Predigt am 29.12.2024
Matthäus 2, 13-23
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Liebe Brüder, liebe Schwestern, das Leben Christi hat einen doppelten Zweck. In erster Linie ist es stellvertretend. Das heißt, alles, was er getan und erlitten hat, geschah an unserer Stelle, zu unserem eigenen Wohl. Das heiß, wir sind von unseren Sünden gerettet, mit Gott versöhnt und haben wahre Gerechtigkeit vor Gott. Wir werden durch Gottes Gnade gerettet und empfangen sein Heil im Glauben.
Da wir nun durch den Glauben gerechtfertigt sind und Frieden mit Gott haben, dient das Leben Christi auch als Beispiel für uns. Dies bedeutet aber nicht, dass wir bloß wie Jesus auf einer heiligen Weise handeln – nach dem moralistischen „Was würde Jesus tun?“ – sondern wir folgen ihm auch im Kreuz und im Leiden.
Alles, was wir um Christi willen leiden, führt zu einem stärkeren Glauben an Christus. Das ist was der Paulus meint, wenn er in Römer 5 sagt: „Wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, und Geduld bewirkt Bewährung, und Bewährung Hoffnung, und Hoffnung lässt nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“
Liebe Schwestern und Brüder, das mag alles widersprüchlich erscheinen. Gott führt alles Leid zu einem wunderbaren, glorreichen Ergebnis. Aber genau so hat Gott auch in Jesus gehandelt. Jesus erlitt das Unerträgliche. Und das Resultat war das scheinbar Unmögliche: Unsere Rechtfertigung vor Gott.
Das Leben Christi ist stellvertretend, und es ist unser Beispiel. Diesen Aspekt unseres Lebens in Christus betrachten wir heute, wenn wir von der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten und der Ermordung der Unschuldigen in Bethlehem hören.
Was diese Woche wie schlechte Nachrichten erscheint, zeigt sich nächste Woche – oder noch später – als Gottes Führung. Maria und Joseph mussten nach Ägypten fliehen, weil König Herodes paranoid wurde, dass sein Thron durch einen Usurpator, der als der König der Juden bezeichnet wurde, bedroht wäre. Die Reise der Heiligen Familie nach Ägypten war eine beschwerliche Reise. Jesu Leben war in Gefahr. Es war für die damalige Zeit eine lange Reise. Es waren mindestens 75 Kilometer von Bethlehem nach Ägypten. Weil sie zu Fuß gehen mussten, dauerte die Reise mehrere Tage. Und die Familie musste mehr als nur ein paar Tage in Ägypten bleiben. Sie mussten fast ein Jahr warten, bis sie es wagen konnten, nach Israel zurückzukehren. Als Herodes der Große starb, trat ein ebenso böser Führer an seine Stelle, Herod Antipas, auf dessen Befehl Johannes der Täufer später enthauptet wurde. Nach ihrem Asyl in Ägypten, zog die Familie zurück nach Nazareth in Galiläa, und das war 150 Kilometer weiter als Bethlehem.
Der eingeborene Sohn unseres himmlischen Vaters verdient bessere Unterkünfte als diese bescheidenen. Er verdient eine bessere Frühkindheit. Er hätte nicht vor Städten und Ländern fliehen müssen, wegen eines sterblichen Königs, der sich um seinen irdischen Thron sorgte. Doch Jesus ist, wie Jesaja prophezeite, ein Mann der Schmerzen und vertraut mit Krankheit [Jes. 53:3]. Was für ein größeres Leid gibt es als den Tod vieler unschuldiger Kinder bei der Suche nach dem Christuskind. Alles schien zerstört. Liebe Schwestern und Brüder, die Freude der Weihnacht ist durchtränkt mit dem Tod und Leiden.
So ist es auf dieser Erde. Auf dieser Seite der Ewigkeit. So erging es allen Helden des Alten Testaments. Ihr Lebensweg war nie einfach. Joseph litt im Gefängnis, bevor er der zweitmächtigste Mann in Ägypten wurde.
Mose floh vor den Israeliten, bevor er den Herrn im brennenden Dornbusch traf und zu seinem Volk zurückkehrte, um sie aus Ägypten in das verheißene Land zu führen.
