11. Mai 2025, Jubilate
Predigttext Johannes 15, 1-8
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„Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Alle Reben am Weinstock, die keine Trauben tragen, schneidet er ab. Aber die Frucht tragenden Reben beschneidet er sorgfältig, damit sie noch mehr Frucht bringen. Ihr seid schon gute Reben, weil ihr meine Botschaft gehört habt. Bleibt fest mit mir verbunden, und ich werde ebenso mit euch verbunden bleiben! Denn eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Früchte tragen, sondern nur, wenn sie am Weinstock hängt. Ebenso werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt.
Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, der trägt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten. Wer ohne mich lebt, wird wie eine unfruchtbare Rebe abgeschnitten und weggeworfen. Die verdorrten Reben werden gesammelt, ins Feuer geworfen und verbrannt. Wenn ihr aber fest mit mir verbunden bleibt und euch meine Worte zu Herzen nehmt, dürft ihr von Gott erbitten, was ihr wollt; ihr werdet es erhalten. Wenn ihr viel Frucht bringt und euch so als meine Jünger erweist, wird die Herrlichkeit meines Vaters sichtbar.“
Liebe Brüder, liebe Schwestern, liebe Mütter, Der Predigttext für heute geht um die wunderbaren Worte Jesu im Johannesevangelium, wo er sich selbst als den wahren Weinstock bezeichnet. Und wie passend ist es, dass wir heute auch unsere Mütter feiern und ehren – denn in ihrem Leben erkennen wir oft besonders deutlich, was es bedeutet, zu nähren, zu beschneiden, zu führen und zu lieben.
Jesus beginnt mit den Worten: „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.“ Zur Zeit Jesu spielte Wein eine große Rolle. Jesu erstes Wunder war die Verwandlung vom Wasser in Wein auf der Hochzeit zu Kana. Dementsprechend war der Weinstock sehr wichtig. Denn ohne einen guten Weinstock, gibt es keinen guten Wein. Ohne die Pflege des Weingärtners, wird der Weinstock krank. Und die Reben, die an ihn hängen, sind schwach und tragen keine Früchte. Das Gleichnis ist ziemlich klar: Gott Vater ist der Gärtner. Jesus ist der Weinstock. Wir sind die Reben. Und die Früchte, die wir tragen, sind die Gaben des Heiligen Geistes.
In der Landwirtschaft zur Zeit Jesu wurde der Weinstock sorgfältig gepflegt und die Reben regelmäßig beschnitten, um gute Frucht zu bringen. Jesus will uns damit sagen, dass wir ihn brauchen. Dass wir ohne ihn nichts tun können. So wie eine Rebe ihr Leben vom Weinstock bezieht, so müssen auch wir unser geistliches Leben von Christus beziehen. Geistliche Frucht bringen wir nicht aus eigener Kraft. Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung kommen alle nicht aus menschlicher Stärke, sondern aus der Verbindung mit Christus.
Ich finde es interessant, dass diese Früchte des Heiligen Geistes eher mit dem weiblichen Geschlecht in Beziehung gebracht werden. Eine gute Mutter zeichnet sich durch alle dieser Eigenschaften aus. Ich nenne sie nochmal: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Beim letzteren könnte man auch Selbstopferung sagen. Denn das zeichnet nun wirklich eine gute Mutter – aber auch Vater – auf jeden Fall aus.
Jesus sagt auch: „Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie noch mehr Früchte trägt.“ Liebe Schwestern und Brüder, Beschneidung ist ein schwieriger, aber notwendiger Prozess. Es bedeutet, das Überflüssige abzuschneiden – das, was das Wachstum hindert. In vieler Hinsicht spiegelt das die liebevolle Zurechtweisung und Führung einer Mutter wider. Eine gute Mutter lässt ihr Kind nicht einfach „wuchern“. Sie formt den Charakter, vermittelt Werte und korrigiert mit Liebe. Martin Luther sagte einmal, dass es kein lieblicheres, freundlicheres und anziehenderes Verhältnis, keine schönere Gemeinschaft, gibt, als eine gute Ehe.
Und er lobte in seinen Briefen und im Katechismus ausdrücklich die Mütter für ihren Beitrag zur christlichen Erziehung. Er nannte die Mutterschaft eine „heilige und gottgewollte Berufung“.
Mütter, ihr seid wie Weingärtner in den Leben eurer Kinder. Durch liebevolle Disziplin, durch manchmal schlaflose Nächte und eure Gebete helft ihr euren Kindern, ihren Platz als gesunde Reben am Weinstock Jesu eingepfropft zu werden.
Jesus sagt in Vers 5: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Und liebe Brüder und Schwestern: dabei ist die Reihenfolge wichtig: – zuerst bleiben, dann Frucht bringen. Heutzutage, in unserer leistungsorientierten Welt wird das oft vertauscht. Wir wollen tun, um unseren Wert zu beweisen. Doch Christus ruft uns zuerst dazu auf, in ihm zu sein.
Auch hier geben uns Mütter ein Vorbild. Eine Mutter hört nicht auf, ihr Kind zu lieben, wenn es weint, widerspricht oder das Elternhaus verlässt. Ihre Liebe bleibt. Genauso sollen auch wir in Christus bleiben – in seinem Wort, im Gebet, im Vertrauen – egal, welche Stürme kommen.
In Vers 8 sagt Jesus, was das Ziel ist: „Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet.“
Gott wird geehrt, wenn unser Leben die Frucht des Geistes zeigt – Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Gibt es eine greifbarere Frucht als das Vermächtnis einer gottesfürchtigen Mutter? Bei den Lebensläufen von Schwestern, die wir bei Beerdigungen hören, geht es oft um eine Mutter, deren Ehemann gefallen ist und die Kinder allein aufziehen musste. Ich denke auch an Timotheus, den jungen Schüler des Paulus. Im 2. Timotheusbrief erinnert ihn Paulus an den „ungeheuchelten Glauben, der zuvor gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike.“ Dieser Glaube trug Frucht – von Generation zu Generation.
Ja, liebe Schwestern und Brüder, Jesus sagt, „Bleibt in mir.“ Bleibt verbunden mit dem wahren Weinstock. Ob du Mutter oder Vater, Schuler oder Großelternteil bist – dein Leben bekommt Sinn, Kraft und Richtung, wenn es in Christus verwurzelt ist. Und lasst uns auch den Müttern danken, die uns geholfen haben, verwurzelt zu bleiben – die uns genährt, korrigiert, für uns gebetet und an uns geglaubt haben, als wir es selbst nicht konnten.
Und zu guter Letzt zitiere ich nochmal Martin Luther: „Wenn Gott große Dinge in der Welt tun will, schickt er keine Heere oder Nationen; er sendet ein Kind… und oft zu einer treuen Mutter.“
Gebet:
Himmlischer Vater, danke, dass du uns deinen Sohn, den wahren Weinstock, gesandt hast. Hilf uns, in ihm zu bleiben, damit unser Leben bleibende Frucht bringt. Danke für alle Mütter – für ihr nährendes Herz, ihre Geduld und ihr Opfer. Mögen wir sie heute und alle Tage ehren. Und mögen wir, wie die Reben am Weinstock, dich mit unserem Leben verherrlichen. In Jesu Namen, Amen.
Gerald MacDonald
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