6. Sonntag nach Trinitatis
1. Petrus 2,2-10
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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
nun dauert es nicht mehr lange und die Ferien sind in Reichweite. Wo geht es in diesem Jahr hin? Ans Meer, in die Berge? Bleibt ihr im Land oder geht die Reise ganz weit weg? Ich denke, die Urlaubspläne sind ganz unterschiedlich. Und sicher haben alle von uns Bilder im Kopf, die jetzt gerade in unserem Kopfkino ablaufen.
Bilder, die benutzt auch Petrus in seinem Brief. Und sie sprechen uns heute genau so an wie die Menschen damals.
seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf dass ihr durch sie wachset zum Heil, 3 da ihr schon geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist. 4 Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. 5 Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. 6 Darum steht in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.« 7 Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar. Für die aber, die nicht glauben, ist er »der Stein, den die Bauleute verworfen haben; der ist zum Eckstein geworden« 8 und »ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses« Sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind. 9 Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht; 10 die ihr einst nicht sein Volk wart, nun aber Gottes Volk seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid.
Das erste Bild ist das Bild eines Grundnahrungsmittels- der Milch. Wenn ein kleiner Mensch geboren wird, dann dauert es nicht lange, und er verlangt nach Nahrung- nach der Muttermilch. Und ist diese nicht sofort zur Verfügung, dann kann so ein kleines Menschlein sich ziemlich laut bemerkbar machen. Es schreit und das mit Ausdauer, bis das Grundbedürfnis im wahrsten Sinne des Wortes gestillt ist. Die Muttermilch ist für ein en Säugling lebensnotwendig zum Wachsen und Heranreifen. Petrus vergleicht dieses Grundbedürfnis nach Nahrung mit dem Stillen eines Säuglings, der nicht eher ruhig ist, bis er bekommt, was er braucht. Was für ein starkes Bild. Und ich frage mich, wenn die Milch nun verglichen wird mit Gottes Wort, wer von uns heute so sehr danach verlangt wie ein Baby? Ich nehme in der Zeit, in der wir leben eher wahr, dass das Bedürfnis nach Gottes Nähe abnimmt und an Bedeutungslosigkeit gewinnt. Fehlt da aber nicht etwas Entscheidendes? Berauben wir uns damit nicht selbst der täglichen Nahrung, die wir zum Leben brauchen? Wo bleibt der Aufschrei unter uns Menschen nach dem, was uns im Leben trägt und hält? Dieser Schrei ist lautlos geworden.
Weiter spricht Petrus vom lebendigen Stein. Dieses Bild ist zunächst ein Widerspruch in sich selbst. Ein Stein ist etwas Stoisches, Unbewegliches, Hartes und Kaltes. Steine können verschiedene Größen haben und zu viele davon, können den Weg versperren bzw. sehr holprig werden lassen. Und dann spricht Petrus vom Lebendigen Stein. Wie soll das gehen? Lebendigkeit und Unbeweglichkeit, das schließt sich doch aus. Petrus greift eine Aussage von Jesaja 28,16 auf – Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist. Dieser Eckstein hat eine wichtige Funktion. Um beim Bild des Petrus zu bleiben, ist der Eckstein der lebendige Stein Jesus Christus, auf dem das Gebäude des Glaubens gebaut ist. Im nächsten Vers kommen wir nun alle ins Spiel:
Ihr seid die lebendigen Steine. Wirklich? Taugen wir dazu überhaupt? Petrus macht uns Mut. Ja, wir sollen gemeinsam das geistliche Gebäude bilden. So- wie wir hier sind mit unseren Ecken und Kanten. Ein Stein allein ist da nutzlos. Erst, wenn die Steine aufeinander gebaut werden, dann kann ein Gebäude entstehen. Da ist jeder und jede von uns wichtig und wird gebraucht. So kann das Gebäude in die Höhe wachsen und stabil werden.
Immer wieder ist das Gebäude des Glaubens auch umgeben von Menschen, die nichts damit anfangen können. Sie versuchen von außen, Risse in die Fassade zu hämmern und die einzelnen Steine zum Bröckeln zu bringen. Für sie ist der Glaube und der Zusammenhalt schwer zu ertragen.
Und wir merken es auch heute, wie wichtig es ist, dass wir uns als Christen zu Wort melden müssen. Gerade wurde in mehreren Ländern eine härtere Gangart gegen Flüchtlinge beschlossen. Das können wir so nicht hinnehmen. Wo bleibt da das wichtige Gebot der Nächstenliebe? Und wir können es nicht für richtig erklären, dass Familien nun für längere Zeit getrennt leben müssen, weil der Familiennachwuchs erst einmal gestoppt wurde. Schürt nicht gerade diese unmenschliche Haltung noch mehr Wut und Hass? Wie würde es uns selbst gehen, wenn der eigene Mann oder die eigene Frau nicht in unserer Nähe wären?
Weiter schreibt Petrus- wir sind berufen durch die Finsternis ins Licht
Wir fühlen uns oft in der Finsternis gefangen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt und die gegenwärtige Situation macht uns manchmal hilflos. Wie gut, dass wir zusammengehören und unser Eckstein, Jesus Christus, das Glaubensgebäude zusammengefügt hat und hält. Ihm können wir unsere Sorgen und Nöte bringen. Er hört unsere verzweifelten Rufe und kennt die sprachlosen Momente, in denen uns selbst die Worte fehlen angesichts der Ungerechtigkeit und der Dunkelheit dieser Welt. Er ist das Licht, das uns leuchtet und uns neuen Mut macht zum Leben. Er selbst ist den Weg durch die tiefste Dunkelheit gegangen, um uns zu erlösen und wieder ans Licht zu bringen. Und Jesus gibt uns auch einen Auftrag: Seine Wohltaten sollen wir weitergeben. Wir sollen davon weitererzählen, was uns trägt und hält. Wenn die Gemeinschaft aus den vielen lebendigen Steinen nach außen sichtbar wird, dann können auch Menschen erreicht werden, die sich nach Wärme und Liebe sehnen.
Gottes Licht ist für alle Menschen da und seine Strahlkraft will zu allen gelangen. Sie lädt Menschen ein, auch lebendige Steine zu werden und Teile seines Gebäudes zu werden. Da gibt es noch viele Plätze, die frei sind.
Zuletzt spricht Petrus von der Gnade
Es ist nicht unser eigener Verdienst, dass wir zu Gottes auserwähltem Volk gehören. Es ist allein Gottes Gnade und seine große Liebe.
So lasst uns nun durch sein Wort an uns und unser Gebet unverbrüchlich mit Gott in Verbindung bleiben. Sein Wort soll unsere tägliche Grundnahrung sein.
Davon gestärkt gehen wir ermutigt unseren Glaubensweg weiter. Wir dürfen Licht der Welt und Salz der Erde sein. Jesus hat uns dazu berufen und er ruft uns auch heute noch.
Amen
Gabriele von Dressler
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