König David, nachdem er zum König von Israel gesalbt wurde, musste vor König Saul als Geächteter fliehen. Die drei jungen Männer in Babylon wurden in einen feurigen Ofen geworfen, weil sie den wahren Gott bekannten.
Daniel wurde in eine Löwengrube geworfen, weil er gegen ein ungerechtes Gesetz betete.
Selbst der Apostel Paulus musste viel um Christi Namen leiden. Er wurde ins Gefängnis geworfen. Er wurde fünfmal mit 39 Schlägen ausgepeitscht. Er wurde dreimal mit Stöcken geschlagen. Er wurde einmal gesteinigt. Und dreimal hat er Schiffbruch erlitten.
Das Leiden von Christen geht heute weiter. Hier in Königsfeld geht es uns verhältnismäßig gut. Aber viele von unseren Schwestern und Brüdern in anderen Ländern werden schrecklich verfolgt.
Es gibt aber einen Lichtblick für die, die um Christi Willen leiden: Denn Gott schützte Maria, Joseph und das Kind auf ihren Reisen nach und von Ägypten. Und Gottes Vorsehung zeigt sich durch die Erfüllung von drei Prophezeiungen im heutigen Evangelium:
„Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ (Hos. 11:1)
„Man hört Klagegeschrei und bittres Weinen in Rama: Rahel weint über ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen über ihre Kinder; denn es ist aus mit ihnen. “ (Jer. 31:15)
„…Er wird Nazarener genannt werden.“ [Jes. 9:1]
Das sind Hinweise darauf, dass Jesus der verheißenen Messias ist. Das Blut der unschuldigen Kinder, die durch Herodes’ Hand starben, bekennt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist. Paulus hat um Christi willen gelitten wie kaum ein anderer gelitten hat, und trotzdem konnte er in seinem Brief an die Römer schreiben: „Ich bin ganz sicher, dass alles, was wir in dieser Welt erleiden, nichts ist verglichen mit der Herrlichkeit, die Gott uns einmal schenken wird.“ (Röm. 8:18)
Hier im Gottesdienst erhalten wir einen bescheidenen Vorgeschmack auf diese zukünftige Herrlichkeit. Hier ruhen wir in Jesus Christus, während er uns unsere Sünden vergibt und unseren Glauben im Predigtwort und im Sakrament stärkt. Wenn wir seine Gegenwart hier verlassen, leben wir draußen in seiner Gnade, während wir uns von weltlichen Dingen abwenden und in Selbstverleugnung, Geduld und Gebet leben. Es gibt ein Ende für jedes Kreuz, und es kommt zur rechten Zeit Gottes. Wir bekennen unseren Glauben an Gott, der alles im Himmel und auf Erden erschaffen hat und noch immer regiert. Alles, was wir leiden, stärkt unseren Glauben, der uns mit Jesus Christus vereint. Es gab ein Ende vom Leiden der alttestamentlichen „Heiligen“, die ich genannt habe und auch ein endgültiges Ende ihres Lebens. Doch das Ende ihrer Pilgerschaft auf dieser Erde war nicht ihr endgültiges Ende. Es war nur der Anfang. Sie schlafen in Frieden und warten auf die Rückkehr Jesu, um sie von den Toten auferstehen zu lassen.
So ist es mit uns und allen Gläubigen. Wir sind die Kirche auf Erden, die in Hoffnung wartet. Wir warten in dem Versprechen, dass alles Leiden in Jesus Christus ein Ende hat. Er ist wohlvertraut mit Leiden. Er weiß, was es heißt, den einsamen Weg zu gehen, einen einsameren Weg, als wir je gehen werden. Er selbst ist ihn gegangen, und als unser Herr und Gott weiß er, wie er uns stärkt, ihm zu folgen. Wir sehen in seinem irdischen Leben die Gewissheit, wie unser Allmächtiger Vater auch für uns sorgt und uns vor allem Übel von Leib und Seele, Besitz und Ruf bewährt. Er wird uns sicher aus diesem Tal der Sorgen zu sich selbst bringen. Daher klammern wir uns an Gott, den Vater, und unseren Erlöser Jesus Christus über alles. Und wir bitten den Heiligen Geist uns Hoffnung und Ausharren zu schenken, bis Gottes Wille mit uns vollbracht wird. Amen.
Gerald MacDonald
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