ein Mann auf einem Feld – vielleicht als Tagelöhner – und plötzlich stößt sein Spaten auf etwas Hartes. Er gräbt nach, findet eine Truhe und darin einen Schatz. Schnell versteckt er ihn wieder, verkauft alles, was er hat, und kauft das Feld.
- Im zweiten Gleichnis sucht ein Kaufmann gezielt nach Perlen. Er kennt sich aus. Er erkennt Qualität und Schönheit. Dann findet er die Perle schlechthin. Auch er verkauft alles, um sie zu erwerben.
In beiden Fällen gilt:
- Die Entdeckung ist unerwartet. Und sie ist größer als man hätte je erwarten können.
- Die Reaktion ist total – sie geben alles auf.
- Sie sind durch Freude motiviert, nicht Pflicht.
Jesus sagte schon, in beiden Fällen steht der Schatz für das Reich Gottes – für Gottes Herrschaft durch Christus, für das ewige Leben, für die Versöhnung mit Ihm. Wenn man ihn in seinem wahren Wert erkennt, will man nichts anderes.
Und Paulus’ Geschichte passt perfekt zu den Gleichnissen. Vor seiner Begegnung mit Christus konnte er mit einer beeindruckenden geistlichen „Karriere“ aufwarten:
- Er wurde beschnitten am achten Tag,
- Er war ein Hebräer von Hebräern,
- Er war ein Pharisäer,
- Er war voller Eifer für das Gesetz,
- Er war ohne Tadel in gesetzlicher Gerechtigkeit.
Liebe Gemeinde, wenn schon jemand sich rühmen konnte, dann war es Paulus. Doch nachdem er Christus begegnet war, sagt er: „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet.“
„Ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in Ihm erfunden werde.“
Paulus’ Schatz war Christus selbst – nicht nur Seine Lehre, nicht nur Seine Wundertaten, sondern Christus in Seiner rettenden Gnade. Um diesen Schatz zu gewinnen, musste Paulus alles loslassen, auf das er früher Wert gelegt hatte.
Es ist auffällig, dass weder Jesus im Gleichnis noch Paulus im Brief sprechen mit Bedauern. Da ist keine Bitterkeit über das Aufgegebene. Man trauert dem Aufgegebenen nicht nach. Der Mann im Gleichnis verkauft alles „in seiner Freude“. Paulus betrachtet seine tadellose Vergangenheit als „Dreck“ im Licht Christi.
Warum ausgerechnet Freude?
Weil man, wenn man den ewigen Wert Christi erkennt – Seine Liebe, Seine Vergebung, Seinen Sieg über den Tod – begreift: Nichts, was man für Ihn verliert, ist wirklich ein Verlust. Alles andere ist vergänglich; Christus ist ewig. Und Paulus weiß auch: Er ist noch nicht „am Ziel“. Den Schatz hat er gefunden, aber der Weg ist noch nicht zu Ende. „Ich jage ihm nach, ob ich es auch ergreifen möge, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.“
Glaube ist keine einmalige Transaktion, bei der man die „Perle“ kauft und sich dann zurücklehnt. Es ist ein lebenslanger Lauf – ein Dranbleiben, ein Weitergehen – bis zum Ziel, dem himmlischen Ruf Gottes in Christus.
Und das ist für uns wichtig:
- Wir messen den Glauben nicht an unserer Vergangenheit, sondern an unserer aktuellen Richtung. Nacht an wo wir gewesen sind, sondern an unsere Ausrichtung.
- Die Frage ist nicht: „Was habe ich erreicht?“, sondern: „Bin ich noch auf Christus hin unterwegs?“
Jesus und Paulus fordern uns heraus, uns zu fragen: Was ist mein Schatz?
Jesus sagt im Matthäus 6,21, „Wo dein Herz ist, da ist auch dein Schatz“. Wenn jemand unsere Zeit, unser Geld, unsere Aufmerksamkeit betrachten würde – was würde er für unseren „Schatz“ halten?
Ist es die Karriere? Die Bequemlichkeit? Das Ansehen? Selbst gute Dinge wie Familie oder Dienst können den falschen Platz einnehmen, wenn sie zum Hauptziel werden.
Das Evangelium lädt uns ein, Christus ins Zentrum zu stellen – nicht als eine Priorität unter vielen, sondern als den Schatz, der alle anderen neu ordnet.
Wenn Christus Ihr Schatz ist:
- Verändert sich Ihre Identität – Sie sind nicht mehr durch vergangene Erfolge oder Misserfolge definiert, sondern dadurch, dass Sie „in Ihm gefunden“ sind.
- Wenn Christus Ihr Schatz ist, verschieben sich Ihre Prioritäten – Sie denken langfristig. Sehr langfristig. Sie treffen Entscheidungen mit der Ewigkeit im Blick.
- Wenn Christus Ihr Schatz ist, vertieft sich Ihre Freude – Sie finden eine Freude, die kein Leid zerstören kann, weil Ihr Schatz unzerstörbar ist.
Nochmal zusammengefasst:
Der Mann im Gleichnis kaufte den Acker.
Der Kaufmann kaufte die Perle.
Paulus hielt alles außer Christus für Verlust.
Liebe Schwestern und Brüder – Christus ist es wert.
Mehr wert als Erfolg.
Mehr wert als Besitz.
Mehr wert als die Sicherheit des Gewohnten.
Darum: Streben Sie vorwärts. Halten Sie fest an dem Schatz, den Sie gefunden haben. Und laufen Sie weiter, bis Sie Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
Gerald MacDonald
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